Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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man sich nun diese beiden Tafeln wie ineinan<strong>der</strong>geschoben, so daß sie<br />
sich also gegenseitig übergreifen (Fig. 6), so müßte, wenn das Schwarz<br />
und Weiß sich mischen könnten, eine einheitliche graue Fläche entstehen.<br />
Diese aber wüpde ja, wie wir wissen, keine Farl;>en zeigen können! Daraus<br />
kann aber unmittelbar abgelesen werden, daß es sich bei <strong>der</strong> Neutralisation<br />
dieser polaren <strong>Farben</strong>paare um einen Vorgang handelt, <strong>der</strong> von<br />
dem Farbigen nur <strong>der</strong>en additiven Hell-Dunkelwert als Grau übrig läßt,<br />
die <strong>Farben</strong> aber durch die Polarität <strong>der</strong> in ihnen wirkenden gegensätzlichen<br />
Prozesse aufhebt.<br />
Wir können daher auch diese aus gegensätzlichen HeU-Dunkel-Prozessen<br />
hervorgegangenen drei <strong>Farben</strong>paare<br />
gelb ->- violett; rot ~--~>,..<br />
blau; pfirsichbliit ~->- grün<br />
polare <strong>Farben</strong>paare nennen (sonst als komplementäre <strong>Farben</strong>paare bezeichnet,<br />
einen Ausdruck, den man beibehalten kann, wenn man sich nur<br />
klar ist, daß sie sich nicht zu «weiß», son<strong>der</strong>n eben nur zu einem indifferenten<br />
«grau» ergänzen können, indem sie sich gegenseitig ihren<br />
Farbwert wegnehmen, so daß nur ihr additiver Hell-Dunkel-Wert übrigbleibt)<br />
. Im Gegensatz zur mo<strong>der</strong>nen Physik müssen wir also diese polaren<br />
o<strong>der</strong> komplementären <strong>Farben</strong> als solche <strong>Farben</strong>paare bezeichnen,<br />
die sich zu einem farbneutralen Gran ergänzen, das man seinem Hell<br />
Dunkel-Wert nach auch gewinnen könnte, wenn man entsprechendes<br />
Weiß und Schwarz bzw. Helligkeit und Dunkelheit mischte. 53<br />
Diese Eigenschaft <strong>der</strong> polaren <strong>Farben</strong>paare, die auch zum Verständnis<br />
<strong>der</strong> farbigen Nachbil<strong>der</strong> wie <strong>der</strong> farbigen Schatten von größter Wichtigkeit<br />
ist,54 ist aber im Goetheschen Sinne nur eine letzte konsequente<br />
Folge des Hervorgehens <strong>der</strong> <strong>Farben</strong>welt im Ganzen aus <strong>der</strong> Polarität von<br />
Licht und Finsternis! Denn sie ist nur aus dem gegen-dynamischen<br />
Prozeß <strong>der</strong> <strong>Entstehung</strong> dieser <strong>Farben</strong>paare innerlich einzusehen, wie wir<br />
sie in Abschnitt 11 deutlich schon charakterisiert und kontrastiert haben.<br />
Man kann diese bemerkenswerte und bedeutsame Tatsache auch<br />
durch einen Vergleich sich noch deutlicher machen. Man denke sich<br />
dazu zwei Magneten mit je einem Nord- und Südpol so zusammengebracht,<br />
daß <strong>der</strong> Nordpol des einen dem Südpol des an<strong>der</strong>en gegenübertritt,<br />
so werden diese sich anziehen und wie zu einem Stück magnetischem<br />
Eisen sich zusammenschließen. Die magnetische Kraft bei<strong>der</strong><br />
ist damit aber an dieser Stelle des Zusammenschlusses gerade aufgehoben.<br />
So werden auch beim Zusammentreffen polarer <strong>Farben</strong>paare die<br />
farbbildenden Kräfte durch die gegensätzlich in ihnen wirksamen Hell-<br />
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