Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten

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Deutlichkeit halber statt von den Linsen doch nochmals von einem Wassertrog von etwa 1 m Tiefe ausgegangen werden. Wir werden sehen, daß wir schon dabei dieselben Erscheinungen auffinden können, die uns dann bei den Linsen und schließlich auch beim Prisma nur leichter, deutlicher und stärker vor Augen treten. Es ist dabei am vorteilhaftesten, wenn wir (ganz im Sinne von Goethes Methode) die Metamorphosenreihe so vornehmen, daß wir auch hier an den Ausgangspunkt unserer Untersuchungen einen hellen Streifen zwischen dunklen Flächen bzw. einen dunklen Streifen zwischen hellen Flächen steIlen. Dieses «Muster» können wir in der Tat sehr gut auf unsere von dem Punkte L ausgehenden Lichtströme übertragen (Fig. 15). Wir werden dabei so verfahren, daß wir vor die Lichtquelle Leine kreisringförmige Blende anbringen, so daß das so begrenzte Licht die Trennfläche zwischen Luft und Wasser bzw. Wasser und Luft (Fig. 16) nur noch in Form eines konzentrischen Kreisrings erreicht. Die Figuren 15 und 16 stellen diesen Vorgang jeweils im Aufriß schematisch dar. Damit haben wir aber praktisch genau dasselbe, was wir in den Abschnitten II und III (Fig. 2 und 6) mit den weißen Streifen auf schwarzem Grund bzw. den schwarzen Streifen auf weißem Grund vorliegen hatten. Nur sind diese Streifen jetzt in ringförmiger Anordnung. Die «Verschiebungsrichtung» steht aber genau wie früher, so auch jetzt senkrecht zur Licht-Schattengrenze, d. h. die Bedingungen der Farbentstehung sind völlig adäquat den früher unter Abschnitt 11 und III beschriebenen. So dürfen wir auch erwarten, daß die Beobachtungen ein gleichartiges Ergebnis liefern. Und das tun sie auch! Daß im Falle des konvergierenden Lichtstromes (Fig. 15), der sich beim Uebergang von Luft in Wasser bildet, die äußere der kreisförmigen Hell-Dunkelgrenzen die Farben Rot-Gelb zeigen muß, haben wir im Abschnitt IV schon ausführlich dargelegt. Zugleich aber zeigt nun die innere der kreisförmigen Hell-Dunkelgrenzen die blau-violetten Farben. Woher rührt das? Nun, ganz einfach daher, daß sich am inneren Kreisrande die Rollen von Licht und Finsternis vertauschen. Denn wirkten am äußeren Kreisrande die Halbschatten mit dem starken Lichtstrom zusammen, so daß sich daraus rot-gelb ergeben mußte, so wird sich am inneren Rande die Finsternis gegen das Andrängen des Lichtes verstärken. Die Halbschatten bzw. Halblichter wirken daher dort gegen eine starke Finsternismassierung: die Folgen davon müssen nach dem Urphänomen die blauvioletten Farben sein. (Dabei sind Halbschatten und Halblichter im Grunde dasselbe «Trübe», nur das eine Mal als Dunkelheit gegen volle HeIligkeit gestellt, das andere Mal als HeIligkeit gegen volle Dunkelheit.) 76
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