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Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten

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ei denselben doch die Theorie einer sorgfältigeren Beobachtung voraus-<br />

~ili~ .<br />

Noch auf ein Weiteres aber sei hingewiesen. Bekanntlich entstehen<br />

«farbige Lichter» am reinsten zunächst heim Spektrum, das sich in <strong>der</strong><br />

<strong>Farben</strong>folge: Rot - Orange - Gelb - Grün - Blau - Indigo - Violett herausbildet,<br />

wenn ein sehr schmaler Lichtzylin<strong>der</strong> durch ein Prisma hindurchgeht<br />

und sein Bild nachher als verschwommenes kontinuierliches <strong>Farben</strong>band<br />

erscheint. Diese «reinen» Spektralfarben hat man nun zu einer beson<strong>der</strong>en<br />

Kategorie von <strong>Farben</strong> erklärt und sie als Prototyp <strong>der</strong>jenigen <strong>Farben</strong> hingestellt,<br />

<strong>der</strong>en Mischung eben nur den Gesetzen <strong>der</strong> «additiven» <strong>Farben</strong>mischung<br />

unterliege, während alle an<strong>der</strong>en <strong>Farben</strong> <strong>der</strong> «subtraktiven»<br />

Mischung als «unreine» Körperfarben gehorchten. Und man stellte den<br />

noch markanteren Satz zur Unterscheidung im <strong>Farben</strong>bereiche auf:<br />

Reine Spektralfarben mischen sich nur «additiv»<br />

Körperfarben (Pigmente) mischen sich nur «subtraktiv».<br />

Mit dieser Feststellung, die man auf Grund <strong>der</strong> Phänomene glaubte treffen<br />

zu müssen, riß man nun das ganze Bereich des Farbigen in zwei grundgegensätzliche<br />

Gebiete auseinan<strong>der</strong>. Und da es die Physik nur eigentlich<br />

mit «reinen Spektralfarben» (<strong>der</strong>en Definition nach Wellenlängen erfolgte)<br />

zu tun haben wollte, die Malerei aber z. B. Wasserfarben, Oelfarben und so<br />

weiter benutzte, so entstand damit wie<strong>der</strong>um ein radikaler Unterschied<br />

zwischen dem Wirksamwerden <strong>der</strong> Farbe in <strong>der</strong> Wissenschaft (Physik)<br />

und <strong>der</strong> Farbe in <strong>der</strong> Kunst (Malerei). Die beiden Gebiete wurden streng<br />

geson<strong>der</strong>t und ihre Aussagen über die Farbe streng zwei verschiedenen,<br />

nicht miteinan<strong>der</strong> verbundenen Seinsbereichen zugeordnet. Ein für die<br />

Einheitlichkeit des <strong>Farben</strong>reiches (z. B. im Goetheschen Sinne) empfängliches<br />

Gemüt, eine für den inneren Zusammenhang von Wissenschaft und<br />

Kunst sich bemühende Philosophie sahen sich gerade gegenüber dieser<br />

Sachlage vor einen schmerzlichen Abgrund gestellt. Tief.er, als man gemeinhin<br />

glaubt, hat gerade diese Anschauung des völligen An<strong>der</strong>sseins<br />

von Spektral- und Körperfarben, von additiver und subtraktiver <strong>Farben</strong>mischung<br />

auflösend auf ein einheitlich Wissenschaft und Kunst umspannendes<br />

Weltbild gewirkt - und wirkt in diesem Sinne mächtig auch heute<br />

noch ein. Ist dies nun de~ unverbrüchliche Tatbestand, mit dem man sich<br />

abzufinden hat?<br />

Zunächst scheint <strong>der</strong> äußere Sinneseindruck dieser Anschauung von <strong>der</strong><br />

Wesensverschi.edenheit <strong>der</strong> Mischungsgesetze bei den Spektralfarben und<br />

Körperfarben Recht zu geben.. Und so steht man, auch wenn man sich gegen<br />

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