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Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten

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eine gewisse Farbe empfindet, nur eine rein subjektive, organbedingte Reaktion<br />

unseres Organismus Auge auf die allein als real anzusehenden und in<br />

<strong>der</strong> Außenwelt vorhandenen Wellenlängen sein solL Durch eine solche Anschauung<br />

wird aber <strong>der</strong> Blick des Menschen von dem ja naturgemäß Qualitativen<br />

<strong>der</strong> Farbe ganz abgelenkt, da die Erforschung von <strong>der</strong>en Gesetzen<br />

dann nicht mehr eine physikalische, son<strong>der</strong>n rein sinnes-physiologische<br />

Frage wird.<br />

Mit den Worten:<br />

«Die rote Farbe wird vom Organismus nicht empfunden, weil sie an einen entsprechenden<br />

Bewegungsvorgang draußen im Raume gebunden ist, son<strong>der</strong>n weil Auge,<br />

Sehnerv und Gehirn so organisiert sind, daß sie einen farblosen Bewegungsvorgang in<br />

eine Farbe übersetzen.))<br />

charakterisiert Rudolf Steiner schon 1897 diese Grundanschauung, welcher<br />

die Wissenschaft bis heute anhängt. In treffenden Gedankengängen<br />

aber versucht er in seinen gesamten philosophischen Schriften, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> «Philosophie <strong>der</strong> Freiheit», die Unhaltbarkeit dieses Gedankengangs<br />

nachzuweisen. In dem Buche «Goethes Weltanschauung» sagt er<br />

darüber das Folgende:<br />

«Eine Empfindung, die durch einen wirklichen Lichteindruck entsteht, ist inhaltlich<br />

unzertrennlich verbunden mit dem Räumlich-Zeitlichen, das ihr entspricht. Die<br />

Bewegung eines Körpers und seine Farbe sind auf ganz gleiche Weise Wahrnehmungsinhalt.<br />

Wenn man die Bewegung für sich vorstellt, so abstrahiert man von dem, was<br />

man noch sonst an den Körpern wahrnimmt ... Alles Mathematische und Mechanische<br />

ist an Farbe, Wärme und an<strong>der</strong>e Qualitäten gebunden ... Das Rot, das ich sehe, und<br />

die Lichtschwingungen, die <strong>der</strong> Physiker als diesem Rot entsprechend nachweist, sind<br />

in Wirklichkeit eine Einheit, die nur <strong>der</strong> abstrahierende Verstand voneinan<strong>der</strong> trennen<br />

kann.))<br />

Rudolf Steiner ist also <strong>der</strong> Ansicht - im Gegensatz zu <strong>der</strong> bis heute<br />

gleichfalls noch gültigen Denkungsart -, daß nichts in Wirklichkeit dafür<br />

spricht, den Sinneseindruck rot für rein subjektiv und die ihm zugrunde<br />

liegende Wellenlänge als allein objektiv anzusehen.<br />

«Für einen Anhänger <strong>der</strong> Goetheschen Weltanschauung sind die Lichtschwingungen<br />

im Räume Vorgänge, denen keine an<strong>der</strong>e Art von Wirklichkeit zukommt als dem<br />

übrigen Wahrnehmungsinhalt. . _ . Wäre ein Auge so organisiert, daß es das Hin- und<br />

Herschwingen eines Dinges, das in einer Sekunde sich 400 Billionen mal wie<strong>der</strong>holt,<br />

noch in allen Einzelheiten beobachten könnte, so würde sich ein solcher Vorgang genau<br />

so darstellen wie einer <strong>der</strong> grob-sinnlichen Welt.)) 12<br />

Die Farbe Rot ist somit nur ein bestimmter Teil des objektiven Wahrnehmungsgehalts,<br />

den ein Ding <strong>der</strong> Welt dem aufnehmenden Sinnesorgan<br />

Auge darbietet, während es an<strong>der</strong>e seiner Qualitäten, wie Wärme, Weichheit<br />

und so weiter, ja auch quantitativ meßbare Vorgänge, an<strong>der</strong>en Sinnen<br />

offenbart. Nichts nötigt also dazu, das eine für wirklicher als das an<strong>der</strong>e<br />

zu halten. Das aber tut bis heute die Wissenschaft mit allen Qualitäten, die<br />

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