Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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ganz von vornherein darüber im klaren sein, daß wir es dabei ebenfalls<br />
nur mit einer Bildverrückung des rechteckigen Ausschnitts durch das<br />
Prisma zu tun haben und daß die Form des Rechtecks gar nichts mit<br />
dem Lichte selbst zu tun hat. Denn hätten wir ,die Oeffnung im Fenster<br />
Laden bzw_ die Objektivbegrenzung nicht rechteckig, son<strong>der</strong>n kreisrund<br />
gemacht, so hätten wir auf einem Schirm, <strong>der</strong> senkrecht zum Fortgang<br />
des Lichtes, nach dem Prismadurchgang, angebracht worden wäre, nicht<br />
ein Rechteck, sün<strong>der</strong>n einen weißen Kreis erhalten, <strong>der</strong> ebenso oben<br />
und unten mit farbigen Rän<strong>der</strong>n und Säumen versehen gewesen wäre. 35<br />
Wir haben .also auch hier streng festzuhalten, daß wir es mit einer<br />
durch das Prisma hervorgerufenen Bildverrückung zutun hilben, indem<br />
die auf dem Schirm entstehende helle Fläche nur ein Ausdruck <strong>der</strong> dem<br />
Licht zugemuteten Begrenzung darstellt. Und vor alle~ müssen wir<br />
genau beachten, daß nicht nur das Helle des Lichtbandes o<strong>der</strong> Lichtzylin<strong>der</strong>s<br />
(bzw. Lichtkegels) eine Verrückung erfahren hat" son<strong>der</strong>n<br />
ebenso das an das Helle angrenzende Dunkle. Wir müssen also bei <strong>der</strong><br />
Erfassung <strong>der</strong> Phänomene stets dieses angrenzende Dunkle genauso in<br />
die Betrachtung einbeziehen wie das Helle selbst. Das ist ein Umstand,<br />
<strong>der</strong> eben in <strong>der</strong> Newtonsehen Optik in keiner Weise beachtet wird, bei<br />
<strong>der</strong> man nur auf das isolierte Helle eingeht und die angrenzende Dunkelheit<br />
als bloße «Abwesenheit von Licht» ansieht. Damit steht man aber<br />
auf dem Standpunkte, den ein Mathematiker einnehmen würde, <strong>der</strong> die<br />
negativen Zahlen nicht als selbständige Qualitäten bestimmter Größe<br />
und Ordnung ansehen würde, son<strong>der</strong>n statt ihrer nur von einem Gebiet<br />
allgemeiner Art sprechen würde, wo es keine positiven Zahlen gäbe. D,as<br />
Dunkle muß auch hier als eine dem Lichte entgegengestellte eigene Welt<br />
mit ebenso konkreter Differenzierung angesehen werden wie das Helle.<br />
Erst wenn man sich dazu entschließen wird, wird es eine klare Begriffsbildung<br />
in den Gebieten <strong>der</strong> Optik und <strong>Farben</strong>lehre geben. Und man<br />
wird dann nicht, wie bei dem sonst verdienstvollen, aber dennoch ganz<br />
newtonisch gefärbten Buche von E. Heimenda,hJ36, das jüngst erschienen<br />
ist, Anschauungen finden wie diese, daß Schwarz «die Farbe des vollkommen<br />
verdunkelten Lichtes» ist. Nein, Schwarz ist im Sinne einer<br />
realen Anschauung die physische Repräsentanz <strong>der</strong> dem Licht polaren,<br />
aber ebenso realen selbständigen Finsternis, wie Weiß die physische<br />
Repräsentanz des Lichtes selbst ist. Ohne die reale Anerkennung <strong>der</strong><br />
Finsternis bleibt die Lichtlehre in einem Zustand, <strong>der</strong> einer Mathematik<br />
entspräche, die nur positive Zahlen kennt und für die die ganzen negativen<br />
Zahlen nur als «Abwes,enheitsbereich positiver Zahlen» fungier-<br />
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