Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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halten sind, son<strong>der</strong>n daß sie ihre <strong>Entstehung</strong> allein dem polarischen Gegensatz<br />
von Licht und Finsternis, von Helligkeit und Dunkelheit, verdanken.<br />
Nur wo die letzteren zusammenwirken, wo also zwei Kräfte im Gegeneinan<strong>der</strong>wirken<br />
sich betätigen, entstehen für ihn die <strong>Farben</strong>. Sie sind nach<br />
seiner Ansicht nicht schon ursprünglich im Lichte enthalten, son<strong>der</strong>n entstehen<br />
vielmehr erst am Lichte und zwar da, wo dieses mit seinem Gegenpol,<br />
<strong>der</strong> Dunkelheit, in beson<strong>der</strong>er Weise zur Wirksamkeit und Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
aufgerufen wird. 3<br />
«<strong>Farben</strong> sind Taten des Lichtes; Taten und Leiden» - so sagt er, das<br />
heißt also Erscheinungen, die nicht aus dem Lichte allein hervorgehend<br />
gedacht werden dürfen, son<strong>der</strong>n als Aeußerungen, Handlungen des Lichtes<br />
angesehen werden müssen, zu denen es sich aufgerufen fühlt, wenn es<br />
mit seinem Gegenspieler, <strong>der</strong> Dunkelheit, zusammenwirken muß.<br />
In seinem Buche «Goethes Weltanschauung» (1897 und Neuauflagen<br />
1918 bis 1961) gibt Rudolf Steiner eine klare Uebersicht über Goethes<br />
Anschauungen zur <strong>Farben</strong>lehre und sagt auch dort: 4<br />
«Das Licht stellt sich <strong>der</strong> Beobachtung dar als (Briefwechsel Goethes mit Jacobi S.167). Ihm entgegengesetzt<br />
ist die Finsternis. Für Goethe ist die Finsternis nicht die völlig kraftlose<br />
Abwesenheit des Lichtes. Sie ist ein Wirksames. Sie stellt sich dem Licht entgegen und<br />
tritt mit ihm in Wechselwirkung.»<br />
Und etwas später:<br />
«Goethe stellt sich vor, daß Licht und Finsternis sich zueinan<strong>der</strong> ähnlich verhalten<br />
wie <strong>der</strong> Nord- und Südpol eines Magneten. Die Finsternis kann das Licht in seiner<br />
Wirkungskraft schwächen. Umgekehrt kann das Licht die Energie <strong>der</strong> Finsternis beschränken.<br />
In beiden Fällen entsteht die Farhe.»<br />
Und noch deutlicher bringt Rudolf Steiner diesen Gegensatz zwischen<br />
<strong>der</strong> Anschauung Goethes und Newtons beziehungsweise <strong>der</strong> heutigen Physiker<br />
dadurch zum Ausdruck, daß er auf ihn noch ausdrücklich mit den<br />
Worten hinweist:<br />
«Eine physikalische Anschauung, die sich die Finsternis als das vollkommen Unwirksame<br />
denkt, kann von einer solchen Wechselwirkung nicht sprechen. Sie muß daher<br />
die <strong>Farben</strong> allein aus dem Licht herleiten.» 5<br />
Und ein zweites Mal:<br />
«Weil am Lichte sich die <strong>Farben</strong> entwickeln, also <strong>der</strong> Idee nach schon in demselben<br />
enthalten sein müssen, glaubt sie, sie seien auch tatsächlich, materiell in demselben<br />
enthalten und werden durch das Prisma und die dunkle Umgrenzung nur hervorgeholt.»<br />
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Zugleich aber weist Rudolf Steiner auf das physikalisch Unstatthafte,<br />
auf die innere Inkonsequenz hin, die einer Anschauung zugrunde liegt,<br />
welche die Finsternis nur als Abwesenheit von Licht ansieht, anstatt sie für<br />
eine ebensolche Realität wie das Licht selbst zu halten:<br />
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