Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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Nebenbild mitverschoben werde, das im Sinne <strong>der</strong> Bildverrückung über<br />
das Hauptbild hinzöge und zugleich ihm etwas voreile. In diesem voreilenden<br />
Nebenbild sah er die Trübe gegeben, die einmal über Weiß<br />
o<strong>der</strong> Helligkeit sich ausbreitend das Gelblich-Rote, das an<strong>der</strong>e Mal über<br />
Schwarz o<strong>der</strong> Dunkelheit hinziehend das Blaue o<strong>der</strong> Violette hervorbringen<br />
sollte. Und läge ein solches Nebenbild als wirkliches Faktum<br />
vor, so wäre kein Zweifel, daß es damit gelungen wäre, die <strong>prismatischen</strong><br />
<strong>Farben</strong> auf das Urphänomen in seiner doppelten Gestalt zurückgeführt<br />
zu haben.<br />
Wir wollen damit zum Zentralpunkt unserer gesamten Darstellung<br />
kommen und suchen, ob diese Goethesche Vorstellung von dem Nebenbilde<br />
wirklich haltbar ist. Dabei kann uns die gerade an dieser Frage<br />
vielfach aufgeworfene Kritik an Goethes <strong>Farben</strong>lehre den Blick beson<strong>der</strong>s<br />
schärfen. Außerdem besagt eine Fußnote RudoH Steiners 61 in den<br />
«Materialien zur Geschichte <strong>der</strong> <strong>Farben</strong>lehre» von Goethe anläßlich <strong>der</strong><br />
Besprechung <strong>der</strong> Ansichten des Forschers Nuguet das Folgende:<br />
«Allein es ist gerade dies <strong>der</strong> Punkt, wo die Goethesche <strong>Farben</strong>lehre einer<br />
wesentlichen Ergänzung und Verbesserung bedarf.»<br />
Sollte sich diese Ansicht Rudolf Steiners als richtig herausstellen,<br />
so wäre hier ein Mangel zu beheben und eine von Goethe noch nicht<br />
. vollständig gelöste <strong>Zur</strong>ückführung <strong>der</strong> <strong>prismatischen</strong> <strong>Farben</strong> auf das<br />
Urphänomen nachzuholen. In den folgenden zwei Abschnitten werden<br />
wir sehen, daß eine solche «Ergänzung und Verbesserung» <strong>der</strong> Goetheschen<br />
<strong>Farben</strong>lehre an diesem Punkte in <strong>der</strong> Tat nötig ist, und wir<br />
wollen versuchen, dies nach bestem Vermögen zu leisten.<br />
34 Erstveröffentlichung: «Menschenschule» 1963 Hefte 8/9 und 10/11.<br />
35 Da ein mit dem brechenden Keil nach abwärts gerichtetes Prisma das Bild des<br />
Kreises nach aufwärts verschiebt, gerät ein vorher senkrecht gestellter Schirm,<br />
allerdings nun in Schräglage zu <strong>der</strong> Lichtausbreitung hinter dem Prisma und <strong>der</strong><br />
mit farbigen Rän<strong>der</strong>n und Säumen versehene Kreisfleck erscheint dann in elliptisch<br />
verän<strong>der</strong>ter Form.<br />
36 Siehe E. Heimendahl: «Licht und Farbe, Ordnung und Funktion <strong>der</strong> Farbwelt»<br />
und dessen eingehende kritische Besprechung durch H. O. Proskauer in <strong>der</strong> Zeitschrift<br />
«Blätter für Anthroposophie», Heft 7/8 und 9, 1963.<br />
37 Siehe zu dieser Anerkennung <strong>der</strong> Realität <strong>der</strong> Finsternis auch die aus dem «Lichtkurs»<br />
Rudolf Steiners zitierten Worte in dem Aufsatz des Verfassers «Versuch,<br />
das Phänomen <strong>der</strong> farbigen Schatten von einer neuen Seite her zu betrachten»,<br />
in <strong>der</strong> Zeitschrift «Menschenschule», Heft 6/7, 1962, Verlag R. G. Zbinden & Co.,<br />
Basel.<br />
38 Siehe dazu auch den Aufsatz des Verfassers: «Eine bedeutsame Erweiterung von<br />
Goethes <strong>Farben</strong>lehre. Das positive und das negative Quecksilberspektrum» in <strong>der</strong><br />
Zeitschrift «Blätter für Anthroposophie», Heft 11, 1963, wo diese Anschauung<br />
Goethes auf die Erklärung <strong>der</strong> Phänomene <strong>der</strong> Spektralanalyse ausgedehnt ist.<br />
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