Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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Daraus aber folgt <strong>der</strong> Satz: Die «subjektive» Bildverrückung, -verzerrung<br />
und Farbgebung ist das genau gleichwertige Gegenstück zur «objektiven»<br />
bei gleicher PrismensteIlung und gleicher Lage von Auge und<br />
Lichtquelle zum Bildschirm. 44 O<strong>der</strong>: unser Auge ist so beschaffen, daß<br />
es beim Hindurchblicken durch das Prisma die genau entgegengesetzten<br />
Bildverrückungen, -verzerrungen und Farbrän<strong>der</strong>ungen «subjektiv» erlebt,<br />
die das Licht «objektiv» hervorruft, wenn es als Lichtquelle an die<br />
Stelle des Auges tritt!<br />
Man könnte dies auch so ausdrücken: das Auge ist so beschaffen, daß<br />
es die Kraft besitzt, das, was «objektiv» vom Licht an Bildverrückung<br />
und Farbgebung im <strong>prismatischen</strong> Vorgang hervorgerufen wird, durch<br />
den Blick durch dasselbe Prisma rückgängig zu machen! Und in <strong>der</strong> Tat<br />
ist dieser Versuch ein erstaunlicher und überraschen<strong>der</strong>: Blickt man<br />
durch dasselbe Prisma, welches den Lichtausschnitt rechteckiger Art<br />
farbgerän<strong>der</strong>t und verschoben auf dem Schirm zur Anschauung bringt,<br />
auf eben diesen Lichtausschnitt, so verschwinden sowohl dessen Verrückung<br />
wie Verzerrung als auch dessen farbige Rän<strong>der</strong>, und man hat<br />
den Bildausschnitt so vor sich, als ob er ohne jedes Prisma auf dem<br />
Schirm erzeugt worden wäre, nur ein wenig lichtschwächer. Der durch<br />
dasselbe Prisma dringende Blick des Auges kann also vollkommen rückgängig<br />
machen, was am Lichte selbst (und an <strong>der</strong> angrenzenden Dunkelheit!)<br />
beim Durchgang des Lichtes durch das Prisma geschehen ist!<br />
Licht und Auge, Lichtquelle und Lichtaufnahme( organ) sind somit<br />
polare Welt qualitäten gleicher Objektivität.<br />
Zu je<strong>der</strong> «objektiven» Versuchsreihe muß es also eine nach den gleichen<br />
Bedingungen zustandekommende subjektive Versuchsreihe geben,<br />
und umgekehrt. In seinem vorzüglichen Aufsatz «Der Raum des Lichtes<br />
und <strong>der</strong> Finsternis» hat Kar! Stockmeyer 45 schon darauf hingewiesen,<br />
wie diese Polarität von Lichtquelle und Lichtsenke (Lichtversinkungsstelle),<br />
als die unser Auge auch gelten muß, nicht früh genug für eine<br />
richtige Begriffsbildung auf dem Gebiete <strong>der</strong> Optik herausgearbeitet<br />
werden kann. Er sagt dort:<br />
«Der Lichtvorgang urnfaßt den Raum so, daß dabei ein Gegensatz auftritt, <strong>der</strong><br />
Gegensatz von Lichtquelle und von Lichtversinkung, <strong>der</strong> Gegensatz von Lichtemission<br />
und Lichtabsorption.» - «Das Sehen steht, insofern es in einem Absorptionsvorgang<br />
anhebt, <strong>der</strong> Lichtquelle polarisch gegenüber.»46<br />
Auch Rudolf Steiner weist in seinem Buche «Goethes Weltanschauung»<br />
auf die bedeutsamen Worte Goethes in den Einleitungen zum didaktischen<br />
Teil <strong>der</strong> «<strong>Farben</strong>lehre» hin, wo dieser sagt:<br />
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