Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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wird. 41 Wir sehen hier verschoben ein Helleres, was von einem Dunkleren begrenzt<br />
wird ;42 wir sehen das Dunklere nach oben geschoben 41 und weil es ein helleres<br />
Ende 'hat,40 so sehen wir das auch mit nach oben geschobenf 3 Wenn man solch<br />
einen Komplex hinstellt, ein Dunkleres und ein Helleres, dann muß man sagen: Es<br />
wird eigentlich das Hellere nur als die obere Grenze verschoben. 43 Wenn man abstrahiert<br />
einen hellen Fleck, dann spricht man aber oftmals so, als ob nur dieser<br />
helle Fleck verschoben würde; das aber ist ein UndingfO Aber auch wenn ich hier<br />
auf diesen hellen Fleck hinschaue,41 so ist es nicht wahr, daß bloß er verschoben<br />
wird, son<strong>der</strong>n in Wirklichkeit wird dasjenige, was ich da unten das Nichts nenne,<br />
auch hinauf verschoben. Dasjenige, was verschoben wird, ist niemals irgend etwas,<br />
was ich so abstrakt abgrenzen kann. Wenn ich also das Experiment mache, das<br />
Newton gemacht hat, wenn ich einlasse einen Lichtkegel, dieser abgelenkt wird<br />
durch das Prisma, so ist es nicht wahr, daß bloß <strong>der</strong> Lichtkegel verschoben wird,4°<br />
son<strong>der</strong>n es wird auch dasjenige, von dem von oben her nach unten <strong>der</strong> Lichtkegel<br />
die Grenze ist, mitverschoben ... »<br />
Man fühlt ordentlich, wenn man sich den Inhalt dieser Sätze ganz<br />
zu eigen macht, wie dieses Umdenken eine innere Anstrengung bedeutet,<br />
wie dieses Sich-frei-Machen von <strong>der</strong> Abstraktion (Illusion!) des isolierten<br />
Lichtkegels und das reale Hinzunehmen <strong>der</strong> mitangrenzenden Dunkelheit<br />
einen entscheidenden Erkenntnisschritt zur Realität hin bedeuten.<br />
Wir werden erst in den folgenden zwei Abschnitten ganz deutlich erkennen,<br />
wie wichtig diese Realitätserfassung des Hellen und des es begrenzenden<br />
Dunklen für das Enträtseln <strong>der</strong> <strong>prismatischen</strong> Farberscheinungen<br />
sein wird.<br />
Wir können nun das Gesehene auch noch so zusammenfassen, daß<br />
wir sagen: das «objektiv» entworfene farbgerän<strong>der</strong>te Bild ist nach denselben<br />
Gesetzmäßigkeiten gefärbt (und verschoben), die wir «subjektiv»<br />
auch dadurch realisieren könnten, daß wir durch ein Prisma mit aufwärts<br />
gerichtetem Keil auf eine entsprechende Dunkel-Hell-Dunkel-Fläche<br />
des Schirmes schauten, die von eir:em zweiten Projektionsapparate ohne<br />
Prisma entworfen würde! O<strong>der</strong> auch: Wir bekommen im «objektiven»<br />
Versuch genau dieselbe Erscheinung an Bildverrückung, Bildverzerrung<br />
und Färbung wie bei ,den früher beschriebenen «subjektiven» Sehversuchen,<br />
wenn wir einfach' den brechenden Keil des Prismas umdrehen,<br />
also nach aufwärts richten! - Fassen wir also zur besseren Einprägung<br />
<strong>der</strong> vorliegenden Verhältnisse nochmals zusammen:<br />
Versuch 1<br />
«objektiv»<br />
I :subjektiv»<br />
3<br />
«objektiv»<br />
I :sUbjektiv»<br />
Brechen<strong>der</strong> Keil abwärts aufwärts aufwärts abwärts<br />
Bildverrückung aufwärts aufwärts abwärts abwärts<br />
Bildverzerrung kQnkav konkav konvex konvex<br />
<strong>Farben</strong> am oberen Rand blau-violett blau-violett rot-gelb rot-gelh<br />
<strong>Farben</strong> am unteren Rand rot-gelb rot-gelb blau-violett blau-violett<br />
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