Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten
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Dunkel-Prozesse aufgehoben und es tritt optisch Farblosigkeit (farbloses<br />
Grau) ein, genau so wie es bei den beiden zusammengebrachten Magnetenden<br />
zu unmagnetischem Eisen kommt.<br />
Auch an dieser Stelle sieht man wie<strong>der</strong>, wie eine Goethesche Physik<br />
dieselben Phänomene ganz an<strong>der</strong>s erklären muß als eine auf Newtons<br />
Denkweise aufbauende_ Diese an<strong>der</strong>en Erklärungen aber sind <strong>der</strong> Ausdruck<br />
einer qualitativ in das Prozessuale <strong>der</strong> <strong>Farben</strong>tstehung eindringenden<br />
Denkweise. 55<br />
Damit aber sind wir auch zu dem Punkte gelangt, wo die «subjektiven»<br />
und «objektiven» Versuchsreihen am Prisma und ihre sonstigen<br />
gegenseitigen Beziehungen, wie die polaren <strong>Farben</strong>paare und so<br />
weiter in allen wesentlichen Grundzügen dargestellt sind, wie sie sich<br />
in den «Beiträgen zur Optik» und in <strong>der</strong> «<strong>Farben</strong>lehre» vorfinden. Mithin<br />
ist aber die immer schon aufgetauchte Frage sehr akut geworden:<br />
Wie hängt diese prismatische <strong>Farben</strong>tstehung mit den sonstigen Vorgängen<br />
<strong>der</strong> Natur zusammen, bei denen ebenfalls Farbigkeit sich bildet?<br />
An welchen Naturvorgängen beobachten wir auch sonst das unmittelbare<br />
Hervorgehen eines Farbigen und welches sind dabei die Bedingungen<br />
seines Entstehens? Und können wir hoffen, einen gemeinsamen Urgrund<br />
zu finden, aus dem überhaupt alles Farbige sich bildet, <strong>der</strong> also<br />
auch bei <strong>der</strong> <strong>prismatischen</strong> <strong>Farben</strong>tstehung sich bewahrheiten müßte?<br />
Mit diesen Fragestellungen kommen wir auf den Quellpunkt <strong>der</strong> Goetheschen<br />
<strong>Farben</strong>lehre. Denn Goethes Ueberzeugung beruht darauf, daß<br />
es einen solchen Ausgangspunkt alles Farbigen in <strong>der</strong> Natur geben<br />
müsse, eine einfachste Urbedingung gleichsam, die in <strong>der</strong> Natur vorliegen<br />
müsse, damit überhaupt ein Farbiges entstehen könne. So frägt<br />
er nach dem Urphänomen alles Farbigen, das es zu finden gilt und das<br />
die Natur selbst dem schauenden Menschengeiste offenbaren muß. Ist<br />
dieses Urphänomen einmal als eine Urtatsache wahrgenommen und<br />
rein ausgesprochen, so besteht im Sinne Goethes alle Wissenschaft <strong>der</strong><br />
<strong>Farben</strong>lehre «nur» darin, das Wirken dieser Urtatsache, dieses Urphänomens<br />
überall, auch in den kompliziertesten Erscheinungen (wo<br />
es zum Teil nur verhüllt zu Tage kommt), aufzuspüren. Ist es daher gelungen,<br />
eine beliebige Erscheinung des Farbigen restlos auf das Wirksamsein<br />
des Urphänomens zurückzuführen, so ist damit die Erkenntnisaufgabe<br />
dieses Rätsels <strong>der</strong> Natur gelöst. Der Mensch durchschaut dann<br />
in <strong>der</strong> Offenlegung <strong>der</strong> Art des Wirkens des Urphänomens in <strong>der</strong> speziellen<br />
Erscheinung die Wege und Mittel, mit <strong>der</strong> die Natur dieselbe<br />
hervorruft. Er ist mit seinem Geiste im Inneren <strong>der</strong> Natur, er spricht mit<br />
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