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Gerhard Ott: Zur Entstehung der prismatischen ... - Farben-Welten

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mit einem breiten Saume; da, wo sie aber an das Dunkel grenzt, entsteht nach <strong>der</strong><br />

Lehre <strong>der</strong> Steigerung und Beschattung das Gelbrote als ein schmalerer Rand. - An<br />

<strong>der</strong> entgegengesetzten Seite hält sich das gedrängte Blau an <strong>der</strong> Grenze; <strong>der</strong> vorstrebende<br />

Saum aber, als ein leichtes Trübes über das Schwarz verbreitet, läßt uns<br />

die violette Farbe sehen, nach eben denselben Bedingungen, welche oben bei <strong>der</strong><br />

Lehre von den trüben Mitteln angegeben worden und welche sich künftig in mehreren<br />

an<strong>der</strong>en Fällen gleichmäßig wirksam zeigen werden.» (§§ 239-242 <strong>der</strong> «<strong>Farben</strong>lehre».)<br />

Zu diesen Darlegungen gibt R'Ildolf Steiner in den Ausgaben <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Schriften Goethes in Kürschners «Deutscher National­<br />

Literatur» noch zwei Bildskizzen, die, nur etwas verdeutlicht, in den Figuren<br />

7 und 8 wie<strong>der</strong>gegeben sind, und fügt dort auch die Fußnotentexte<br />

hinzu, die den Figuren 7 und 8 in Druckschrift wörtlich beigdügt sind.<br />

Man lese also dieselben an dieser Stelle nochmals nach, um das Folgende<br />

deutlich zu verstehen.<br />

Wenn nun auch Goethe in diesen Paragraphen seiner «<strong>Farben</strong>lehre»<br />

noch sehr sicher seine Ansicht vorträgt, daß sich auf die in Fig. 8 angedeutete<br />

Art un.d Weise die <strong>Farben</strong> <strong>der</strong> <strong>prismatischen</strong> Rän<strong>der</strong> und Säume «aus<br />

<strong>der</strong> Lehre von den trüben Mitteln gar bequem ableiten lassen» (1810), so<br />

schreibt er doch sehr viel später in einem Briefe an Chr. D. von Büttel vom<br />

3. Mai 1827 ganz offen das Folgende:<br />

«Sodann, wenn Sie bemerken, daß <strong>der</strong> prismatische Fall, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> objektive,<br />

nicht ganz befriedigend aus jenen Anfängen abgeleitet sei, so gebe ich es gerne zu<br />

und eröffne nur so viel im allgemeinsten: wie ein reines Anschauen uns vollkommen<br />

überzeugt und beruhigt, so bedienen wir uns <strong>der</strong> Analogie, um uns selbst und an<strong>der</strong>e<br />

einstweilen zu beruhigen und zu beschwichtigen.»<br />

Aus diesen Sätzen geht 'aber doch sehr deutlich hervor, daß Goethe in<br />

diesem Punkte später nicht mehr so ganz sicher war und daß er selbst fühlte<br />

(wie wohl Büttel richtig bemerkte), daß die <strong>Zur</strong>ückführung <strong>der</strong> <strong>prismatischen</strong><br />

<strong>Farben</strong> auf das Urphänomen ihm nicht vollständig gelungen war.<br />

Mit den aus den Spieg.elungs-Vorgängen (Fig. 7) auf die Bildverrückungsvorgänge<br />

(Fig. 8) beim Prisma im Analogieverjahren übertragenen Vorstellungen<br />

des Haupt- und Nebenbildes ist allerdings in Goethes Darlegungen<br />

ein Element eingeflossen, das seinen sonstigen Forschungsmethoden<br />

nicht angemessen ist. Interessanterweise findet sich nun bei den<br />

«Materialien zur Geschichte <strong>der</strong> <strong>Farben</strong>lehre» eine weitere Anmerkung<br />

Rudolf Steiners, die deutlich zeigt, daß auch er diese Schwäche in <strong>der</strong> Argumentation<br />

Goethes an diesem - allerdings zentralen! - Punkte klar erkannte.<br />

Goethe bespricht dort die Ansichten eines Vorgängers in <strong>der</strong> Geschichte<br />

<strong>der</strong> <strong>Farben</strong>erforschung, des französischen Forschers Nuguet. Diese<br />

kommen zwar in mancher Hinsicht den Goetheschen nahe, weichen aber<br />

gerade in diesem Punkte von ihnen ab. Und Rudolf Steiner fügt zu Goethes<br />

Darstellungen das Folgende als Anmerkung hinzu:<br />

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