Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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434 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />
Betriebsräte sind tendenziell stärker in ihrem Befinden beeinträchtigt (nämlich<br />
39,7% in mindestens einem Bereich) als Personen, die nicht Betriebsräte sind<br />
(30,6%). Bei den Betriebsräten zeigt sich die Beeinträchtigung vor allem in den Bereichen<br />
Gereiztheit (mit 28,9% unter den psychischen Beeinträchtigungen dominierend)<br />
und Alkoholkonsum (9,6% können als alkoholabhängig eingeschätzt werden).<br />
Körperliche bzw. psychosomatische Befindensbeeinträchtigungen fallen nur<br />
schwach ins Gewicht (6%), doch die Interviews förderten in der persönlichen Biographie<br />
vieler Betriebsräte mark<strong>an</strong>te körperliche Beeinträchtigungen zutage, die im<br />
Zuge von „kritischen Ereignissen” auftraten.<br />
Die Be<strong>an</strong>spruchungen der Betriebsräte sind signifik<strong>an</strong>t höher als der Personen in<br />
den Sekundärdaten: 71,1% der Betriebsräte sind in mindestens einem Bereich hoch<br />
be<strong>an</strong>sprucht, während dies in den Sekundärdaten „nur” 41,4% sind.<br />
Be<strong>an</strong>spruchungen liegen vor allem im Arbeitsinhalt, und hier besonders in der Ver<strong>an</strong>twortung,<br />
der hohen Komplexität sowie der hohen Intensität.<br />
Bezüglich der Rahmenbedingungen der Arbeit erweisen sich die org<strong>an</strong>isatorischen<br />
Änderungen als der elementarste Be<strong>an</strong>spruchungsfaktor der Betriebsräte.<br />
Die Be<strong>an</strong>spruchung durch soziale Faktoren erweist sich in den qu<strong>an</strong>titativen Ergebnissen<br />
als relativ gering. Am stärksten wirken die fehlende Unterstützung durch die<br />
Belegschaft und die Geschäftsführung. Auch persönliche und vor allem fachliche<br />
Probleme am Arbeitsplatz fallen ins Gewicht.<br />
In den sonstigen Lebensbereichen erweist sich die m<strong>an</strong>gelnde Freizeit als größtes<br />
Problem.<br />
Generell sind die Interessenvertreter also einem hohen Be<strong>an</strong>spruchungspotential<br />
ausgesetzt, das aufgrund diverser Ressourcen (Identifikation mit der Tätigkeit, Motivation,<br />
großer H<strong>an</strong>dlungsspielraum, z.T. Gestaltungsmacht) zu vergleichsweise geringen –<br />
aber dennoch in Teilbereichen gravierenden – Beeinträchtigungen führt. Aus den Resultaten<br />
lassen sich auch einige Möglichkeiten ableiten, die Be<strong>an</strong>spruchungen vermindern,<br />
so dass auch das Ausmaß <strong>an</strong> Beeinträchtigungen kleiner wird.<br />
Weiterführende Überlegungen zu Maßnahmen zur Prävention und<br />
Reduktion von Belastungen<br />
Eine zentrale Möglichkeit der Reduktion von Be<strong>an</strong>spruchungen liegt im Prinzip<br />
des Delegierens bzw. der Arbeitsteilung innerhalb des Betriebsratskollegiums. Die Qualifikation<br />
der M<strong>an</strong>datare ist der nächste wichtige Punkt zur Verminderung von bzw.<br />
Prävention von Be<strong>an</strong>spruchungen, wobei es dazu zunächst notwendig ist, Schlüsselqualifikationen<br />
von BR zu identifizieren. Weiters kommt auch dem Wissensm<strong>an</strong>agement<br />
innerhalb des Betriebsratsgremiums eine hoher Stellenwert zu.<br />
Zudem sollte die Möglichkeit geboten werden, eigene aktuelle Be<strong>an</strong>spruchungen<br />
im Zuge von Klausuren und/oder individuellem Coaching zu thematisieren. Seine Tätigkeit<br />
verl<strong>an</strong>gt jedoch auch vom BR die Flexibilität zu erlernen, zwischen Nähe und<br />
Dist<strong>an</strong>z zum einzelnen Belegschaftsmitglied variieren zu können, ohne den Anspruchsteller<br />
gleich vor den Kopf zu stoßen. Schließlich ist auch es schon bei der