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Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag

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388 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />

Auch bezogen auf die Auswirkungen perm<strong>an</strong>enter Gruppenarbeit zeigten sich in<br />

den verschiedenen aktuellen Studien (sieben Studien <strong>an</strong>alysiert, eine eigene Studie<br />

durchgeführt) nur schwache Tendenzen hinsichtlich einer Veränderung der Arbeitsstrukturen.<br />

Die in verschiedenen Untersuchungen beobachteten massiven Umstrukturierungen<br />

betreffen offensichtlich wenige als innovativ geltende Unternehmen, die häufig<br />

für empirische Studien her<strong>an</strong>gezogen werden. Damit werden die mehrdeutigen Ergebnisse<br />

einzelner Studien in ihrer Gesamtheit wesentlich klarer: In der Breite sind derzeit<br />

keine größeren Veränderungen der Arbeitsstrukturen sowie der Stellung und Aufgaben<br />

der betrieblichen Führungskräfte zu erkennen.<br />

Bei der Zusammenführung der Ergebnisse der einzelnen Analysen werden weitere<br />

Aspekte deutlich. Im Gegensatz zu früheren Studien über tayloristische Strukturen, bei<br />

denen die (zutreffenden) Prognosen über einen Fortbest<strong>an</strong>d des Meisters häufig eher auf<br />

dem subjektiven Eindruck der Forscher als auf den empirischen Daten beruhen, zeigen<br />

sich in aktuellen Untersuchungen klare Tendenzen hin zur einer Stärkung der Stellung<br />

der betrieblichen Führungskräfte und der Meister als deren häufigsten Repräsent<strong>an</strong>ten.<br />

Dies ist vor allem auf die veränderten Beziehungen zu den indirekten Bereichen sowie<br />

die oft größere Dist<strong>an</strong>z zum direkten Vorgesetzten in Verbindung mit der Reduzierung<br />

von Hierarchieebenen zurückzuführen. Mit der gestärkten Stellung korrespondieren in<br />

der Regel eine höhere Ver<strong>an</strong>twortung der betrieblichen Führungskräfte für die Ergebnisse<br />

des eigenen Bereiches und zum Teil erweiterte Entscheidungsbefugnisse.<br />

Die beobachtete Entwicklung lässt sich allerdings kaum als Umsetzung neuer M<strong>an</strong>agementkonzepte<br />

bezeichnen. Die Gegenüberstellung von Konzeption und Umsetzung<br />

umfassender Qualitätsm<strong>an</strong>agement-Konzepte offenbart die erwarteten starken Diskrep<strong>an</strong>zen.<br />

Realisierte Ansätze perm<strong>an</strong>enter Gruppenarbeit orientieren sich kaum <strong>an</strong> den<br />

Ansprüchen teilautonomer Arbeitsgruppen. Zu Le<strong>an</strong> M<strong>an</strong>agement und auch zu Fertigungsteams<br />

werden hier zwar größere Parallelen deutlich, die allerdings weniger auf die<br />

konsequente Umsetzung dieser Ansätze als auf deren geringe Unterschiede zu den bisherigen<br />

tayloristischen Strukturen zurückzuführen sind.<br />

Die in Relation zu den Erwartungen eher geringen Veränderungen von Stellung<br />

und Aufgaben der betrieblichen Führungskräfte führen auch zu positiven Prognosen<br />

hinsichtlich der Zukunft des Meisters als Arbeitskraft- und Qualifikationstypus. Die<br />

schon in den 20er Jahren häufig thematisierte Substitution der Meister durch Höherqualifizierte<br />

bleibt auch derzeit in den meisten Betrieben ohne Bedeutung. Obwohl der (Industrie-)Meister<br />

auch weiterhin die dominierende betriebliche Führungskraft ist, sind<br />

Qualifizierungsaktivitäten erforderlich. Dabei ist allerdings davor zu warnen, die Qualifizierung<br />

des Meisters auf eine Rolle hin auszurichten, welche dieser offensichtlich,<br />

zumindest in absehbarer Zukunft, bedingt durch unzureichende strukturelle Rahmenbedingungen<br />

nicht ausfüllen k<strong>an</strong>n. Qualifizierungsmaßnahmen sollten daher nicht auf<br />

neue Formen der Arbeitsorg<strong>an</strong>isation, deren Umsetzung mehr als fraglich ist, ausgerichtet<br />

sein, sondern das gezielte Ausnutzen derzeitiger H<strong>an</strong>dlungsspielräume und Schritte<br />

zu einem veränderten Führungsverhalten in den Vordergrund stellen. Hier wird Forschungsbedarf<br />

deutlich, zumal derartige Konzepte mit der Zielsetzung einer ‘Hilfe zur<br />

Selbsthilfe’ zu konzipieren sind, um eine erfolgreiche Umsetzung auch außerhalb von<br />

Forschungsprojekten zu ermöglichen.

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