Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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372 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />
bereits implementiert wurde. Ziel der Arbeit ist daher die Analyse von verschiedenen<br />
Einflussfaktoren auf die Bewertung von Teilzeitarbeit in den neuen Bundesländern<br />
durch die Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen. Übergreifend geht es um Empfehlungen für die<br />
Gestaltung von Teilzeitarbeit für Unternehmen.<br />
Anreizsysteme bilden die theoretische Basis der Arbeit. Erörtert werden die Ziele,<br />
die Unternehmen mit dem Angebot von Anreizen verfolgen, zu unterscheidende Anreizarten<br />
und w<strong>an</strong>n diese als solche von Mitarbeitern/innen wahrgenommen werden bzw.<br />
welche Faktoren hierauf Einfluss nehmen. Zudem wird Arbeitszeit als spezieller Anreiz<br />
eingehend dargestellt – auch die Situation in der DDR. Hauptteil der theoretischen<br />
Grundlagen bildet die Beschreibung / Analyse von Faktoren, die auf die Wahrnehmung<br />
und Bewertung der Teilzeitarbeit durch Mitarbeiterinnen in den neuen Bundesländern<br />
Einfluss nehmen können.<br />
Die empirische Untersuchung basiert auf zwei Datenquellen. Zum einen wurden 63<br />
Interviews in Unternehmen in den neuen Bundesländern durchgeführt, die jeweils in<br />
Form einer 360-Grad-Analyse aufgebaut sind. Zum <strong>an</strong>deren bilden Daten des Sozioökonomischen<br />
P<strong>an</strong>els (SOEP) für Ostdeutschl<strong>an</strong>d mit i.d.R. 916 Datensätzen die qu<strong>an</strong>titative<br />
Basis der Untersuchung.<br />
Eine Analyse der Daten erfolgt in drei Bereichen. Hinsichtlich des Einflusses personenzentrierter<br />
Faktoren auf die Akzept<strong>an</strong>z/Bewertung von Teilzeitarbeit als Anreiz ist<br />
festzuhalten, dass die wahrgenommene geringere Vereinbarkeit von Familie und Beruf,<br />
traditionellere Rollenvorstellungen, aber auch geringere Karrierevorstellungen und die<br />
Bewertung einzelner Berufsaspekte – wie z.B. die geringere Bedeutung von Einflussnahme<br />
im Beruf oder selbständiges Arbeiten – bei Teilzeitmitarbeiterinnen im Vergleich<br />
zu Vollzeitmitarbeitern/innen häufiger <strong>an</strong>zutreffen sind und Einfluss auf die Bewertung<br />
nehmen. Ebenso zeigt sich, dass die - unerwartet häufig verbreitete - unfreiwillige<br />
Teilzeitarbeit einen negativen Einfluss, insbesondere aufgrund der ausbleibenden<br />
Anpassung des Arbeitsvolumens, auf die Akzept<strong>an</strong>z sowohl der Teilzeitmitarbeiterinnen,<br />
aber vor allem auch auf die Akzept<strong>an</strong>z der Teilzeitarbeit als Alternative für Vollzeitmitarbeiter<br />
nimmt.<br />
Als situationszentrierte Faktoren auf Org<strong>an</strong>isationsebene werden z.B. qualitative<br />
Aspekte der Tätigkeit, Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, die Teilzeitarbeitspolitik<br />
im Unternehmen, die Entlohnung, das Verhältnis tatsächlicher zur vereinbarten<br />
Arbeitszeit, Arbeitsplatzsicherheit etc. untersucht, wobei zahlreiche Benachteiligungen<br />
für Teilzeitmitarbeiterinnen zu konstatieren sind. Diese werden auch als Benachteiligungen<br />
gewertet, es erfolgt jedoch eine wenig kritische Begegnung seitens der Teilzeitmitarbeiterinnen.<br />
Hingegen beurteilen in Vollzeit Beschäftigte diese Konditionen<br />
deutlich kritischer. Entsprechend ist hier nicht von einer Bewertung der Teilzeitarbeit<br />
als Anreiz auszugehen.<br />
Anders ist dies auf der Gruppenebene. In der Zusammenarbeit mit dem direkten<br />
Arbeitsumfeld wird deutlich, dass vergleichsweise selten Benachteiligungen bezüglich<br />
Anerkennung, Integration und Zusammenarbeit mit Vorgesetzten bzw. Vollzeitkollegen<br />
festzustellen sind, was u.a. auf die Sozialisation in der DDR und damit Kultur zurückzuführen<br />
ist. Die Bewertung gilt sowohl für Vollzeit- als auch Teilzeitmitarbeiter/innen.