Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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418 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />
dürfte es bei den jährlich millionenfach zu treffenden Auswahlentscheidungen tagtäglich<br />
zu bewussten, vor allem aber unbewussten Benachteiligungen von Frauen kommen.<br />
Die <strong>an</strong> die (Gerichts-)Öffentlichkeit gel<strong>an</strong>genden Fälle sind jedenfalls nur die Spitze des<br />
Eisberges.<br />
Von einer generellen Diskriminierung von Frauen bei der Personalauswahl k<strong>an</strong>n<br />
jedoch nicht ausgeg<strong>an</strong>gen werden. Insofern best<strong>an</strong>d ein Ziel der Untersuchung darin,<br />
diejenigen gesellschaftlichen, rechtlichen und ökonomischen Faktoren zu identifizieren,<br />
die zu einer Benachteiligung führen können. Den Mittelpunkt der Arbeit bildet jedoch<br />
die Analyse der einzelnen Verfahrensschritte innerhalb des Auswahlprozesses dahingehend,<br />
ob und in welcher Weise sie aufgrund ihrer Konstruktion oder durch unmittelbaren<br />
menschlichen Einfluss zu Benachteiligungen von Frauen beitragen. Von der Ursachen<strong>an</strong>alyse<br />
ausgehend werden schließlich Empfehlungen zur Gestaltung eines weniger<br />
diskriminierungs<strong>an</strong>fälligen Auswahlprozesses abgeleitet.<br />
Gegenst<strong>an</strong>d und gleichzeitiger Rahmen der Betrachtung ist der gesamte Auswahlprozess.<br />
Dieser beginnt mit der Arbeits- und Merkmals<strong>an</strong>alyse, führt über die Konstruktion<br />
bzw. Wahl sowie den Einsatz der Auswahlinstrumente zur eigentlichen Auswahlentscheidung.<br />
Diese Her<strong>an</strong>gehensweise ermöglicht dreierlei: Erstens die systematische<br />
Zusammenführung und Integration der Vielzahl psychologischer Labor- und Felduntersuchungen<br />
aus dem vornehmlich englischsprachigen Raum, die hier im wesentlichen<br />
die empirische Grundlage bilden, um so ein umfassendes Bild vom Forschungsst<strong>an</strong>d<br />
zeichnen zu können. Zweitens das Aufzeigen der vielfältigen Lücken, die durch die Beschränkung<br />
auf kleine Ausschnitte des komplexen Auswahlprozesses entstehen. Und<br />
drittens k<strong>an</strong>n in dieser Gesamtschau der Frage nachgeg<strong>an</strong>gen werden, inwiefern es im<br />
Zusammenwirken der Teilschritte möglicherweise zu einer Diskriminierung von Frauen<br />
kommt.<br />
Grundlage der <strong>an</strong>zustellenden Analyse ist die Operationalisierung des Begriffs<br />
Diskriminierung für den Anwendungsbereich Personalauswahl. Diese Operationalisierung<br />
erweist sich in Hinsicht auf die mittelbare Diskriminierung als schwierig, als dieser<br />
Tatbest<strong>an</strong>d weder vom Gesetzgeber noch von der Rechtsprechung bis dato in allen Einzelheiten<br />
bestimmt und insbesondere nicht auf die Personalauswahl übertragen wurde.<br />
Diese Arbeit wurde hier, soweit möglich, zu leisten versucht.<br />
Insbesondere drei Faktoren haben sich als die Frauendiskriminierung begünstigend<br />
herausgestellt: das Wirken von Schemata, sei es in Form von Geschlechterstereotypen,<br />
Prototypen oder Schemata von Arbeitsplätzen, die Geschlechtstypisierung von Arbeitsplätzen<br />
sowie die den Frauen zugeschriebenen familiären Verpflichtungen.<br />
Eine grundsätzliche Diskriminierung von Frauen bei der Personalauswahl, darauf<br />
wurde bereits hingewiesen, ist nicht gegeben, selbst nicht, wenn es um die Besetzung<br />
von Arbeitsplätzen geht, die bisher mehrheitlich von Männern eingenommen wurden.<br />
Aber wenn es zu einer Benachteiligung von Frauen kommt, d<strong>an</strong>n ist dies vor allem bei<br />
der Besetzung ebendieser Arbeitsplätze zu erwarten. Letztlich können in jeder Phase des<br />
Auswahlprozesses Mech<strong>an</strong>ismen greifen, die eine Benachteiligung von Frauen bewirken<br />
können. Im Folgenden werden die zentralen Punkte skizziert: