Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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400 <strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99)<br />
Die Aussage, dass die Mitarbeiter die „wichtigsten Ressourcen“ für Unternehmen<br />
darstellen und – bei zielorientiertem Einsatz – den unternehmerischen Erfolg maßgeblich<br />
determinieren, m<strong>an</strong>ifestiert für die Praxis der Unternehmensführung und speziell<br />
für das unternehmerische Personalm<strong>an</strong>agement eine praktische, aber auch konzeptionelle<br />
Problematik: Wie lassen sich diese Ressourcen ziel- und erfolgsorientiert m<strong>an</strong>agen?<br />
Ist nicht die grundsätzliche Reduktion der Personalkapazitäten das domin<strong>an</strong>te Erfolgsindiz<br />
für die moderne Unternehmensführung?<br />
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht stehen den Unternehmen schließlich zwei Wege<br />
zum Erfolg offen. Der erste Weg zur unternehmerischen Wertsteigerung besteht darin,<br />
im Leistungserstellungsprozess den Input- bzw. Ressourceneinsatz konsequent zu verringern<br />
(„Nenner-M<strong>an</strong>agement“); auf dem zweiten Weg wird versucht, die unternehmerischen<br />
Rückflüsse zu vergrößern („Zähler-M<strong>an</strong>agement“). Während bei praxisorientierten<br />
Wertsicherungskonzeptionen des Nenner-M<strong>an</strong>agements eine Renditesteigerung über<br />
die nachweisbare Reduktion des Ressourceninputs erfolgt, besitzen (v.a. ressourcenorientierte)<br />
Wertsteigerungs<strong>an</strong>sätze des Zähler-M<strong>an</strong>agements diesen Ansätzen gegenüber<br />
einen komparativen Nachteil: rechtfertigende Indizien für ein investitionsorientiertes<br />
Wertsteigerungsm<strong>an</strong>agement sind schwer nachweisbar. D. h.: Es existieren in der unternehmerischen<br />
Praxis keine terminologischen und konzeptionellen Grundlagen für eine<br />
sinnvolle Modifikation des unternehmerischen Messsystems. Auch wenn die Annahme,<br />
dass Mitarbeiter im Mittelpunkt stehen sollten, aus ethischen Gründen begrüßenswert<br />
ist, bleibt die unternehmerische Aufgabenerfüllung in der Realität von diesem Wunschdenken<br />
unberührt: Erfolgreiche Zielerreichung ist letztlich eher die Folge von unternehmerischem<br />
Können, denn von ethischem Wollen.<br />
Diese ernüchternde Erkenntnis ist der Ausg<strong>an</strong>gspunkt dieser Arbeit. Es wird der<br />
Versuch unternommen, die Annahme konzeptionell zu untermauern, dass die unternehmerische<br />
Wettbewerbsfähigkeit das Resultat der erfolgreichen Koordination differenzierter<br />
unternehmerischer Fähigkeiten ist. Unternehmerische Fähigkeiten werden dabei<br />
als unternehmensspezifische Potentiale verst<strong>an</strong>den, mit deren Hilfe aus Ressourcenbeständen<br />
erfolgswirksame Aktivitäten tr<strong>an</strong>sformiert werden. Folglich repräsentieren unternehmerische<br />
Fähigkeiten in ihrer aggregierten Form auch (und vor allem) die qualitativen,<br />
dispositiven Eigenschaften der unternehmerischen Mitarbeiter.<br />
Die Relev<strong>an</strong>z der Arbeit wird somit darin gesehen, dass ein betriebswirtschaftliches<br />
Orientierungsmuster für die unternehmerische Praxis entwickelt wird, das „vernünftiges<br />
H<strong>an</strong>deln“ der Unternehmensführung im Sp<strong>an</strong>nungsfeld möglicher Wertsteigerungs<strong>an</strong>sätze<br />
ermöglichen k<strong>an</strong>n.<br />
Theoretische Basis<br />
Mit Hilfe eines kritisch-rationalen Ausg<strong>an</strong>gspunktes und einer systemtheoretischen<br />
Perspektive werden insgesamt drei Konzeptionen – eine Rationalitätskonzeption, ein<br />
Unternehmensführungsmodell und ein Fähigkeitenkonzept – entwickelt. Jedes dieser<br />
Konzepte besitzt den Charakter eines Ged<strong>an</strong>kenexperimentes. Zusammen können sie als<br />
mögliche Grundlagen dienen, die Erfolgspotentiale von Unternehmen zu erfassen, zu<br />
bewerten und zu beeinflussen.