Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 351<br />
Ausg<strong>an</strong>gspunkt der Arbeit bildet die Beobachtung, dass Unternehmen in unterschiedlichem<br />
Maße auf interne Beförderungen und externe Rekrutierungen bei der Besetzung<br />
von Vak<strong>an</strong>zen im Führungskräfteberich zurückgreifen. Etwa die Hälfte der freien<br />
Stellen werden durch externe K<strong>an</strong>didaten besetzt (Brexel 1994) wobei sich Unterschiede<br />
des Rekrutierungsverhaltens beispielsweise in Abhängigkeit von der Br<strong>an</strong>chen,<br />
dem Tätigkeitsbereich und der Hierachiestufe nachweisen lassen (z.B. Scherer 1990).<br />
Wie können diese Unterschiede in der betrieblichen Personalpolitik erklärt werden?<br />
Während die Rekrutierung vom externen Arbeitsmarkt weitgehend mit den Mobilitäts<strong>an</strong>nahmen<br />
des neoklassischen Arbeitsmarktmodells in Übereinstimmung steht, wird<br />
die Effizienz interner Beförderungen theoretisch vor allem durch das Konzept interner<br />
Arbeitsmärkte gestützt. Aufgrund der Besonderheiten beim Tausch des Produktionsfaktors<br />
Arbeit in Form asymmetrischer Informationsverteilung, Tr<strong>an</strong>saktionskosten und<br />
spezifischen Investitionen treten auf L<strong>an</strong>gfristigkeit <strong>an</strong>gelegte Beschäftigungsverhältnisse<br />
<strong>an</strong> die Stelle von Spot-Markt-ähnlichen Kontrakten. Innerhalb der Personalökonomie<br />
können drei Theoriekonzepte <strong>an</strong>geführt werden, die diese Rationalität interner<br />
Beförderungen stützen: der motivationstheoretisch fundierte Zweig der Tournamenttheorie,<br />
die auf Qualifizierungsunterschiede rekurrierende Hum<strong>an</strong>kapitaltheorie und die auf<br />
der Annahme unvollständiger Information bezüglich der Eignung alternativer K<strong>an</strong>didaten<br />
aufbauende Informationsökonomie. Nach der Diskussion der alternativen Erklärungs<strong>an</strong>sätze<br />
konzentriert sich die Arbeit aus theoretischen Überlegungen bezüglich der<br />
Besonderheiten der Beschäftigtengruppe „Führungskräfte“ auf den informationsökonomischen<br />
Aspekt. Informationsökonomisch besteht der wesentliche Vorteil interner Beförderungen<br />
darin, das Fehlbesetzungsrisiko zu reduzieren, sofern bezüglich der Fähigkeiten<br />
der eigenen Mitarbeiter bessere Informationen vorliegen als über externe Bewerber.<br />
Die bisl<strong>an</strong>g vorliegenden personalwirtschaftlichen Forschungsarbeiten setzen diesen<br />
Informationsvorsprung voraus und untersuchen dessen Konsequenzen. In dieser Arbeit<br />
wird hingegen eine Erklärung für den Informationsvorsprung des aktuellen Arbeitgebers<br />
und für systematische Unterschiede zwischen Unternehmen im Ausmaß der Informationssammlung<br />
gesucht.<br />
Als Analyserahmen dieser betrieblicher Informationsprozesse wird in Anlehnung<br />
<strong>an</strong> Doeringer/Piore (1971) ein Modell der Verbundproduktion verwendet: Informationen<br />
bezüglich der Fähigkeiten der Arbeitnehmer werden interpretiert als Nebenprodukt<br />
des originären Produktionsprozesses. In diesem Modell können die wesentlichen Determin<strong>an</strong>ten<br />
des Informationsprozesses abgebildet werden: Unter welchen Bedingungen<br />
können Unternehmen besonders viel über ihre Arbeitnehmer lernen, welche Voraussetzungen<br />
führen zur Bereitschaft innerhalb des Unternehmens, diese Informationen auch<br />
weiterzugeben und wie k<strong>an</strong>n sichergestellt werden, dass die identifizierten Potentialträger<br />
nicht durch externe Arbeitgeber abgeworben werden? Die theoretischen Überlegungen<br />
deuten darauf hin, dass Org<strong>an</strong>isationsstrukturen diese Informationsprozesse wesentlich<br />
determinieren, d.h. Indikatoren der Org<strong>an</strong>isationsstruktur können als Operationalisierung<br />
der Modellvariablen genutzt werden.<br />
Der empirische Teil der Arbeit stützt sich auf eine in Kooperation mit der Bundesvereinigung<br />
der deutschen Arbeitgeberverbände durchgeführte repräsentative Befragung<br />
deutscher Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten. Insgesamt konnten 437 ver-