Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 419<br />
Für die untersuchten Arbeits<strong>an</strong>alysemethoden (Critical Incident Technique, Position<br />
Analysis Questionnaire und Task Analysis Inventory) konnten nur marginale Anzeichen<br />
gefunden werden, dass die mit ihnen generierten Informationen zu einer Ungleichbeh<strong>an</strong>dlung<br />
der Geschlechter beitragen. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass – bei<br />
der Analyse geschlechtstypischer Arbeitsplätze – die mit ihnen erzielten Ergebnisse<br />
Verzerrungen aufweisen, die mit dem Geschlecht der Stelleninhaber in Verbindung stehen.<br />
Wesentlich einschneidender ist der Umst<strong>an</strong>d, dass in der überwiegenden Zahl der<br />
Unternehmen keine Arbeits<strong>an</strong>alyse durchgeführt wird. Denn alleine mittels der Arbeits<strong>an</strong>alyse<br />
k<strong>an</strong>n der Nachweis erbracht werden, dass die weiteren Best<strong>an</strong>dteile des Auswahlverfahrens<br />
einen wesentlichen (inhaltlichen) Bezug zum zu besetzenden Arbeitsplatz<br />
haben. Dieser Nachweis entscheidet letztlich über das Vorliegen von mittelbarer<br />
Diskriminierung.<br />
Aus den Arbeits<strong>an</strong>alyseergebnissen werden idealerweise die Merkmale abgeleitet,<br />
die zwischen geeigneten und ungeeigneten Personen unterscheiden sollen. Für diesen in<br />
der Eignungsdiagnostik so wichtigen Schritt liegen kaum methodisch gesicherte Verfahren<br />
vor. Sie sind alle durch ein mehr oder minder hohes Maß <strong>an</strong> Subjektivität gekennzeichnet.<br />
Gut fundierte, differenzierte Aussagen zu den untersuchten Verfahren (Critical<br />
Incident Technique, Position Analysis Questionnaire, Ability Requirement Scales, Task<br />
Analysis-Methode, erfahrungsgeleitet-intuitiver Weg) lassen sich aufgrund eines äußerst<br />
lückenhaften Forschungsst<strong>an</strong>des nicht machen. Nur so viel: Merkmals<strong>an</strong>alyseverfahren,<br />
die nicht auf einer Arbeits<strong>an</strong>alyse basieren, sind wesentlich stärker mit dem Risiko behaftet,<br />
nach dem überwiegenden Geschlecht der Stelleninhaber verzerrte Ergebnisse zu<br />
generieren als auf einer Arbeits<strong>an</strong>alyse aufbauende. Die Merkmals<strong>an</strong>alyse nimmt die<br />
entscheidende Weichenstellung für den Auswahlprozess vor, auch hinsichtlich der in<br />
der Arbeit verfolgten Fragestellung: Werden Merkmale festgelegt, die Männer gegenüber<br />
Frauen ungerechtfertigt bevorzugen, k<strong>an</strong>n dies im weiteren Verfahren nicht mehr<br />
ausgeglichen werden, und es kommt quasi zw<strong>an</strong>gsläufig zur Benachteiligung von Frauen.<br />
Die Übertragung personaler Merkmale in Auswahlinstrumente ist weitestgehend<br />
unerforscht. Hier herrscht das Prinzip ‘Versuch und Irrtum’ vor, was als sehr problematisch<br />
<strong>an</strong>gesehen werden muss, wenn – wie meist in der betrieblichen Praxis – darauf<br />
verzichtet wird, (mittels einer Validitätsstudie) zu prüfen, ob das eingesetzte Auswahlinstrument<br />
die richtigen Merkmale erfasst. Überspitzt ausgedrückt: In dieser Phase des<br />
Auswahlprozesses werden alle im Zuge der Arbeits- und Merkmals<strong>an</strong>alyse unternommenen<br />
Anstrengungen zunichte gemacht, wenn die konstruierten oder ausgewählten<br />
Messinstrumente nicht kongruent zu den ermittelten Merkmalen sind.<br />
Die in der Eignungsdiagnostik eingesetzten Verfahren sind bei weitem keine exakt<br />
messenden Instrumente. Eine abschließende Beurteilung der vier untersuchten Auswahlinstrumente<br />
(Durchsicht der Bewerbungsunterlagen, Einstellungstest und -interview,<br />
Assessment Center) fällt aber auch deshalb schwer, weil sie in sehr unterschiedlichen<br />
Ausformungen in der Praxis <strong>an</strong>zutreffen sind. Letztlich bergen alle hier betrachteten<br />
Auswahlinstrumente – wenn auch in unterschiedlichem Maße – ein Diskriminierungspotential<br />
in sich. Dennoch: Auch trotz teilweise widersprüchlicher Forschungsergebnisse<br />
spricht vieles dafür, dass dieses Diskriminierungspotential kaum zum Tragen kommt.