Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 409<br />
form. Sie reicht von der Pl<strong>an</strong>ungsdiskussion mit ihren <strong>an</strong>alytischen Methoden über die<br />
Kommunale Gebietsreform, die Reform des öffentlichen Dienstrechts und die Funktionalreform<br />
bis hin zur Entbürokratisierungsdiskussion mit ihrer Gutachtenflut. Jeder Reformzyklus<br />
m<strong>an</strong>ifestiert sich in einer neuen Schicht von Org<strong>an</strong>isationssystemen, H<strong>an</strong>dlungsprogrammen<br />
und technischen Analgen. Die Relikte der einzelnen Modernisierungsepisoden<br />
treten den h<strong>an</strong>delnden Akteuren als objektivierte Arbeit gegenüber. Eine<br />
zw<strong>an</strong>gsläufige Folge dieses konservierenden Strukturtrends ist die steigende „Kopflastigkeit“<br />
der Verwaltung, die insb. in den Servicebereichen und den Leitungsebenen augenfällig<br />
wird. Der Verwaltungsoverhead bringt sowohl steigende Kosten wie zunehmende<br />
Bürokratisierung mit sich. Die Org<strong>an</strong>isation wird schwerfällig und intr<strong>an</strong>sparent.<br />
Diese Entwicklung macht auch eine Revision der Logik verg<strong>an</strong>gener Modernisierung<br />
selbst erforderlich. Der aus der Epoche einfacher Verwissenschaftlichung ererbte<br />
Leistungsapparat mit seinen aufgeblähten Stäben, Hierarchien und Formalismen gerät<br />
<strong>an</strong>stelle der lebendigen Arbeit in das Fadenkreuz der Modernisierung. Die partielle geht<br />
in „systemische“ Modernisierung über, die das M<strong>an</strong>agement in einen reflexiven Konflikt<br />
treibt. Integraler Best<strong>an</strong>dteil der aktuellen Modernisierungsdiskussion sind die<br />
Verkürzung von Hierarchien, ebenso die <strong>Verlag</strong>erung von Kompetenzen oder der Abbau<br />
von Spezialisierungen. Dieser Gestaltungsfokus stößt begreiflicherweise auf Ressentiments<br />
beim mittleren und unteren M<strong>an</strong>agement und den indirekten Bereichen. In<br />
welchem Ausmaß dieser Umschlag tatsächlich stattfindet, in welcher Form er sich vollzieht,<br />
zu welchen Verwerfungen der verwaltungsinternen Herrschaftsstruktur er führt,<br />
ist bisher noch nicht systematisch untersucht worden.<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, ein wenig Licht in die „Black-Box“ der<br />
Verwaltungsmodernisierung zu bringen. Jenseits einer normativen Selbstthematisierung<br />
der Verwaltungspraxis liegt das Interesse der Arbeit in einer empirischen Aufarbeitung<br />
der faktischen Prozessverläufe. Diese entpuppen sich im Rahmen der empirischen Untersuchung<br />
als mikropolitische Aush<strong>an</strong>dlungsprozesse divergierender Stakeholder. Der<br />
Untersuchungsfokus liegt hierbei auf dem mittleren M<strong>an</strong>agement. Diese als „Rückgrat<br />
jeder Verwaltung“ (Bathold) apostrophierte Gruppe ist sowohl Opfer als auch Träger<br />
der Modernisierungsprozesse. Diese „Doppelfunktion“ macht die mittlere Führungsebene<br />
zu einem wichtigen und interess<strong>an</strong>ten Forschungsobjekt. Die gew<strong>an</strong>delten Anforderungen<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten im Zuge der Verwaltungsmodernisierung werden<br />
ebenso thematisiert wie das veränderte Führung- und Interaktionsverhalten dieser Bezugsgruppe.<br />
Wie die obigen Ausführungen verdeutlichen, sind die Prozesse nicht isoliert zu betrachten.<br />
Die gegenwärtigen Modernisierungsformen haben ihren Bezugspunkt in den<br />
bestehende Verwaltungsstrukturen und -abläufen. Eine reflektierte Analyse muss den<br />
Bezug zwischen überkommener und <strong>an</strong>visierter Verwaltungs- und Steuerungspraxis<br />
thematisieren. Dieser rekursive Konstitutionszusammenh<strong>an</strong>g zwischen administrativer<br />
Bürokratie und „Neuer Steuerung“ sowie zwischen Verwaltungsstruktur und M<strong>an</strong>agementpraxis<br />
erfordert eine theoretische Fundierung, die Akteursh<strong>an</strong>deln und Formalstruktur<br />
als interdependente Phänomene betrachtet. Hier bietet sich die Strukturationstheorie<br />
von A. Giddens <strong>an</strong>, die in Form der „Dualität von Strukturen“ eine entsprechende<br />
Theoriefigur bereithält. Dieser rekursive Verweisungszusammenh<strong>an</strong>g von H<strong>an</strong>dlung