Personalforschung an Hochschulen - Rainer Hampp Verlag
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<strong>Personalforschung</strong> <strong>an</strong> <strong>Hochschulen</strong> (ZfP 4/99) 367<br />
-leistung nicht von seinem Träger trennen lässt. Dazu kommt, dass er/sie auch<br />
„Personal“ ist und damit selbst mit diesem Dilemma konfrontiert ist.<br />
Mit Hilfe des „Symbolischen Interaktionismus“ (Krappm<strong>an</strong>n 1975) wird in dieser<br />
Arbeit der begriffliche Rahmen für den Prozess des Arbeitsbeginns und der damit zusammenhängenden<br />
Sozialisations- sowie Identitätsauswirkungen entwickelt: Im Prozess<br />
der betrieblichen Integration geht es einerseits um die „Vergesellschaftung“ der Person<br />
(role-taking), d.h. die Rollenübernahme, das Sich-Einpassen des Individuums in die<br />
vorgegebenen Rollenschablonen und -erwartungen. Andererseits ist die Person jedoch<br />
nicht nur ein sich einfügendes Objekt, das fremden Ansprüchen unterworfen wird, sondern<br />
sie versucht, im Prozess der „Individuation“ eigene Vorstellungen durchzusetzen<br />
und Bedingungen in diesem Sinne neu zu gestalten (role-making). In diesem Aush<strong>an</strong>dlungsprozess<br />
bringen die Akteure immer auch Teile ihrer Identität ein, die durch diesen<br />
Kommunikationsprozess mit <strong>an</strong>deren aber auch neu entstehen bzw. weiterentwickelt<br />
werden. Der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung wird damit verst<strong>an</strong>den als Einheit<br />
von Vergesellschaftung und Individuierung. Als R<strong>an</strong>dbedingungen dieses „Aush<strong>an</strong>dlungsprozesses“<br />
agieren dabei die aus der org<strong>an</strong>isationalen Struktur, den Arbeitsinhalten<br />
und Arbeitsbedingungen der einzelnen Stellen folgenden Verhaltensnormierungen.<br />
Grundlage der Analyse von Einstiegssituationen aus der Perspektive org<strong>an</strong>isationaler<br />
Sozialisation bildet dabei ein rollen<strong>an</strong>alytisches Phasenmodell org<strong>an</strong>isationaler Sozialisation,<br />
da dieses Modell den Prozesscharakter sowie das h<strong>an</strong>delnde Subjekt im Rahmen<br />
der Rollenaush<strong>an</strong>dlung herausstreicht. Durch die Verbindung mit dem Identitätskonzept<br />
des symbolischen Interaktionismus sowie dem interaktionistischen Rollenverständnis<br />
wird einerseits die Zielsetzung org<strong>an</strong>isationaler Sozialisation (nämlich stabile<br />
Ich-Identität) aufgezeigt, <strong>an</strong>dererseits wird verdeutlicht, welche Interaktionspartner und<br />
wechselseitigen (Interaktions-)Prozesse von Bedeutung sind.<br />
Der Prozess der Sozialisation wird in diesem Modell in drei Phasen gegliedert, die<br />
in der Folge kurz beschrieben und mit beispielhaften Ergebnissen der Fallstudien verdeutlicht<br />
werden:<br />
Antizipatorische Sozialisation bzw. „Vor-Eintritts-Phase“ als eine Phase der Formung<br />
von Erwartungen und Bildern über den zukünftigen Arbeitsplatz und die damit<br />
verbundene Tätigkeit. Eine besondere Bedeutung wird in dieser Phase der universitären<br />
Ausbildung als eine spezifische Sozialisationsinst<strong>an</strong>z zugeschrieben. Ein Studium vermittelt<br />
bestimmte berufsspezifische, soziale H<strong>an</strong>dlungsorientierungen. Diese prägen die<br />
Wahrnehmung der späteren Arbeitssituationen und führen damit möglicherweise auch<br />
zu bestimmten, typischen Reaktionsmustern. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist die Frage interess<strong>an</strong>t,<br />
welches Bild von „Personal“ und „Personalarbeit“ durch ein Studium vermittelt<br />
wird: verhaltensorientiert oder/und ökonomisch orientiert. In den Interviews mit den<br />
AbsolventInnen hat sich gezeigt, dass sie Personalarbeit als recht idealisiert bzw. idealistisch<br />
beschreiben. Für sie geht es im Rahmen dieser Tätigkeit vor allem um das Entwickeln<br />
und Fördern von Menschen. Kaum einer der AbsolventInnen hat im Studium<br />
die Konflikthaftigkeit dieses Bereichs so erlebt, wie es sich in der späteren Tätigkeit<br />
darstellt („m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nicht allen helfen“; „oft ist es ein Nullsummenspiel: was m<strong>an</strong> dem<br />
einen gibt, muss m<strong>an</strong> dem <strong>an</strong>deren nehmen“).