Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-11-11 (Vorschau)
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FERNÁNDEZ’ BILANZ NACH EINEM JAHR IM AMT<br />
Soll und Haben<br />
+<br />
Aktie: Als Fernández im November<br />
2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs<br />
bei 35 Euro, ein Jahr danach<br />
doppelt so hoch bei knapp 70 Euro<br />
+<br />
Verkauf Flughafenbeteiligungen:<br />
Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro<br />
liegt unter den ursprünglichen Erwartungen<br />
– aber die langjährige Verkaufsankündigung<br />
ist endlich umgesetzt<br />
+<br />
Verkauf Service-Sparte: Bei<br />
dem Geschäft wurden 140 Millionen<br />
Euro erwartet – die<br />
französische Spie-Gruppe<br />
zahlt sogar 250 Millionen<br />
Einigung Elbphilharmonie: Insider<br />
schätzen die pauschal übernommenen<br />
und nicht abgedeckten Risiken auf einen<br />
hohen zweistelligen Millionenbetrag<br />
Führungskultur: Fernández herrscht<br />
autokratisch und hat große Teile des<br />
Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe<br />
Verunsicherung auf allen Ebenen<br />
Neuorganisation: Umstrukturierung,<br />
Personalabbau und Know-how-<br />
Verlust gefährden die Kontinuität<br />
erfolgreicher Geschäftseinheiten<br />
und erschweren laufende<br />
Projekte und Auftragsakquise<br />
den anderen Hochtief-Aktionären schadet.<br />
Das durch die Verkäufe frei werdende Kapital<br />
parkt Fernández bis jetzt überwiegend<br />
im eigenen Unternehmen: Er kauft<br />
Hochtief-Aktien oder die der wieder profitablen<br />
australischen Tochter Leighton.<br />
Lampe-Analyst Gabriel empfiehlt trotzdem,<br />
die Papiere jetzt abzustoßen: „Was<br />
bleibt am Ende übrig von Hochtief? Ein immer<br />
noch riskantes Europa-Baugeschäft.“<br />
In zwei bis drei Jahren, prophezeit Gabriel,<br />
„ist dann die Zentrale in Essen fällig,<br />
und ACS wirft sie als Ballast ab“. Auch<br />
Hochtief-Insider glauben nun die langfristige<br />
ACS-Strategie zu erkennen, nach der<br />
seit der feindlichen Übernahme im Mai<br />
20<strong>11</strong> vergebens gefragt wird. Laut einem<br />
plausiblen Flurfunk-Szenario passt Fernández<br />
in der jetzigen ersten Phase die<br />
Hochtief-Strukturen an die der ACS-Bautochter<br />
Dragados an. Die hat Fernández<br />
drei Jahre geleitet. Die Abstimmung wird<br />
tatsächlich schon enger: Im Herbst etwa<br />
konferierten die Vorstände von Hochtief<br />
Solutions und Dragados am Düsseldorfer<br />
Flughafen, erfuhr die WirtschaftsWoche.<br />
Wegen des Schrumpfkurses wird bald, so<br />
glauben besorgte Hochtiefler, in Europa<br />
die Schlagkraft für große Projekte fehlen.<br />
Dann erscheint es logisch, Hochtief mit<br />
Dragados zu vereinen. Fernández könnte<br />
die Spanier kaufen – zum Beispiel mit Erlösen<br />
aus Bereichsverkäufen, durch Aktientausch<br />
oder über Kredite, die Hochtief<br />
selbst aufnimmt. Der Preis müsste dann<br />
nur hoch genug sein, um die Kasse der<br />
hoch verschuldeten ACS zu füllen.<br />
Klingt logisch. „Auf dem entstehenden<br />
Unternehmen“, sagt ein Essener Bau-Manager,<br />
„könnte noch Hochtief draufstehen.<br />
Aber drin wäre Dragados Deutschland.“ n<br />
harald.schumacher@wiwo.de<br />
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