Ausbildungsberufe Gesundheit - Kreis Recklinghausen

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92 SCHULEN DES GESUNDHEITSWESENS - PFLEGEBERUFE ALTENPFLEGE NRW hat 1969 als erstes Bundesland die examinierte Altenpflegeausbildung eingeführt, und auch wenn die anderen Bundesländer sich diesem Weg recht bald angeschlossen haben, war die Ausbildung für die Altenpflege bis 2003 ausschließlich auf Landesebene geregelt. Kaum ein anderer Gesundheitsberuf hat in diesem recht kurzen Zeitraum so gravierende Veränderungen in der Ausbildungsordnung erfahren: − − − − 1969: NRW führt eine zweijährige staatlich anerkannte Ausbildung zur Altenpflege ein. Für die schulische Ausbildung wird ein Schulgeld erhoben, während des Anerkennungsjahres erhalten die Auszubildenden von ihren Einstellungsträgern ein Praktikantengehalt. 1988: NRW erhöht als erstes Bundesland die Ausbildungsdauer von 2 auf 3 Jahre. In den folgenden Jahren erfolgt die Umstellung von einer Ausbildung mit Anerkennungsjahr auf eine vollschulische Ausbildung mit Praxiseinsätzen. Ebenfalls in den 1990er Jahren hebt NRW als eines der ersten Länder die Schulgeldpflicht auf, zudem wird eine Ausbildungsvergütung eingeführt. 2003: Die dreijährige Ausbildung wird bundeseinheitlich geregelt. Eine EU- Anerkennung ist jedoch weiterhin nicht möglich, da die Ausbildung in dieser Form ausschließlich in Deutschland durchgeführt wird. − 2012: Die Planungen für eine generalistischen Pflegeausbildung werden zunehmend konkreter. Mit Einführung der bundeseinheitlichen Ausbildung ist eine geteilte Verantwortung von Fachseminaren und Einrichtungen der Altenpflege festgeschrieben: Die Einrichtungen der Altenpflege sind Einstellungsträger der Auszubildenden, wenngleich die Gesamtverantwortung für die Ausbildung weiterhin bei den Fachseminaren für Altenpflege liegt. Sofern die Auszubildenden keinen Anspruch auf Leistungen der Bundesagentur für Arbeit haben, erhalten sie von ihrem Einstellungsträger die Ausbildungsvergütung. Die Einrichtungen der Altenpflege machten die Kosten für die Auszubildenden bei den Pflegesatzverhandlungen geltend, was zur Folge hatte, dass die Pflegesätze in den ausbildenden Einrichtungen höher waren als in jenen, die keine Ausbildungsplätze zur Verfügung stellten. Eine Situation, die immer wieder zu Unmut geführt und die Suche nach ausbildungsbereiten Einrichtungen erschwert hat. Eine weitere Problematik bestand auch darin, dass die Förderdauer für Umschüler /- innen auf zwei Jahre begrenzt war, so dass die dreijährige Ausbildung zur Altenpflege vom Prinzip her nicht mehr förderungsfähig war. Wohl hat NRW als eines der wenigen Ländern das dritte Ausbildungsjahr aus Landesmitteln finanziert, jedoch konnte die reduzierte SGB III-Förderung nicht in vollem Umfang kompensiert werden. Diese strukturell verankerten wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Finanzierung der Ausbildung haben zu einem Rückgang der Ausbildungskapazitäten geführt, so dass angesichts der demographischen Veränderungen in den vergangenen Jahren deutlich unter Bedarf ausgebildet wurde. Die Berechnungen des Landesberichtes Gesundheitsberufe weisen bereits für 2010 für die Altenpflege einen nicht zu deckenden Bedarf von rund 2.500 Fachkräften aus. 50 50 Landesberichterstattung Gesundheitsberufe Nordrhein Westfalen (2010), S. 72 ff
SCHULEN DES GESUNDHEITSWESENS - PFLEGEBERUFE 93 Seit 2008 wird mit politischen Maßnahmen auf Bundes- und auf Landesebene dem Rückgang der Ausbildungsplätze entgegengesteuert, die sich in NRW sehr zeitnah auswirken: Ab dem 30.08.2008 kann auch eine zweite Ausbildung gefördert werden, wenn dadurch die berufliche Eingliederung erreicht wird (§ 60, Abs. 2, SGB III) 51 . Mit 2009 wird die bundeseinheitliche dreijährige Altenpflegeausbildung im Rahmen der Berufsausbildungsbeihilfe als förderungsfähig anerkannt (§60 Abs. 1 SGB III) 52 ; diese zunächst befristete Regelung wurde mit Wirkung zum 01.04.2012 regional und zeitlich unbegrenzt in das SGB III Regelwerk übernommen (§57 SGBIII) 53 . Damit ist die Ausbildung auf Bundesebene in vollem dreijährigem Umfang förderungsfähig. In NRW tritt mit 2012 die Umlagefinanzierung in Kraft, um die Wettbewerbsnachteile für die ausbildenden Einrichtungen aufzuheben: Die Ausbildungsvergütung wird nun nicht mehr über den Pflegesatz refinanziert, sondern alle Einrichtungen der Altenpflege und der ambulanten Pflege beteiligen sich an einen Ausbildungsfond. Hieraus werden die von den ausbildenden Einrichtungen gezahlten Ausbildungsvergütungen vollständig erstattet. Zudem wurde der Haushalt für die landesgeförderten Schulplätze von 2010 auf 2011 um 2,7 Mio. und in 2012 nochmals um 2,5 Mio. Euro aufgestockt und liegt nunmehr bei 37,2 Mio. Euro. Bundeseinheitlich dreijährige Ausbildung Zweite Ausbildung kann nach SGB III gefördert werden (30.08.08) 12.000 Altenpflege in NRW Schulplätze Dreijährige Altenpflegeausbildung wird förderungsfähig nach SGB III 10.000 2.182 8.000 4.741 4.754 3.998 2.624 1.494 993 637 882 6.000 4.000 2.000 6.223 6.286 6.513 6.782 7.074 7.430 7.903 8.342 8.705 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 landesgeförderte Schulplätze SGB III geförderte Schulplätze Die skizzierten Entwicklungen in der Ausbildung sowie den Finanzierungsmodalitäten, helfen, die Entwicklungstendenzen der Ausbildungskapazität in NRW zu interpretieren: Die Zahl der geförderten Schulplätze ist von 2002 bis 2007 kontinuierlich von rund 11.000 auf 8.420 Plätze zurückgegangen (Jahresmittelwerte) 54. Geschuldet ist diese Entwicklung dem 51 Information der Arbeitsagentur: http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-Content/E-Mail-Infos/pdf/E-Mail- Info-2008-09-04-Anlage-2.pdf 52 Information der Arbeitsagentur: http://www.arbeitsagentur.de/nn_165870/zentraler-Content/E-Mail- Infos/Dokument/E-Mail-Info-2009-01-02.html 53 § 57 SGB III 54 Landesberichterstattung Gesundheitsberufe Nordrhein Westfalen (2012), S. 56
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