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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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mainz, 12 jedoch hatten auch angehörige <strong>der</strong> kraichgauer ritterschaft, 13 die zum<br />

schwäbischen ritterkreis gehörte, vielfältige beziehungen zum linken rheinufer.<br />

in anlehnung an Volker Press kann man drei Phasen <strong>der</strong> ritterlichen auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit den religiös-kirchlichen herausfor<strong>der</strong>ungen des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

unterscheiden: 14 1. die <strong>der</strong> spontanen einzelaktionen bis etwa 1530 in <strong>der</strong><br />

frühen reformation, beginnend mit dem auftreten martin luthers; 2. die orientierung<br />

<strong>im</strong> territorialen und <strong>im</strong> reichspolitischen rahmen, wo die reformatorische<br />

bewegung zunehmend strukturiert wurde, <strong>im</strong> Zeitraum zwischen 1530 und 1555;<br />

und 3. die Zeit nach 1555 beziehungsweise 1563, das heißt die adlige konfessionalisierung<br />

unter den bedingungen des augsburger religionsfriedens und – auf<br />

katholischer seite – des trienter konzils, sicherlich die wichtigste Phase für den<br />

nie<strong>der</strong>en adel.<br />

i<br />

in <strong>der</strong> durch das Pfründenwesen geprägten spätmittelalterlichen kirche dominierte<br />

<strong>der</strong> adel noch nicht so stark wie später in <strong>der</strong> tridentinisch-gegenreformatorischen<br />

kirche <strong>im</strong> reich; auch nichtadlige konnten <strong>im</strong> 15. Jahrhun<strong>der</strong>t mitunter<br />

noch zu hohen kirchlichen Würden gelangen. 15 Gleichwohl rekrutierte sich schon<br />

damals ein großer teil <strong>der</strong> domkapitel und <strong>der</strong> bischöfe aus den reihen des adels.<br />

die möglichkeit, zur Versorgung nachgeborener söhne und töchter, für die die<br />

mittel zu einer standesgemäßen heirat nicht ausreichten, auf eine kirch liche<br />

Versorgung zurückgreifen zu können, spielte schon <strong>im</strong> späten mittelalter für den<br />

adel eine wichtige rolle. 16 dass die reformation dieses auf Pfründen basierende<br />

system radikal in Frage stellte, bedrohte die soziale Position des adels.<br />

dennoch brachten gerade in deutschland, von wo die bewegung ihren ausgang<br />

nahm, anfangs viele adlige <strong>der</strong> reformation große sympathien entgegen.<br />

ein unter den laien generell weit verbreiteter antiklerikalismus verband sich mit<br />

<strong>der</strong> von den reformatoren deutlich artikulierten ablehnung <strong>der</strong> römischen kurie,<br />

also mit quasi „nationalen“ motiven. die erste Phase war die große Zeit <strong>der</strong> individualisten,<br />

einzelner adliger, die sich die weit verbreiteten geistigen strömungen<br />

<strong>der</strong> vorreformatorischen Zeit, humanismus und Pfaffenfeindschaft, zu eigen<br />

12 hervorgegangen aus den 1576 vereinigten Quartieren Wasgau (legstadt lautern) und Gau (Worms);<br />

daneben bestanden die nie<strong>der</strong>rheinische (bezirke hunsrück und eifel, legstadt koblenz) und die mittelrheinische<br />

reichsritterschaft (bezirke Wetterau, Westerwald und rheingau, legstadt Friedberg); sta<br />

darmstadt, F 2 nr. 132/5; vgl. Volker Press, kaiser karl V., könig Ferdinand und die entstehung <strong>der</strong><br />

reichsritterschaft (institut für europäische Geschichte, Vorträge 60), Wiesbaden 1976; Volker Press,<br />

kurmainz und die reichsritterschaft, in: Press, adel <strong>im</strong> alten reich (wie anm. 3) s. 265-279.<br />

13 stefan rhein (hg.), die kraichgauer ritterschaft in <strong>der</strong> frühen neuzeit (melanchthon-schriften <strong>der</strong><br />

stadt bretten 3), sigmaringen 1993.<br />

14 Press, adel, reich und reformation (wie anm. 9) s. 343.<br />

15 ronald G. asch, europäischer adel in <strong>der</strong> Frühen neuzeit, köln u. a. 2008, s. 163-175.<br />

16 Press, adel, reich und reformation (wie anm. 9) s. 337 f.<br />

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