Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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halten wurden und auf denen auch die entscheidenden außenpoliti schen weichenstellungen<br />
und entscheidungen vorgenommen wurden. 10<br />
Von den fünfzehn Mitglie<strong>der</strong>n des 1627 gewählten gesamtausschusses waren<br />
nur fünf <strong>im</strong> gebiet <strong>der</strong> heutigen <strong>Pfalz</strong> ansässig, zehn hingegen <strong>im</strong> nördlichen teil<br />
des ritterorts, also <strong>im</strong> heutigen rheinhessen, woraus schon deutlich wird, wo <strong>der</strong><br />
besitzmäßige und politische schwerpunkt <strong>der</strong> Oberrheinischen reichsritterschaft<br />
angesiedelt war. eine wichtige rolle für den oberrheinischen ritterort spielte die<br />
reichsstadt worms als Verwaltungsmittelpunkt; dort hatten auch viele ritterfamilien<br />
aus dem umland eigene stadthöfe.<br />
ii<br />
Mit <strong>der</strong> zunehmenden Eskalation des konfessionellen Konflikts <strong>im</strong> Reich am<br />
anfang des 17. jahrhun<strong>der</strong>ts stellte sich für die reichsritterschaft die Frage nach<br />
<strong>der</strong> künftigen ausrichtung ihrer Politik. wichtigste Max<strong>im</strong>e war bisher <strong>der</strong> zusammenhalt<br />
innerhalb <strong>der</strong> reichsritterschaft und die anlehnung an den Kaiser in<br />
abwehr <strong>der</strong> landesfürstlichen ansprüche, vor allem <strong>der</strong> calvinistischen Kurpfalz.<br />
Die Vollstreckung <strong>der</strong> reichsacht gegen die lutherische reichsstadt Donauwörth<br />
1607 und <strong>der</strong>en anschließende Übergabe an den herzog von Bayern durch den<br />
Kaiser hatte jedoch unter <strong>der</strong> mehrheitlich lutherischen reichsritterschaft für erhebliche<br />
Verunsicherung gesorgt. entscheidend war, dass mit diesem Vorfall das<br />
Prestige des Kaisers als rechtswahrer, als Beschützer <strong>der</strong> Kleinen <strong>im</strong> reich einen<br />
schweren stoß erhalten hatte, was innerhalb <strong>der</strong> reichsritterschaft zu einer Vertrauenskrise<br />
<strong>im</strong> Verhältnis zum Kaiser führte, zu einem Vertrauensverlust, <strong>der</strong> sich<br />
über jahrzehnte als irreparabel erweisen sollte. 11<br />
in den folgenden jahren versuchte man innerhalb <strong>der</strong> reichsritterschaft, unter<br />
Überbrückung <strong>der</strong> zunehmenden konfessionellen gegensätze <strong>im</strong> inneren auch<br />
weiterhin den zusammenhalt zu wahren und nach außen den Kurs einer strikten<br />
neutralität zwischen den konfessionellen Parteien <strong>im</strong> reich beizubehalten. als<br />
<strong>der</strong> pfälzische Kurfürst Friedrich V. kurz vor seinem aufbruch nach Böhmen 1619<br />
die evangelischen reichsritter zu einem treffen <strong>der</strong> protestantischen union in<br />
nürnberg einlud, verwahrten sich die rheinischen ritter gegen den Versuch, auf<br />
diese weise die konfessionelle spaltung in ihre reihen hineinzutragen, und bekräftigten<br />
ihre Neutralität in dem nun offen ausgebrochenen Konflikt. Während<br />
sich <strong>der</strong> schwäbische ritterkreis diesem Votum anschloss, stellten die fränkischen<br />
reichsritter sich offen auf die seite <strong>der</strong> gegner des Kaisers. Damit war faktisch<br />
die spaltung innerhalb <strong>der</strong> Korporation vollzogen. Dem generalkorrespondenztag<br />
<strong>der</strong> gesamten reichsritterschaft, <strong>der</strong> <strong>im</strong> darauffolgenden jahr 1620 in speyer ab<br />
10 sta Darmstadt F 2 nr. 132/3 und 132/5: Verzeichnisse <strong>der</strong> am 12. april 1627 gewählten ausschussmitglie<strong>der</strong>.<br />
11 Press, reichsritterschaft <strong>im</strong> reich (wie anm. 2) s. 115 f.<br />
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