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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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mit dem amt des Hofmeisters o<strong>der</strong> Küchenmeisters neue führungsämter herausgebildet,<br />

die exklusiv mit adligen besetzt wurden. zu den Hofämtern treten die<br />

territorialen Verwaltungsämter, die ebenfalls ausnahmslos von adligen geleitet<br />

wurden, da diese als Stellvertreter des fürsten Herrschaft ausüben mussten. 20<br />

<strong>der</strong> fürst vergab aber nicht nur führungsaufgaben an den adel, son<strong>der</strong>n<br />

konnte auch einfache funktionen mit adligen besetzen. So begegnen uns adlige<br />

Türknechte, 21 adlige Kammerdiener 22 und adlige einrösser, 23 die als Junker neben<br />

den reisigen Knechten aus bürgerlichem Stand zur leibgarde des fürsten zählten.<br />

Man hat sogar von einem adligen „Hofproletariat“ gesprochen, 24 das sich diese<br />

funktionen mit bürgerlichen Knechten teilen musste. die nichtadligen reisigen<br />

Knechte erhofften sich wie<strong>der</strong>um dank ihrer militärischen aufgabe einen aufstieg<br />

in diese untere adelsschicht. 25 Während bislang die Konkurrenz zwischen adligen<br />

und bürgerlich-gelehrten Hofleuten <strong>im</strong> fürstlichen Rat von <strong>der</strong> Forschung intensiv<br />

behandelt wurde, gibt es keine Studien zum Wettbewerb auf <strong>der</strong> ebene <strong>der</strong> unte ren<br />

Hofchargen.<br />

neben <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> Hofämter erwartete <strong>der</strong> fürst vom adel die gerade<br />

angesprochene funktion als rat in politischen, militärischen, gerichtlichen<br />

und dynastischen angelegenheiten. Seit dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t durch die Benennung<br />

von einzelpersonen o<strong>der</strong> Gruppen in den Quellen fassbar, erfuhr <strong>der</strong> rat <strong>im</strong><br />

15. Jahrhun<strong>der</strong>t eine fortschreitende institutionalisierung. dennoch ist es schwierig,<br />

die rolle und das Gewicht einzelner räte o<strong>der</strong> des rats insgesamt für die<br />

Verwaltung von Hof und Herrschaft näher zu best<strong>im</strong>men. We<strong>der</strong> waren dem rat<br />

fixierte Aufgaben zugewiesen, noch war die Zahl seiner Mitglie<strong>der</strong> definitiv festgelegt.<br />

26<br />

in einem fürstlichen rat waren regelmäßig drei Gruppen vertreten: Grafen<br />

und freiherren, ritter und edelknechte sowie geistliche und gelehrte räte, wobei<br />

letztere häufig bürgerlicher Herkunft waren. Allerdings erwarben Ritteradlige <strong>im</strong><br />

20 Henry J. Cohn, The Government of the rhine palatinate in the fifteenth Century, oxford 1965, S.<br />

235f.; Brigitte Streich, zwischen reiseherrschaft und residenzbildung. <strong>der</strong> wettinische Hof <strong>im</strong> späten<br />

Mittelalter (Mitteldeutsche forschungen 101), Köln 1989, S. 158.<br />

21 Streich (wie anm. 20), S. 439; lackner erwähnt einen Türhüter Herzog Wilhelms von Österreich, <strong>der</strong><br />

von seinem Herren belehnt wurde und einen Wappenbrief erhielt, während ein Türhüter Herzog albrechts<br />

iV. nicht nur lehen bekam, son<strong>der</strong>n zugleich als wohlhaben<strong>der</strong> unternehmer an einem eisenwerk<br />

beteiligt war; Christian lackner, Hof und Herrschaft. rat, Kanzlei und regierung <strong>der</strong> österreichischen<br />

Herzoge (1365-1406) (Mitteilungen des instituts für Österreichische Geschichtsforschung, ergänzungsbd.<br />

41), Wien 2002, S. 163. Ähnlich Gerhard Schapper, die Hofordnung von 1470 und die Verwaltung<br />

am Berliner Hofe zur zeit Kurfürst albrechts <strong>im</strong> historischen zusammenhang behandelt, leipzig<br />

1912, S. 14f.<br />

22 Gabriele ehrmann (Hg.), Georg von ehingen, reisen nach <strong>der</strong> ritterschaft. edition, untersuchung,<br />

Kommentar, Teil 1: edition (Göppinger arbeiten zur Germanistik 262/1), Göppingen 1979, S. 24f.<br />

23 Streich (wie anm. 20), S. 432f.<br />

24 Karin plodeck, Hofstruktur und Hofzeremoniell in Brandenburg-ansbach vom 16. bis zum 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

zur rolle des Herrschaftskultes <strong>im</strong> absolutistischen Gesellschafts- und Herrschaftssystem,<br />

ansbach 1972, S. 60.<br />

25 Karl-Heinz Spieß, aufstieg in den adel und Kriterien <strong>der</strong> adelzugehörigkeit <strong>im</strong> Spämittelalter, in: Kurt<br />

an<strong>der</strong>mann und peter Johanek (Hgg.), zwischen nicht-adel und adel (Vorträge und forschungen<br />

53), Stuttgart 2001, S. 1-26, hier S. 3f.<br />

26 Vgl. die in anm. 20 zitierte literatur sowie irmgard Kothe, <strong>der</strong> fürstliche rat in Württemberg <strong>im</strong> 15.<br />

und 16. Jahrhun<strong>der</strong>t (darstellungen aus <strong>der</strong> Württembergischen Geschichte 29), Stuttgart 1938, S. 20.<br />

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