Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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vater eine teilweise enterbung an, 132 und später entsetzte ihn die oberrheinische<br />
reichsritter schaft aller seiner ämter, weil er eine Konspiration gegen den ritterhauptmann<br />
von dalberg angezettelt hatte. 133 <strong>im</strong>merhin aber stand Karl Friedrich<br />
zunächst als Hofkavalier, dann Regierungs und Hof gerichtsrat in bischöflich<br />
speyerischen diensten 134 und machte schließlich Karriere in kurmain zischen militärdiensten.<br />
135 Am 2. november 1791 starb er 65jährig in mainz als kurfürstlicher<br />
Generalfeldwachtmeister. 136 Seine bereits rund ein vierteljahrhun<strong>der</strong>t zuvor verstorbene<br />
Ge mahlin maria magdalena von murach 137 aus bayerischem <strong>Adel</strong> hatte ihm<br />
Besitz an <strong>der</strong> lahn und auf dem Westerwald zugebracht. 138 Überlebende Kin<strong>der</strong><br />
gingen aus dieser ehe nicht hervor, und so erlosch mit Karl Friedrich Joseph <strong>der</strong><br />
mannesstamm <strong>der</strong> Schlie<strong>der</strong>er von lachen. Be scheidene reste schlie<strong>der</strong>ischen<br />
Allodialbesitzes gelangten über Karl Friedrichs Schwester eleonore Auguste<br />
charlotte an die Freiherren von Schall; 139 die <strong>Pfälzer</strong> Lehen fielen he<strong>im</strong> und wurden<br />
den Grafen von oberndorff übertragen. 140<br />
in summa: die Schlie<strong>der</strong>er von lachen waren ganz zweifellos eine untypische<br />
Familie des pfälzer ritteradels. <strong>der</strong> dienstbarkeit entsprossen, spielte <strong>der</strong> dienst<br />
an ganz verschiedenen, räumlich weit auseinan<strong>der</strong> gelegenen Fürstenhöfen und<br />
territorien für sie allzeit eine große rolle. ursächlich dafür war wohl ein sehr<br />
be scheidenes „Stammgut“, das <strong>im</strong> 17. Jahrhun<strong>der</strong>t durch ein Familienseniorat 141<br />
zusammengehalten wurde. Wie<strong>der</strong>holter zuerwerb von Gütern durch heirat war<br />
nur ausnahmsweise von dauer. <strong>der</strong> insgesamt wohl allzu geringe Besitz be günstigte,<br />
ja erfor<strong>der</strong>te geradezu die geographische mobilität <strong>der</strong> Familie und ihrer<br />
Angehöri gen. Dabei profitierten die Schlie<strong>der</strong>er wie<strong>der</strong>holt von prestigeträchtigen<br />
heiraten, über <strong>der</strong>en zustandekommen man allerdings nur mutmaßungen anstellen<br />
kann. Der Erfolg <strong>der</strong> solcherart entstandenen sozialen Verflechtung 142 bemisst<br />
sich nach <strong>der</strong> Teilhabe an höfischen Beziehungs netzen und am Pfründenreservoir<br />
<strong>der</strong> reichskirche, und er kann sich durchaus sehen lassen. So war es auch nur<br />
132 StA darmstadt, F2 nr. 118/1 (1736).<br />
133 StA darmstadt, F2 nr. 163/2 (1780) und 118/5 (1775); zum allgemeinen Kontext vgl. William d. Godsey<br />
Jr., nobles and nation in central europe. Free <strong>im</strong>perial Knights in the Age of revo lution, 1750 to<br />
1850, cambridge 2004.<br />
134 Krebs, dienerbücher Speyer (wie Anm. 44) S. 146 (1749/52); lA Speyer, A1 nr. 1429 (1751).<br />
135 ottfried neubecker, das letzte bekannte verzeichnis des reichsritterschaftlichen <strong>Adel</strong>s in rheinlandpfalz,<br />
in: pfälzische Familien und Wappenkunde 3 (1954) S. 1119, hier S. 17 (1757); peter lautzas,<br />
die Festung mainz <strong>im</strong> zeitalter des Ancien reg<strong>im</strong>e, <strong>der</strong> französischen revolution und des empire 1736<br />
bis 1814. ein Beitrag zur militärstruktur des mittelrheinGebietes (Ge schichtliche landeskunde 8),<br />
Wiesbaden 1973, S. 224 und 226 (1788/91); GlA Karlsruhe, 74 nr. 6842, fol. 5 und 106‘ (um 1790).<br />
136 lA Speyer, A1 nr. 1243 (†1791); lautzas (wie Anm. 134) S. 224 und 226.<br />
137 StA darmstadt, reichskammergericht (repertorium, Bestand 1944 vernichtet) (†1769), F2 nr. 85/15<br />
und 118/3; Kneschke (wie Anm. 6) Bd. 6, S. 425f.<br />
138 Seebergelverfeldt (wie Anm. 61) nr. A1236 (1770/89); hStA Wiesbaden, nassauorani sche regierung<br />
dillenburg nr. 663 und 1643 (1769/70).<br />
139 lA Speyer, A1 nr. 1243 (1792); vgl. Kneschke (wie Anm. 6) Bd. 8, S. 86f.<br />
140 lA Speyer, A1 nr. 1241 (1787); GlA Karlsruhe, 69 von oberndorff nr. 41, 47, 49, 57, 60 und 1013<br />
1016<br />
141 lA Speyer, A1 nr. 1226 (1642).<br />
142 Wolfgang Reinhard, Freunde und Kreaturen. „Verflechtung“ als Konzept zur Erforschung historischer<br />
Füh rungsgruppen. römische oligarchie um 1600 (Schriften <strong>der</strong> philosophischen Fachbereiche <strong>der</strong> universität<br />
Augs burg 14), münchen 1979.<br />
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