Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Tübingen qualifizierte, dass er in das württembergische Hofgericht aufgenommen<br />
werden konnte. 75<br />
Ähnliche erfolgsgeschichten bieten die landschaden-Chronik, 76 das familienbuch<br />
Michel von ehenhe<strong>im</strong>s 77 o<strong>der</strong> <strong>der</strong> lebensbericht Georg von ehingens. 78 fiel<br />
die Gunst des fürsten geringer aus als erhofft, gab es aber auch bittere Töne. in<br />
<strong>der</strong> flershe<strong>im</strong>er Chronik beklagt sich friedrich von flershe<strong>im</strong> über die undankbarkeit<br />
Kurfürst friedrichs i. von <strong>der</strong> pfalz, <strong>der</strong> ihm das schon lang ausstehende<br />
dienstgeld verweigerte, und verweist dabei auf seine zahlreichen Kämpfe und<br />
Verwundungen für die pfalz, die zum Verlust fast aller seiner zähne geführt hat ten<br />
bis uf zwen zeene, das ich ubel essen kann. 79<br />
unzuverlässigkeit und Wankelmut <strong>der</strong> fürsten werden auch in den an<strong>der</strong>en<br />
Chroniken thematisiert, 80 doch blieb die anlehnung an einen Hof in <strong>der</strong> Hoffnung<br />
auf die patronage des fürsten ohne alternative. zu sehr war man <strong>im</strong> ritteradel<br />
angewiesen auf den fürstlichen Schutz und Schirm, 81 auf die unterstützung eines<br />
gnädigen Herrn, wenn man mit einem an<strong>der</strong>en fürsten o<strong>der</strong> adligen Standesgenossen<br />
in Streit geriet, 82 o<strong>der</strong> auf die Gunst des fürstlichen lehnsherrn bei <strong>der</strong><br />
erneuerung, <strong>der</strong> Vermehrung o<strong>der</strong> Belastung von lehen. 83<br />
Kommen wir deshalb am Schluss auf die ambivalenz des symbiotischen Verhältnisses<br />
‚adel und Hof – Hof und adel‘ zurück. Beide waren aufeinan<strong>der</strong> angewiesen,<br />
aber <strong>der</strong> fürst scheint in jedem fall <strong>der</strong> stärkere part gewesen zu sein.<br />
zwar konnte er sich nicht aus dem netzwerk des adels lösen, doch lagen Sturz<br />
75 Kurt an<strong>der</strong>mann, die liebensteiner Chronik, in: zeitschrift für Württembergische landesgeschichte<br />
62 (2003), S. 119-177, hier S. 135f.<br />
76 langendörfer (wie anm. 13) S. 8f. und 188f.; Steffen Krieb, Vergangenheitskonstruktion zwischen<br />
Überlieferungsmangel und mündlicher Tradition. die familienchroniken <strong>der</strong> landschaden von Steinach,<br />
in: Carl / lorenz (wie anm. 73), S. 83-101.<br />
77 Michel von ehenhe<strong>im</strong> referiert in seinem familienbuch seine Tätigkeit als Vorschnei<strong>der</strong> und Tischdiener<br />
<strong>der</strong> Markgrafen friedrich und Sigmund von Brandenburg, seine auszeichnung als Träger des<br />
kranken Markgrafen albrecht achilles und seine aufnahme in den Schwanenorden durch Markgraf<br />
friedrich von Brandenburg, vgl. rabeler, familienbuch (wie anm. 66), S. 58f.<br />
78 ehrmann (wie anm. 22), S. 20f.<br />
79 otto Waltz (Hg.), die flershe<strong>im</strong>er Chronik. zur Geschichte des XV. und XVi. Jahrhun<strong>der</strong>ts, leipzig<br />
1874, S. 113; hierzu vgl. Steffen Krieb, unnd maihne, das das kheinem ritter nie wie<strong>der</strong>fahren sey, als<br />
mir. die Briefe friedrichs von flershe<strong>im</strong> als Selbstzeugnisse, in: Heinz-dieter He<strong>im</strong>ann und pierre<br />
Monnet (Hgg.), Kommunikation mit dem ich. Signaturen <strong>der</strong> Selbstzeugnisforschung an europäischen<br />
Beispielen des 12. bis 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts (europa in <strong>der</strong> Geschichte 7), Bochum 2004, S. 135-146.<br />
80 langendörfer (wie anm. 13), S. 8f. und 188f.; Krieb, Vergangenheitskonstruktion (wie anm. 76),<br />
S. 91f.<br />
81 Kolb (wie anm. 45); an<strong>der</strong>mann, liebensteiner Chronik (wie anm. 75), S. 147.<br />
82 langendörfer (wie anm. 13), S. 192f. <strong>im</strong> Streit <strong>der</strong> ritteradligen rüdt von Bödighe<strong>im</strong> und rüdt von<br />
Collenberg erklärte sich <strong>der</strong> Übergenosse Graf Johann von Werthe<strong>im</strong> auß gutter nachpawrschaft bereit,<br />
als Schiedsrichter zu fungieren, vgl. Kurt an<strong>der</strong>mann, das Briefbuch des ritters friedrich rüdt von<br />
Bödighe<strong>im</strong> (†1481) (Veröffentlichungen <strong>der</strong> Gesellschaft für fränkische Geschichte 3, 8), neustadt a. d.<br />
a. 2002, nr. 109 (25. 3. 1478).<br />
83 Karl-Heinz Spieß, lehnsrecht, lehnspolitik und lehnsverwaltung <strong>der</strong> pfalzgrafen bei rhein <strong>im</strong> Spätmittelalter<br />
(Geschichtliche landeskunde 18), Wiesbaden 1978, S. 104f. und 158f.<br />
430