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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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um nahezu das doppelte auf 130000 Gul den, was jedoch angesichts des frühen<br />

tods des kurfürsten keine nachhaltige wirkung erzielen konnte. 20<br />

<strong>der</strong> Herrschaftsantritt <strong>der</strong> katholischen <strong>Pfalz</strong>­neuburger linie 1685 markiert<br />

eine tiefe zäsur in <strong>der</strong> kurpfälzischen Geschichte. nicht nur beendete <strong>der</strong> Sparwille<br />

des neuen Kurfürsten Philipp Wilhelm die kurze Epoche höfischer Prachtentfaltung,<br />

noch gravieren<strong>der</strong> wirkte sich aus, dass <strong>der</strong> neue Herrscher überwiegend<br />

in düsseldorf residierte. 21 zwar hatte er sich zuvor <strong>im</strong> Haller rezess unter an<strong>der</strong>em<br />

dazu bereit erklärt, das bisherige regierungs­ und Hofpersonal zu übernehmen. 22<br />

die neue konfessionelle ausrichtung zeigte sich nun allerdings darin, dass etwa<br />

<strong>der</strong> kurmainzische Gehe<strong>im</strong>rat und Gesandte franz von Sickin gen­Sickingen 1686<br />

zum kurpfälzischen Hofkammerpräsidenten und obristhof meister <strong>der</strong> kurfürstin<br />

ernannt wurde. 23 damit war erstmals seit langem wie<strong>der</strong> ein wichtiges amt mit einem<br />

katholiken besetzt und die künftige richtung in <strong>der</strong> kurfürstlichen Personalpolitik<br />

vorgegeben. Sickingen eröffnete seiner familie den zugang zum kurpfälzischen<br />

dienst, seine Söhne Johann ferdinand und Heinrich wilhelm gelangten<br />

ebenfalls in Schlüsselpositionen von regierungs­ und Hofstaat.<br />

Der Orléans‘sche Krieg markierte alsbald mit <strong>der</strong> Zerstörung weiter Teile <strong>der</strong><br />

kurpfalz einschließlich <strong>der</strong> Städte Heidelberg und mannhe<strong>im</strong> einen neuerlichen<br />

einschnitt. als Sitz des Herrschers diente seit 1690 düsseldorf. <strong>der</strong> neue kurfürst<br />

Johann wilhelm stützte sich in seinen regierungskollegien wie auch den obersten<br />

Hof­ und militärbehörden vornehmlich auf mitglie<strong>der</strong> nie <strong>der</strong>rheinischer adelsgeschlechter<br />

wie <strong>der</strong> von wachtendonck, von nesselrode o<strong>der</strong> von Hilleshe<strong>im</strong> –<br />

alles familien, die Jahrzehnte später auch am mannhe<strong>im</strong>er Hof eine rolle spielen<br />

sollten. 24 <strong>Pfälzer</strong> waren hingegen nur spärlich vertreten. neben dem erwähnten Sickingen<br />

ist lediglich fürst Johann ernst von nassau­weilburg als Großhofmeister<br />

und Generalfeldmarschall zu nennen, <strong>der</strong> insofern erwähnung verdient, als er protestantischer<br />

konfession war. 25 mehrere regie rungsbeamte stammten zudem aus<br />

neuburg an <strong>der</strong> donau, dem Stammland des Herrschergeschlechts. meist handelte<br />

es sich dabei um bürgerliche familien, die nun als homines novi karriere mach­<br />

20 Schaab, kurpfalz (wie anm. 16) S. 143.<br />

21 rudolf Haas und Hansjörg Probst, die <strong>Pfalz</strong> am rhein, mannhe<strong>im</strong> 4 1984, S. 73.<br />

22 alfred Hans, die kurpfälzische religionsdeklaration von 1705. Ihre entstehung und Bedeu tung für<br />

das zusammenleben <strong>der</strong> drei <strong>im</strong> reich tolerierten konfessionen (Quellen und abhandlun gen zur mittelrheinischen<br />

kirchengeschichte 18), mainz 1973, S. 16f.; die regierungszeit von Philipp wilhelm in <strong>der</strong><br />

kurpfalz harrt noch <strong>im</strong>mer einer gründlichen aufarbeitung.<br />

23 Benz, Sickingen­Bildnisse (wie anm. 8) S. 37f.<br />

24 Hermine kühn­Steinhausen, Johann wilhelm, kurfürst von <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>, Herzog von Jülich (1658­<br />

1716), düsseldorf 1958, S. 23 und 115; vgl. friedrich lau, die regierungskollegien zu düsseldorf und<br />

<strong>der</strong> Hofstaat zur zeit Johann wilhelms (1679­1716), in: düsseldorfer Jahrbuch 39 (1937) S. 228­242<br />

und 40 (1938) S. 257­288; franz J. Burghardt, die Gehe<strong>im</strong>en räte <strong>der</strong> Her zogtümer Jülich und Berg<br />

1692 bis 1742. ein Beitrag zur nie<strong>der</strong>rheinischen Gesellschaftsstruktur <strong>im</strong> zeitalter des absolutismus<br />

(kölner Genealogische Blätter 12/13), meschede 1992.<br />

25 kurt erdmann, <strong>der</strong> Jülisch­Bergische Hofrat bis zum tode Johann wilhelms (1716), in: düs seldorfer<br />

Jahrbuch 41 (1939) S. 1­121, hier S. 42; Pierre even, die fürsten von nassau­weilburg. Politische<br />

Herrschaft <strong>im</strong> 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, in: klaus kremb (Hg.), Vom „alten reich“ zu neuen politischen ordnungsvorstellungen:<br />

kirchhe<strong>im</strong>bolanden <strong>im</strong> 18. und frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. kirch he<strong>im</strong>bolanden 1994,<br />

S. 5­24, hier S. 6.<br />

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