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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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Gesellschaft mit dem esel aus <strong>der</strong> ersten Hälfte des 15. Jahrhun <strong>der</strong>ts erwähnt, die<br />

sich als fresko <strong>im</strong> Chor <strong>der</strong> Heiliggeistkirche zu Heidelberg, dem ort <strong>der</strong> kurfürstlichen<br />

Grablege, befinden und auf diese Weise von <strong>der</strong> engen Bindung des <strong>Adel</strong>s<br />

an den Heidelberger Hof zeugnis ablegen. 67<br />

Über den Hofalltag hinaus boten reichstagsbesuche, Turniere und feste, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Hochzeiten und Totenbegängnisse, dem fürsten Gelegenheit, die Bindung<br />

des adels an seinen Hof einer größeren Öffentlichkeit zu demonstrieren.<br />

penibel zählen alle Berichterstatter die namen <strong>der</strong> Grafen, Herren und ritter <strong>im</strong><br />

Gefolge eines fürsten auf, sie vermerken, welcher adlige mit welchem rang welchen<br />

Tischdienst versah o<strong>der</strong> wer dem fürsten mit einer fackel vortanzte. Je höher<br />

<strong>der</strong> rang des in <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>im</strong> fürstlichen Hofkleid dienenden adli gen war,<br />

desto mehr Glanz fiel auf den Fürsten. Da die Zahl <strong>der</strong> anwesenden Damen ebenfalls<br />

als auszeichnung für ein fürstliches fest galt, kamen hier auch die ehefrauen<br />

des Hofadels zur Geltung. 68<br />

Kehren wir nun die perspektive um und fragen <strong>im</strong> zweiten Teil nach den erwartungen<br />

des adels, die dieser auf den Hof o<strong>der</strong> besser gesagt auf den fürsten<br />

richtete. ich kann mich dabei viel kürzer fassen, weil beide Blickwinkel einan<strong>der</strong><br />

ergänzen. Ganz allgemein wird man formulieren dürfen, dass sich <strong>der</strong> adel als<br />

Gegenleistung für seinen dienst die Gunst des fürsten erhoffte. 69 diese Gunst<br />

konnte sich in höchst vielfältiger Weise äußern. Schon die aufnahme in den Kreis<br />

<strong>der</strong> Hofleute ist als Auszeichnung zu verstehen, denn sie sorgte für Kleidung, Nahrung,<br />

Pferde und Teilhabe am höfischen Luxus. 70 Über diese Basisversorgung eines<br />

adligen Hofmanns hinaus richtete sich das ganze Streben eines adligen nach<br />

einem amt, und sei es auch noch so klein, wie es bei Georg von ehingen heißt. 71<br />

ein amt am fürstenhof steigerte das adlige prestige, das durch die zahl <strong>der</strong> pferde<br />

und das amtszeichen nach außen sichtbar wurde. <strong>der</strong> rats- o<strong>der</strong> amtssold<br />

sicherte ein geregeltes einkommen, und die nähe zum fürsten bot die Chance<br />

zur Einflussnahme. Was Gerhard Fouquet einmal mit Blick auf den Heidelberger<br />

Hof formulierte, gilt praktisch für jeden fürstenhof: er war für den adel „in hohem<br />

Maße Stätte politischer und sozialer Einflussnahme, ein hervorragen<strong>der</strong> Platz<br />

für die anknüpfung, Bewahrung und intensivierung von Beziehungen, für die<br />

67 andreas ranft, adelsgesellschaften. Gruppenbildung und Genossenschaft <strong>im</strong> spätmittelalterlichen<br />

reich (Kieler Historische Studien 38), Sigmaringen 1994, S. 9.<br />

68 Spieß, Kommunikationsformen (wie anm. 65), S. 265f.; Spieß, fürsten (wie anm. 8), S. 89f., 103f.,<br />

mit literatur S. 139f.; Gabriel zeilinger, die uracher Hochzeit 1474. form und funktion eines höfischen<br />

Festes <strong>im</strong> 15. Jahrhun<strong>der</strong>t (Kieler Werkstücke E 2), Frankfurt a. M. u. a. 2003, S. 46f., mit Abdruck<br />

<strong>der</strong> Gästeliste und des Hochzeitsberichts (S. 119f.), worin nicht nur <strong>der</strong> männliche adel in seiner<br />

ständischen Glie<strong>der</strong>ung, son<strong>der</strong>n auch die weibliche Begleitung genannt wird. dies trifft auch für die<br />

Gästeliste bei <strong>der</strong> Hochzeit pfalzgraf philipps 1474 in amberg zu. Max<strong>im</strong>ilian Buchner, Quellen zur<br />

amberger Hochzeit von 1474, in: archiv für Kulturgeschichte 6 (1908), S. 385-438, hier S. 423.<br />

69 allgemein hierzu mit einschlägigen Beispielen Sven rabeler, Vertrauen und Gunst. Klientelismus am<br />

spätmittelalterlichen Hof, in: Jan Hirschbiegel und Werner paravicini (Hgg.), <strong>der</strong> fall des Günstlings.<br />

Hofparteien in Europa vom 13. bis zum 17. Jahrhun<strong>der</strong>t (Residenzenforschung 17), Ostfil<strong>der</strong>n<br />

2004, S. 41-63.<br />

70 zeilinger, Hof (wie anm. 37), S. 120f.; Spieß, fürsten (wie anm. 8), S. 68f.<br />

71 ehrmann (wie anm. 22), S. 22: ain ampt, wie klain das wer.<br />

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