Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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die beiden neuen linien leiningenGuntersblum und leiningenHeideshe<strong>im</strong>, die<br />
1785 aus einem erbprozess hervorgingen, als agnatisch anerkannt waren und sich<br />
nach ihren neuen Stammsitzen nannten. eine Hervorhebung verdient Guntersblum,<br />
wo Graf wilhelm carl ende <strong>der</strong> 1780er Jahre ein stattliches Schloss er bauen<br />
ließ. 44 alle leiningischen Grafenlinien waren dabei auf mannhe<strong>im</strong> aus gerichtet.<br />
die kurpfälzischen Staatshandbücher zählen militärs und auch kämme rer aus ihren<br />
familien auf, dazu mit dem altleininger Grafen max<strong>im</strong>ilian einen wirklichen<br />
regierungs und Hofkammerrat, <strong>der</strong> zudem auch als oberbauamts kommissär in<br />
neuburg fungierte.<br />
darüber hinaus existierten <strong>im</strong> untersuchungsgebiet weitere residenzen min<strong>der</strong>mächtiger<br />
Reichsstände. Hierzu können neben dem wild und rheingräflichen<br />
Gaugrehweiler und dem saynwittgensteinischen neuhemsbach noch weitere Residenzdörfer<br />
o<strong>der</strong> Residenzflecken gerechnet werden. 45 neben <strong>der</strong> „schmucke[n]<br />
rokokoresidenz“, 46 welche die Grafen von <strong>der</strong> leyen in Blieskastel errichteten,<br />
stellte vor allem Pirmasens eine Beson<strong>der</strong>heit dar, da es sich binnen weniger Jahre<br />
vom unscheinbaren dorf in ein ansehnliches residenzstädtchen verwandelte. 47<br />
Verantwortlich für dieses wachstum war landgraf ludwig IX. von Hessendarmstadt,<br />
<strong>der</strong> 1726 die Grafschaft Hanaulichtenberg geerbt hatte und Pirmasens zu<br />
seiner residenz ausbauen ließ. Hier blieb er auch, als er 1768 die Herrschaft in<br />
<strong>der</strong> landgrafschaft Hessendarmstadt antrat. mehr kasernen hofsoldat als landesherr,<br />
lebte er in spartanischer anspruchslosigkeit, kompo nierte militärmärsche<br />
und verfolgte das exerzieren seiner überd<strong>im</strong>ensionierten Garnison. trotz <strong>der</strong> zuletzt<br />
knapp achttausend einwohner kam es aber nicht zur Bildung eines fürstlichen<br />
Hofstaats <strong>im</strong> eigentlichen Sinn, allenfalls könnte von einem modellierten militärstaat<br />
die rede sein. 48 Im fall von Pirmasens kommen <strong>der</strong> absolutistische wille<br />
und die leidenschaft des landesherrn zum ausdruck, einer Stadt eine völlig neue<br />
Prägung zu geben. Insofern ist die entwicklung dieser residenzstadt symptomatisch<br />
für die epoche.<br />
Eine <strong>im</strong> Hinblick auf die Ausbildung eines höfischen Lebens nachhaltigere Entwicklung<br />
gab es in kirchhe<strong>im</strong>bolanden, wo sich die 1688 in den fürstenstand<br />
erhobenen nassauweilburger in den 1740er Jahren eine standesgemäße residenz<br />
schufen. als Bauherr fungierte fürst karl august, den einst lieselotte von <strong>der</strong><br />
<strong>Pfalz</strong> als arme[s] gräffgen von Nassau verspottet hatte; <strong>der</strong> reiseschriftsteller karl<br />
ludwig von Pöllnitz freilich sah in ihm um 1730 eine Zierde des [mannhe<strong>im</strong>er]<br />
44 eva kell, die Grafschaften leiningenGuntersblum und leiningenHeideshe<strong>im</strong>, in: rothen berger,<br />
Pfälzische Geschichte (wie anm. 39) S. 332335.<br />
45 Hermann, residenzstädte (wie anm. 39) S. 297.<br />
46 Hermann, residenzstädte (wie anm. 39) S. 287; vgl. eva kell, die Grafschaft von <strong>der</strong> leyen, in:<br />
rothenberger, Pfälzische Geschichte (wie anm. 39) S. 329331.<br />
47 Hans ammerich, die landgrafschaft Hessendarmstadt, in: rothenberger, Pfälzische Ge schichte<br />
(wie anm. 39) S. 327329.<br />
48 Hellmuth Gensicke, landgraf ludwig IX. von Hessendarmstadt (17191790), in: kurt Baumann<br />
(Hg.), <strong>Pfälzer</strong> lebensbil<strong>der</strong>, Bd. 1, Speyer 1964, S. 89107, hier S. 100.<br />
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