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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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liche Verwandt schaft zum mächtigen toskanischen Grafen geschlecht <strong>der</strong> Guidi. Er<br />

hob den dritten Sohn Guido Guerras III. – nach seinem Paten Marcualdus genannt<br />

– aus <strong>der</strong> taufe. 19 Markward glückte damit etwas, was nördlich <strong>der</strong> Alpen in dieser<br />

Form wohl kaum möglich gewesen wäre: Er fand Eingang in die Kreise des hohen<br />

<strong>Adel</strong>s. Offenbar verfügte <strong>der</strong> Ministeriale über ein hohes diplomatisches Geschick<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Umgang mit fremden Kultur kreisen. Diese spezielle Kompetenz<br />

sollte ihn in Zukunft an die Seite kalabrischer Barone, genuesischer Piraten und<br />

sogar des Emirs <strong>der</strong> Musl<strong>im</strong>e Siziliens führen. 20<br />

Richtet man den Blick allein auf die frühen Jahre Markwards von Annweiler,<br />

so präsentiert sich <strong>der</strong> Truchsess zunächst als typischer Vertreter <strong>der</strong> aufsteigenden<br />

Ministerialität <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> Raum. Obgleich seine genealogischen Wurzeln<br />

gänzlich <strong>im</strong> Dunkeln liegen, gelang es ihm binnen Kurzem, eine ansehnliche Besitzbasis<br />

am nördlichen Oberrhein zu etablieren. 21 Zentrum dieses Komplexes aus<br />

Gütern und Rechten war nicht <strong>der</strong> namengebende Ort Annweiler. Größere Bedeutung<br />

hatte vielmehr die Burg Rheinhausen an <strong>der</strong> Neckar mündung. Markward<br />

war hier offen bar in die Nachfolge des 1190 auf dem Kreuzzug Friedrich Barbarossas<br />

ums Leben ge kom menen Ministerialen und Minnesängers Friedrich von<br />

hausen getreten 22 . In diesem Raum, an beiden Ufern des Rheins und am unteren<br />

Neckar, lagen weitere Herrschaftsrechte <strong>der</strong> Familie konzentriert. Darunter waren<br />

Reichsgüter ebenso wie Lehen des <strong>Pfalz</strong>gra fen und eigenständige Ankäufe Markwards.<br />

23 Der Erwerb <strong>der</strong> Besitzrechte lässt sich zeitlich auf einen relativ engen<br />

Zeitraum zwischen den Jahren 1190 und 1193 verdichten. Seine Nähe zum Herrscherhof<br />

verschaffte dem Truchsessen offenbar eine günstige Ausgangsposition<br />

für den regionalen Herrschaftsausbau, sei es als Empfänger von Belohnungen,<br />

19 Vgl. Werner Goez, Ein Brief des Grafen Guido Guerra III. an Markward von Annweiler, in: Deutsches<br />

Archiv für die Erorschung des Mittelalters 32 (1976) S. 131­146.<br />

20 Zu den wechselnden Bündnissen vgl. Ronald Neumann, Parteibildung <strong>im</strong> Königreich Sizilien während<br />

<strong>der</strong> Unmündigkeit Friedrichs II. (1198­1208) (Europäische Hochschulschriften 3,266), Frankfurt<br />

a. M. u. a. 1985. Der Genuese Wilhelm Grassus, Graf von Malta, leistete Markward be<strong>im</strong> Übergang auf<br />

die Insel Sizilien Hilfe, vgl. zu seiner Person Willy Cohn, Die Geschichte <strong>der</strong> sizilischen Flotte 1060<br />

bis 1266, Breslau 1910, S. 90f. Auf Sizilien verbündete sich Markward mit dem Emir Magded, <strong>der</strong> am<br />

21. Juli 1200 bei Monreale den Tod fand.<br />

21 Vgl. dazu Prinz, Markward (wie Anm. 17) S. 6f.; Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) Bd. 1,<br />

S. 228f., und Bd. 2, 591f.; detailliert Meinrad Schaab, Die Ministerialität <strong>der</strong> Kirchen, des <strong>Pfalz</strong>grafen,<br />

des Reiches und des <strong>Adel</strong>s am unteren Neckar und <strong>im</strong> Kraichgau, in: Friedrich Lud wig Wagner (Hg.),<br />

Ministerialität <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> Raum (Veröffentlichungen <strong>der</strong> Pfälzischen Gesell schaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Wissenschaft in Speyer 64), Speyer 1975, S. 95­121, hier S. 111­115; Keupp, Dienst und Verdienst<br />

(wie Anm. 13) S. 265­272.<br />

22 Vgl. zur Lage <strong>der</strong> Burg und ihrer Bedeutung Schaab, Ministerialität (wie Anm. 21) S. 111f.; Norbert<br />

Wagner, Zum Wohnsitz des Friedrich von Hausen, in: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche<br />

Literatur 104 (1975) S. 126­130.<br />

23 Von Heinrich VI. zu Lehen gingen Güter in Marbach, durch die Hand des <strong>Pfalz</strong>grafen kamen vor 1195<br />

die Ortsherrschaft in Großsachsen und leutershausen an <strong>der</strong> bergstraße sowie schar und den angrenzenden<br />

Ortschaften aus Lorscher Vogteilehen hinzu, vor 1194 hatte <strong>der</strong> Ministeriale zudem Lehen des<br />

Klosters Weißenburg in Rechholz und Mettenhe<strong>im</strong> vom Edelfreien Eberhard von Riet käuflich erworben.<br />

In unmittelbarer Nachbarschaft lag die Burg Affolterlohe, auf die Markwards Bru<strong>der</strong> Konrad zugunsten<br />

des Speyerer Bischofs verzichtete. Abseits dieses Besitz schwerpunkts empfing er zudem <strong>im</strong><br />

Verlauf des Jahres 1196 den Ort Leberau <strong>im</strong> Elsass als Lehen aus <strong>der</strong> Hand des französischen Königs<br />

Philipp II. August.<br />

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