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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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äte damit, geschlossen das land zu verlassen. 43 an<strong>der</strong>e räte ermahnten ihren<br />

fürstlichen Herrn, er rede zu viel und benehme sich schlecht bei Tisch, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

rügten die Trunksucht ihres fürsten. 44<br />

es gab demnach viele Bereiche, in denen <strong>der</strong> rat seinen Herrn vor Schaden zu<br />

warnen hatte. aber er sollte ja auch aktiv das Beste des fürsten betreiben. för<strong>der</strong>te<br />

<strong>der</strong> adlige rat nach Kräften die Herrschaft des fürsten und damit den ausbau<br />

<strong>der</strong> fürstlichen rechte, die sich auch gegen den adel richten konnten, schadete<br />

er sich unter umständen selbst. <strong>der</strong> Herr erwartete vom Hofadel ja nicht nur<br />

rat und dienst, son<strong>der</strong>n auch unterwerfung unter die fürstliche Schirmherrschaft<br />

und Gerichtshoheit, 45 die Bereitschaft, ihm als Bürge mit Einlagerverpflichtung<br />

zu dienen 46 o<strong>der</strong> als Kreditgeber zur Verfügung zu stehen. 47 Hier ist eine ambivalenz<br />

des fürstendienstes angesprochen, auf die am ende des Beitrags noch einmal<br />

zurückzukommen sein wird.<br />

<strong>der</strong> adel war am Hof aber nicht nur in den angesprochenen Hofämtern und <strong>im</strong><br />

rat präsent, son<strong>der</strong>n er schickte auch seine Söhne als Jugendliche dorthin. Götz<br />

von Berlichingen erinnerte sich an fünfzig bis sechzig Buben und edele Knaben,<br />

vor denen er sich rechtfertigen musste. 48 Über die edelknaben am Hof ist bislang<br />

noch kaum geforscht worden, doch nahmen sie dort eine wichtige rolle ein. 49 Sie<br />

dienten nicht nur als Gefährten für die heranwachsenden fürstensöhne, son<strong>der</strong>n<br />

übernahmen <strong>im</strong> alltag auch Tischdienste, wie Götz es getan hatte, 50 darüber hin aus<br />

Botendienste, assistierten dem fürsten bei <strong>der</strong> Jagd und <strong>im</strong> Turnier. Schließ lich<br />

fanden sie auch <strong>im</strong> frauenz<strong>im</strong>mer <strong>der</strong> fürstin Verwendung. am sächsischen Hof<br />

waren die edelknaben prächtiger gekleidet als das übrige Hofgesinde und wurden<br />

sogar vom kurfürstlichen Kürschner mit Pelzen ausstaffiert. Offenkundig spielten<br />

sie eine wichtige rolle für die repräsentation ihres Herrn, dem sie auch <strong>im</strong> Krieg<br />

43 abdruck bei Klaus flink, die klevischen Hofordnungen (rechtsgeschichtliche Schriften 9), Köln<br />

1997, nr. 13, S. 98-105.<br />

44 Spieß, fürsten (wie anm. 8), S. 31f.<br />

45 alfons Gustav Kolb, die Kraichgauer ritterschaft unter <strong>der</strong> regierung des Kurfürsten philipp von <strong>der</strong><br />

pfalz, in: Württembergische Vierteljahrshefte für landesgeschichte nf 19 (1910) S. 1-154, hier S. 7f.<br />

46 Für die Absicherung <strong>der</strong> Mitgift von Margarethe von Savoyen in Höhe von 60000 fl. stellten sich allein<br />

zehn Grafen und Herren dem Kurfürsten Ludwig III. als Bürgen mit Einlagerverpflichtung zur<br />

Verfügung; vgl. ernest Cornaz, le mariage palatin de Marguerite de Savoie (1445-1449) (Mémoires<br />

et documents 2,15), Lausanne u. a. 1932, Anhang Nr. 9, S. 110-113. Weitere Haftungsverpflichtungen<br />

des ritteradels z. B. in: adolf Koch, Jakob Wille, lambert Graf von oberndorff und Manfred<br />

Krebs, regesten <strong>der</strong> pfalzgrafen am rhein 1214 bis 1410, 2 Bde., innsbruck 1894-1939, hier Bd. 1, nr.<br />

3439, 3445, 3546, 3549, 3811, 4316, 4505 u. ö.<br />

47 Götz landwehr, die Bedeutung <strong>der</strong> reichs- und Territorialpfandschaften für den aufbau des kurpfälzischen<br />

Territoriums, in: Mitteilungen des Historischen <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> pfalz 66 (1968) S. 155-196; aus <strong>der</strong><br />

perspektive <strong>der</strong> ritteradligen von Gemmingen vgl. Kurt an<strong>der</strong>mann, die urkunden des freiherrlich<br />

von Gemmingen’schen archivs auf Burg Guttenberg über dem neckar (regesten) 1353 bis 1802 (Son<strong>der</strong>druck<br />

des He<strong>im</strong>atvereins Kraichgau 6), Sinshe<strong>im</strong> 1990, nr. 17*, 34* und 42.<br />

48 Vgl. anm. 1.<br />

49 Vgl. allgemein lutz fenske, <strong>der</strong> Knappe. erziehung und funktion, in: Joseph fleckenstein (Hg.),<br />

Curialitas. Studien zu Grundfragen <strong>der</strong> höfisch-ritterlichen Kultur (Veröffentlichungen des Max-Planckinstituts<br />

für Geschichte 100), Göttingen 1990, S. 55-127; Werner rösener, leben am Hof. Königs- und<br />

Fürstenhöfe <strong>im</strong> Mittelalter, Ostfil<strong>der</strong>n 2008, S. 157f.<br />

50 Georg von ehingen diente <strong>im</strong> Knabenalter am innsbrucker Hof <strong>der</strong> Gemahlin Herzog Sigmunds als<br />

Vorschnei<strong>der</strong> und Tischdiener; vgl. ehrmann (wie anm. 22), S. 20. zu den edelknaben am brandenburgischen<br />

Hof vgl. Schapper (wie anm. 21), S. 15 und plodeck (wie anm. 24), S. 54.<br />

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