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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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nungen –, so betrieben sie nach außen eine pragmatische und wandlungsfähige<br />

Politik unter außerachtlassung konfessioneller unterschiede.<br />

Wo die ortsherrschaft unklar o<strong>der</strong> umstritten war, konnte es durchaus zu<br />

kraftproben kommen. als Wolf von Weingarten in dem reichslehnbaren dorf<br />

Fre<strong>im</strong>ershe<strong>im</strong>, wo er ortsherr war, nach dem beispiel vieler reichsritter eine<br />

lutherische kirchenordnung einführen wollte, intervenierte das speyrer domkapitel,<br />

dem das besetzungsrecht an <strong>der</strong> dortigen kirche zustand, bei könig<br />

Fer dinand i. und erreichte tatsächlich, dass dieser am 5. Januar 1557 dem ritter<br />

kon fessionelle neuerungen untersagte. schließlich setzte sich entsprechend den<br />

Grundsätzen des augsburger religionsfriedens in Fre<strong>im</strong>ershe<strong>im</strong>, Weingarten und<br />

Kleinfischlingen­ aber­ doch­ die­ Ortsherrschaft­ und­ mit­ ihr­ das­ lutherische­ Bekenntnis<br />

durch. 64<br />

in <strong>Pfalz</strong>-Zweibrücken, wo regierung und kirchenleitung <strong>im</strong> Zeitraum zwischen<br />

1555 und 1580 die lutherische konfessionalisierung gegen den hinhaltenden<br />

Wi<strong>der</strong>stand eines teils <strong>der</strong> Pfarrerschaft forcierten, orientierten sich die adligen<br />

lehns- o<strong>der</strong> amtsträger in den vier oberämtern – so etwa die von steinkallenfels,<br />

die boos von Waldeck und die von eltz-Wecklingen o<strong>der</strong> die Grafen<br />

von Falkenstein – an den konfessionellen Vorgaben des landesherrn. 65 bei <strong>der</strong><br />

kir chenvisita tion von 1558 verweigerten jedoch <strong>der</strong> Junker boos von Waldeck<br />

für die Pfarrei hundsbach und christoph von steinkallenfels für die Pfarrei st.<br />

Julian <strong>der</strong> Visita tionskommission die kontrolle <strong>der</strong> lehre und des lebenswandels<br />

<strong>der</strong> von ihnen eingesetzten Pfarrer. inwieweit <strong>der</strong> fürstliche hof in Zweibrücken<br />

<strong>im</strong> kontext <strong>der</strong> konfessionalisierung einen aktiven beitrag zur konfessionellen<br />

ein bindung des nie<strong>der</strong>en adels geleistet hat, bedarf noch weiterer Forschungen.<br />

sicherlich hat aber die Prinzenschule in <strong>der</strong> residenzstadt, an <strong>der</strong> <strong>der</strong> katechis mus<br />

luthers ge lehrt wurde, dazu beigetragen.<br />

iV<br />

Vor eine neue, ganz an<strong>der</strong>s geartete herausfor<strong>der</strong>ung war <strong>der</strong> adel <strong>im</strong> umkreis<br />

<strong>der</strong> kurpfalz gestellt, als <strong>der</strong> heidelberger hof sich dem calvinismus zuwandte.<br />

hatte kurfürst ottheinrich sein land in einer vergleichsweise späten reformation<br />

– <strong>der</strong> letzten eines großen deutschen territoriums überhaupt – 1556 dem luthertum<br />

zugeführt, so entschied sich sein nachfolger Friedrich iii. nur wenige Jahre<br />

später, endgültig 1563, als erster deutscher reichsfürst für das reformierte be-<br />

64 Vgl. an<strong>der</strong>mann, Weingarten (wie anm. 29) s. 108; kurt an<strong>der</strong>mann, ritterschaft und konfession.<br />

beobachtungen zu einem alten thema, in: kurt an<strong>der</strong>mann und sönke lorenz (hgg.), Zwischen<br />

stagnation und innovation. landsässiger adel und reichsritterschaft <strong>im</strong> 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

(Schriften­zur­südwestdeutschen­Landeskunde­56),­Ostfil<strong>der</strong>n­2005,­S.­93-104,­hier­S.­99­Anm.­38.­<br />

65 konersmann (wie anm. 37) s. 388 f.<br />

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