Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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nach gewiesen hat, waren die Reiter <strong>der</strong> aus durch schnittlich zwanzig Söldnern<br />
beste henden Banner zumeist landsmann schaftlich eng mit ein an<strong>der</strong> verbun den,<br />
während regional völlig durchmischte Einheiten wesentlich seltener auf traten. Die<br />
regio nal kompakten Kleintruppen hatten sich vermutlich nördlich <strong>der</strong> Alpen formiert<br />
und waren in <strong>der</strong> Regel bereits vor ihrem Zug über die Alpen unter Sold genommen<br />
worden. Als unentbehrlich bei <strong>der</strong> Anwerbung erwiesen sich zweifellos<br />
gut eta blierte Kontakte zu italieni schen Agenten. Nicht selten diente <strong>der</strong> regionale<br />
Gra fenadel als promi nenter Makler und „Tür öffner für Männer mit engerem Horizont“.<br />
63 Immerhin 46 Angehörige gräflicher und fürst licher Geschlechter lassen<br />
sich ermitteln, die sich persönlich <strong>im</strong> Solddienst südlich <strong>der</strong> Alpen engagierten<br />
und zur Rekrutierung größerer Reiterkontingente neben ihrem guten Ruf auch die<br />
Netzwerke des lokalen <strong>Adel</strong>s ins grenzüberschreitende Kriegsgeschäft einbrachten.<br />
Darunter befinden sich so klangvolle Namen wie Konrad von Landau o<strong>der</strong><br />
Heinrich von Montfort, die freilich nicht in die <strong>Pfalz</strong>, son<strong>der</strong>n nach Schwaben zu<br />
setzen sind. Dynasten aus <strong>der</strong> Region des nördlichen Oberrheinraums sucht man<br />
unter den Söldner führern hingegen vergeblich. Seit staufischer Zeit fehlten hier<br />
offen bar nicht nur die die positiven Vorbil<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch die potenten Initiatoren,<br />
erfolg reicher Italien fahrten.<br />
Sicherlich gab es auch <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> Raum „die Figur des abenteuerlustigen Rit ters,<br />
<strong>der</strong> das Tor seiner Burg verrammelt und auf gut Glück über die Alpen rei tet“ 64 . Unter<br />
den Söldnern begegnen sporadisch Ritter von Alzey bis Zabern, die vielleicht<br />
diesem Typus des Aben teurers ent sprachen. Nur selten erscheinen dar über hinaus<br />
von Männern aus dem Oberrheinraum unter einem einhe<strong>im</strong>ischen Anführer,<br />
so etwa 1381 in Bologna, wo ein Bannerherr Conz von Mainz zwei Männer aus<br />
Speier und Nierstein kommandiert. 65 Zumeist handelt es sich bei den <strong>Pfälzer</strong> Reitern<br />
jedoch um Schwemmgut, das sich be<strong>im</strong> Durchzug einem beste henden Banner<br />
aus <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>rheinischkölnischen Rekrutierungs basis ange schlossen hatte. Nicht<br />
umsonst wird die Region südlich von Mainz in den italieni schen Aufzeichnungen<br />
dem nie<strong>der</strong>deutschen Bereich zugerechnet. 66 Für Italien fahrer aus dem <strong>Pfälzer</strong><br />
Raum konnte ohne die Vermittlerdienste <strong>der</strong> führenden Herren ihrer eigenen Herkunftsregion<br />
ein regelmäßiger Transfermarkt indes nicht entstehen. Eine Regeneration<br />
verarmter Ritterfamilien über Soldzahlungen und Kriegsgewinne vermochte<br />
daher, an<strong>der</strong>s als in Schwaben, nicht stattzufinden. Die Inaktivität seiner adligen<br />
Elite raubte dem <strong>Pfälzer</strong> Raum zudem die Chance, das Kulturgefälle zwischen den<br />
einsamen Höhenburgen <strong>der</strong> Haardt und den florieren den Kommunen <strong>der</strong> Poebene<br />
durch regelmäßigen Kulturkontakt zumindest zu verringern. Bis in die Zeiten<br />
Anselm Feuerbachs blieb das Land südlich <strong>der</strong> Alpen daher für den Künstler und<br />
63 Selzer, Söldner (wie Anm. 59) S. 17.<br />
64 Selzer, Söldner (wie Anm. 59) S. 79.<br />
65 Schäfer, Ritter (wie Anm. 41) Bd. 4, S. 47.<br />
66 Vgl. etwa zu Werner von Mainz aus Nie<strong>der</strong>deutschland (de bassa), einem Angehörigen <strong>der</strong> Familie<br />
Fiedler von Alzey, Karl Heinrich Schäfer, Eine Wappenurkunde deutscher Ritter in Italien, Pa<strong>der</strong>born<br />
1911, Nr. 90, S. 90. Zu den teilweise gewaltsamen Rivalitäten zwischen den Rekrutierungszentren vgl.<br />
Selzer, Söldner (wie Anm. 59) S. 169f.<br />
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