04.11.2012 Aufrufe

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nach weisen. 48 Die kleine Stadt in <strong>der</strong> Toskana hatte fünfzig deutsche Panzer reiter<br />

für zwei Monate in ihre Dienste genommen. Die in zwei Banner zu 25 Mann organisierten<br />

Kämpfer hatten nach dem Wortlaut des Vertrages schwer bewaffnet<br />

mit Armschienen und Schulter kacheln, Hand schuhen und Eisenschu hen, Panzer,<br />

Sturm haube, Eisenhut o<strong>der</strong> Helm und Beinschienen ins Feld zu rücken, zudem<br />

soll ten sie ihren Dienst mit den gekennzeichneten und durch die Hand <strong>der</strong> nachstehenden<br />

Notare beschriebe nen Rössern antreten. 49 Diese Pferde stellten offenbar<br />

das bedeutendste Kapital <strong>der</strong> deutschen Soldkämpfer dar, minu tiös werden sie in<br />

Farbe und Fellzeichnung auf dem Pergament <strong>der</strong> Urkunde ver zeichnet. Michael<br />

von Speyer ritt demnach einen braun gefleckten Streithengst, während Heinrich<br />

von Bolanden einen Schecken mit einer sternförmigen Kopf zeichnung in die<br />

schlacht führte. 50<br />

Die Preise für <strong>der</strong>artige Tiere waren enorm und stiegen am Beginn des Spätmittelalters<br />

weiter an. Auf 50 Pfund Heller taxierte eine Speyrer Urkunde den Wert<br />

<strong>der</strong> grossen rosse, mit welchen <strong>im</strong> Jahr 1310 eine Gruppe von zehn Rittern und<br />

Edelknechten auf Anweisung <strong>der</strong> Stadt mit König Heinrich VII. uber das gebirge<br />

gegen Lamparden ziehen sollten. 51 Dies ent spricht dem Wert von etwa dreißig<br />

Schweinen o<strong>der</strong> 45 Tonnen Weizen, mithin dem Kaufpreis eines statt lichen Bauernhofs.<br />

52 N<strong>im</strong>mt man die Kosten für Waffen, Rüstung und Begleitper so nal hinzu,<br />

so wird ersichtlich, dass diese Aufwendungen die Einkünfte <strong>der</strong> mei sten einfachen<br />

Edelfreien und Ministerialen um ein Beträchtliches überstiegen. Lässt sich um<br />

1150 <strong>der</strong> Besitz von drei bis fünf Hufen als Mindestausstattung eines Panzerreiters<br />

ausweisen, so war hun<strong>der</strong>tfünfzig Jahre später eine vier­ bis fünfmal größere<br />

besitzgrundlage erfor<strong>der</strong>lich. 53<br />

Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum <strong>der</strong> Solddienst in Italien gerade<br />

<strong>im</strong> 14. Jahrhun<strong>der</strong>t für viele Ritterfamilien West­ und Südwestdeutschlands<br />

zu einer existentiellen Not wen dig keit avancierte. Beson<strong>der</strong>s die nachgeborenen<br />

Söhne <strong>der</strong> kleineren Dynasten­ und Minis teria len geschlechter verfügten bisweilen<br />

nicht einmal über eine angemessene ritterliche Grundausstattung. Wer <strong>der</strong>art in<br />

Armut gerate, berichtet um 1350 Konrad von Megenberg, dem drohe unversehens<br />

48 Niese, Geschichte (wie Anm. 43) S. 239­248. Möglicherweise ist Heinrich von Bolanden identisch mit<br />

dem gleichnamigen Landkomtur von Sizilien, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Eroberung von Akkon am 18. Mai 1291 sein<br />

Leben ließ.<br />

49 Niese, Geschichte (wie Anm. 43) S. 241: cum equis signatis et scriptis per manum notarii infrascripti<br />

cum mancieris sive chorectis, cum manicis, caligis ferreis, lamieris, barbutis, bacci noctis sive pampalunis<br />

et gamberuolis forti.<br />

50 Niese, Geschichte (wie Anm. 43) S. 248: Michel. R(eportavit) unum equum pili vai bruni balçanum (...)<br />

Arrigus de Ballan. R(eportavit) unum equum pilli vai sori stella in fronta.<br />

51 Jakob Schwalm (Hg.), MGH Constitutiones et acta publica <strong>im</strong>peratorum et regum, Bd. 4,1, Hannover<br />

1906, Nr. 386, S. 334f. Vgl. Karl Heinrich Schäfer, Deutsche Ritter und Edelknechte in Italien während<br />

des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts (Quellen und Forschungen <strong>der</strong> Görres­Gesellschaft 15, 16 und 25), 4 Bde.,<br />

Pa<strong>der</strong>born 1911­1940, hier Bd. 1, S. 51f.<br />

52 Zu den Pferdepreisen Schäfer, Deutsche Ritter (wie Anm. 51) Bd. 1, S. 57­64.<br />

53 Werner Rösener, Ritterliche Wirtschaftsverhältnisse und Turnier <strong>im</strong> sozialen Wandel des Hochmittelalters,<br />

in: Josef Fleckenstein (Hg.), Das Turnier <strong>im</strong> Mittelalter, Göttingen 1985, S. 296­338, hier S.<br />

302f. und 319f.<br />

392

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!