Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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quartierte junge graf von nassau alles, was dort nicht niet und nagelfest war,<br />
mitgehen ließ, insbeson<strong>der</strong>e beklagt er den abtransport seiner Bibliothek auf das<br />
nassauische schloss siegen. 15 Doch hatten nicht nur die katholischen reichsritter<br />
zu leiden. in den gebieten, die das spanische heer <strong>im</strong> herbst 1620 eroberte, also<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> nordpfälzischen Bergland, waren die protestantischen ritter die<br />
leidtragenden. Der herr von schallodenbach, johann gottfried von sickingen,<br />
geriet dabei in spanische gefangenschaft, in <strong>der</strong> er zwei jahre später starb. 16<br />
es war nun also genau das eingetreten, was die gemeinsame Politik <strong>der</strong> reichsritterschaft<br />
in den jahren davor <strong>im</strong>mer zu verhin<strong>der</strong>n versucht hatte. Die reichsritterschaft<br />
– und zwar vor allem die oberrheinische – war unmittelbar zwischen<br />
die Fronten <strong>der</strong> großen militärischen auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen den Konfessionsparteien<br />
geraten. wenn auch die entscheidenden schlachten alle <strong>im</strong> rechtsrheinischen<br />
gebiet stattfanden, blieb die linksrheinische <strong>Pfalz</strong> doch zwei jahre lang<br />
ebenfalls Kampfgebiet, bis <strong>Pfalz</strong>graf Friedrich V. nach <strong>der</strong> schlacht bei höchst am<br />
20. juni 1622 mit seinem heer das land räumen musste. 17<br />
Damit hatte sich das regionale politische umfeld für die Oberrheinische reichsritterschaft<br />
radikal geän<strong>der</strong>t: an die stelle des calvinistischen <strong>Pfalz</strong>grafen, <strong>der</strong> infolge<br />
<strong>der</strong> vom Kaiser gegen ihn verhängten reichsacht seine Kurfürsten würde<br />
und seine territorien verloren hatte, trat jetzt <strong>der</strong> herzog von Bayern, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />
Kurfürstenwürde allerdings nur den rechtsrheinischen teil <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> mit <strong>der</strong> residenz<br />
heidelberg übernahm. Der linksrheinische teil blieb größtenteils <strong>im</strong> Besitz<br />
<strong>der</strong> spanier, nur das südpfälzische amt germershe<strong>im</strong> kam an den Bru<strong>der</strong> des Kaisers,<br />
erzherzog leopold, <strong>der</strong> dieses gebiet vom elsass aus mit seiner armee besetzt<br />
hielt. grundlage dafür waren die abmachungen, die Kaiser Ferdi nand ii. <strong>im</strong><br />
herbst 1619 mit seinen Verbündeten Bayern und spanien getroffen hatte und die<br />
besagten, dass diese Verbündeten alle gebiete, die sie <strong>im</strong> zuge <strong>der</strong> Bekämpfung<br />
Friedrichs V. eroberten, bis zur erstattung ihrer Kriegskosten durch den Kaiser als<br />
Pfand behalten durften. 18<br />
staatsrechtlich gesehen war also die landesherrschaft über die <strong>Pfalz</strong> seit 1622<br />
als he<strong>im</strong>gefallenes lehen <strong>im</strong> Besitz des Kaisers, sie wurde vorerst nur pfandweise<br />
<strong>im</strong> auftrag des Kaisers von den spaniern <strong>im</strong> linksrheinischen teil beziehungs weise<br />
von den Bayern <strong>im</strong> rechtsrheinischen teil wahrgenommen. Für die Oberrheinische<br />
reichsritterschaft hatte dies eine brisante nebenwirkung. Die jahrzehnte vor dem<br />
Dreißigjährigen Krieg waren gekennzeichnet gewesen von einer müh samen Be<br />
15 Martin, Quellen (wie anm. 14) s. 191f.<br />
16 Johann Max<strong>im</strong>ilian Humbracht, Die höchste Zierde Teutschlandes und Vortrefflichkeit des teutschen<br />
<strong>Adel</strong>s, vorgestellt in <strong>der</strong> reichs-rreyen Rheinischen Ritterschafft, Frankfurt a. M. 1707, Tfl. 71.<br />
17 zum Kriegsgeschehen in <strong>der</strong> linksrheinischen <strong>Pfalz</strong> von 1620 bis 1622 vgl. anna egler, Die spanier<br />
in <strong>der</strong> linksrheinischen <strong>Pfalz</strong> 1620 bis 1632. invasion, Verwaltung, rekatholisierung (Quellen und abhandlungen<br />
zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 13), Mainz 1971, s. 4365; Karl scherer, Die<br />
<strong>Pfalz</strong> <strong>im</strong> Dreißigjährigen Krieg. historischer Überblick, in: willi alter (hg.), <strong>Pfalz</strong> atlas, speyer 1963<br />
1994, hier textbd. 3, s. 13981413 (1981).<br />
18 Franz Maier, Die bayerische unterpfalz <strong>im</strong> Dreißigjährigen Krieg. Besetzung, Verwaltung und rekatholisierung<br />
<strong>der</strong> rechtsrheinischen <strong>Pfalz</strong> durch Bayern 1621 bis 1649 (europäische hoch schulschriften<br />
3,428), Frankfurt a. M. u. a. 1990, s. 11f.<br />
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