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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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Für langwierige politische erwägungen blieb ohnehin keine zeit mehr. am<br />

20. Dezember 1631 eroberte <strong>der</strong> schwedenkönig gustav adolf Mainz, Kurfürst<br />

anselm Kas<strong>im</strong>ir war kurz zuvor mit seiner regierung und an<strong>der</strong>en Personen <strong>der</strong><br />

katholischen Führungsspitze, darunter Kaspar lerch von Dirmstein, rheinabwärts<br />

nach Köln geflüchtet, wo sie sich auf ein jahrelanges Exil einrichten mussten,<br />

ebenso wie an<strong>der</strong>e katholische reichsritter. in <strong>der</strong> Begleitung lerchs und seiner<br />

Familie war auch seine schwester anna, die äbtissin des Klosters rupertsberg<br />

bei Bingen, das kurz darauf von den schweden zerstört wurde. Die soldaten des<br />

schwedenkönigs, den lerch in seinen ‚annales‘ als ein anmassendes haubtt aller<br />

sectischen und protestierenden teutschen fürsten bezeichnete, plün<strong>der</strong>ten auch seinen<br />

stadthof in Mainz, wobei wohl das schl<strong>im</strong>mste für ihn war, dass sie dabei das<br />

noch ungedruckte Manuskript <strong>der</strong> beiden letzten teile seines hauptwerks über die<br />

geschichte <strong>der</strong> reichsritterschaft verbrannten. 26<br />

unter <strong>der</strong> neuen schwedischen herrschaft kehrten diejenigen ritterfamilien,<br />

die dem geächteten <strong>Pfalz</strong>grafen auch <strong>im</strong> exil die treue gehalten hatten, wie<strong>der</strong><br />

ins land zurück und wurden für ihre treue mit hohen Verwaltungsposten belohnt,<br />

die Blarer von geyersberg mit den Oberämtern neustadt und germershe<strong>im</strong>, johann<br />

Kas<strong>im</strong>ir Kolb von wartenberg mit dem statthalterposten in Kaiserslautern.<br />

Die Güter <strong>der</strong> geflüchteten katholischen Ritter erhielten schwedische Offiziere und<br />

Beamte, so beispielsweise die lerchischen güter <strong>der</strong> schwedische statthalter in<br />

Mainz, stellan Mörner. unter dem Druck und den Verlockungen <strong>der</strong> schwedischen<br />

Macht war die konfessionsübergreifende solidarität innerhalb <strong>der</strong> reichsritterschaft<br />

nun endgültig zusammengebrochen, was lerch von seinem Kölner<br />

exil aus bitter beklagte: Kein reinischer vom adel hatt sich des an<strong>der</strong>n in solchen<br />

noten angenommen, dy ohncatholische aus eifer und feindtschafft unserer religion,<br />

dy catholische aus furcht, darüber wir unserem ritterstandt in privato und<br />

publico grossen schaden zugefugtt haben. 27<br />

aus <strong>der</strong> sicht <strong>der</strong> protestantischen reichsritter war es nur konsequent, dass<br />

sie auch dem antikaiserlichen heilbronner Bund beitraten, <strong>der</strong> 1633 zwischen<br />

den schweden und den protestantischen ständen <strong>der</strong> Fränkischen, schwäbischen<br />

und rheinischen reichskreise geschlossen wurde. 28 Der Oberrheinische ritterort<br />

scheint als Korporation zu dieser zeit völlig lahmgelegt gewesen zu sein. lerch<br />

hatte nach dem tod von zwei Beisitzern <strong>im</strong> engeren ausschuss, die beide 1624<br />

innerhalb kurzer zeit gestorben waren, über jahre hinweg die Führung weit gehend<br />

allein wahrgenommen. 29 1627 waren zwei neue Beisitzer gewählt worden, hans<br />

wolf von eltz und Philipp von Partenhe<strong>im</strong>, die aufgrund ihrer protestanti schen<br />

Konfession eigentlich den neuen schwedischen herren hätten genehm sein können<br />

– eltz war vor dem Krieg kurpfälzischer amtmann in Kaiserslautern –, doch starb<br />

26 Martin, Quellen (wie anm. 14) s. 197­199.<br />

27 Martin, Quellen (wie anm. 14) s. 198.<br />

28 Press, reichsritterschaft <strong>im</strong> reich (wie anm. 2) s. 118.<br />

29 sta Darmstadt F 2 nr. 132/2: Die Beisitzer <strong>im</strong> engeren ausschuss, hans zu rodenstein und hans Friedrich<br />

von Flershe<strong>im</strong>, waren beide 1624 gestorben.<br />

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