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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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die vermutlich aus <strong>der</strong> fe<strong>der</strong> eines kurfürstlichen Hofchirurgen stammte, 31 über<br />

den mannhe<strong>im</strong>er Hof berichtet: Der Staats­Rath [...], aus Furcht, daß ihn nicht<br />

etwan ein an<strong>der</strong>er in seinem Ansehen austrete, und nicht wohl gar von seinem<br />

Posten vertreibe, lässt sich sehr angelegen seyn, zu verhin<strong>der</strong>n, dass kein einziger<br />

von den Unterthanen o<strong>der</strong> Vasallen seines Herrn zu hohen Bedie nungen erhoben<br />

werde. Vielmehr sind sie von Auslän<strong>der</strong>n, und welche noch dazu die jüngsten in<br />

ihrem Geschlechte sind, eingenommen, welche, weil sie nichts zu leben haben,<br />

sich wenig um des Landes Bestes bekümmern und weiter für nichts als ihr eigenes<br />

Glück Sorge tragen. Die Generale sind gleichfals Fremde. 32<br />

die kritik des autors hatte einen wahren kern, wie <strong>der</strong> Blick in die frühen Hof­<br />

und Staatshandbücher zeigt. tatsächlich hatte schon karl Philipp bei seinem regierungsantritt<br />

1716 ganz <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> absolutistischen Herrschaftsauffassung darauf<br />

geachtet, Günstlinge und Vertraute seines Vorgängers aus dem amt zu drängen.<br />

So fielen dem Revirement die genannten Grafen von Wiser zum Opfer, während<br />

umgekehrt gleich zwei Prätendenten aus dem Hause Sickingen in ent scheidende<br />

Positionen rückten. 33 wie schon Johann wilhelm bediente sich auch karl Philipp<br />

bei <strong>der</strong> Besetzung von Schlüsselstellen zusätzlich bürgerlicher auf steiger. Herausragendes<br />

Beispiel ist Jakob tillmann von Hallberg, <strong>der</strong> zunächst als persönlicher<br />

Vertrauter und Sekretär des kurfürsten fungierte und als solcher zum kanzler und<br />

später zum Kammerpräsidenten aufstieg. Sein Einfluss ging so weit, dass er von<br />

<strong>der</strong> Personalrochade be<strong>im</strong> Herrschaftsantritt des kurfürsten karl theodor 1743<br />

ausgespart wurde, da man auf sein bewährtes wissen nicht ver zichten konnte. 34<br />

ansonsten bediente sich auch dieser kurfürst bei <strong>der</strong> Besetzung <strong>der</strong> wichtigsten<br />

regierungsposten einerseits altadliger Geschlechter aus den jülich­bergischen<br />

landen, wie <strong>der</strong> von Hompesch, von wachtendonk o<strong>der</strong> von Goldstein, an<strong>der</strong>erseits<br />

ausländischer adliger wie des marquis d’Ittre aus dem heutigen Belgien o<strong>der</strong><br />

des ministers von zedtwitz aus Böhmen. alte pfälzische adelsgeschlechter spielten<br />

demgegenüber eine untergeordnete rolle; sogar die von Sickingen gerieten in<br />

den 1740er Jahren ins höfische Abseits. 35 auch die leininger Grafen kamen trotz<br />

ihrer kurpfalztreuen Haltung kaum über reine ehrentitel und ­ämter hinaus.<br />

Stattdessen installierte <strong>der</strong> kurfürst <strong>im</strong> zuge <strong>der</strong> verschiedenen revirements in<br />

<strong>der</strong> kurfürstlichen regierung – 1743, 1756 sowie 1778 – <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> neu­ und<br />

fremde nie<strong>der</strong>adlige, die in seinen augen allerdings nicht mehr als stiftsmäßige<br />

31 Hermann wiegand, 1716 bis 1742. auf dem weg zur residenz unter kurfürst karl Philipp, in: nieß<br />

/ caroli, Geschichte (wie anm. 14) S. 332­376, hier S. 346.<br />

32 amusemens des eaux de Schwalbach, o<strong>der</strong> zeitvertreibe Bey den wassern zu Schwalbach, denen<br />

Bä<strong>der</strong>n zu wisbaden, und dem Schlangenbade […], lüttich 1739, S. 65<br />

33 Hans Schmidt, kurfürst karl Philipp von <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> als reichsfürst (forschungen zur Ge schichte<br />

mannhe<strong>im</strong>s und <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> 2), mannhe<strong>im</strong> 1963, S. 78­87; Schaab, kurpfalz (wie anm. 16) S. 173.<br />

34 Stefan mörz, die letzte kurfürstin. elisabeth augusta von <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>, die Gemahlin karl theo dors,<br />

Stuttgart 1997, S. 32.<br />

35 eva flegel, Vom freiherrn zum reichsgrafen. zur Geschichte des Hauses Sickingen zu Sickingen, in:<br />

Blätter für pfälzische kirchengeschichte 60 (1993) S. 205­223, hier S. 211f.<br />

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