04.11.2012 Aufrufe

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

390<br />

ii<br />

Dem finanziellen Fiasko des Annweilerer zum Trotz hielt <strong>der</strong> Zuzug aus dem<br />

<strong>Pfälzer</strong> Raum nach Italien in den folgenden Jahrzehnten ungebrochen an. Hintergrund<br />

war wie<strong>der</strong>um die Politik des Reiches in <strong>der</strong> Lombardei. Kaiser Fried­<br />

rich II. rief bei mehrfachen Gelegenheiten die – so schrieb er selbst – edle und<br />

kriegs erfahrene Ritterschaft Deutschlands zum Kampf für das Reich und gegen<br />

die re bellischen Kommunen Oberitaliens zu sich. 39 Nicht wenige Ritter aus bekannten<br />

<strong>Pfälzer</strong> Geschlechtern konnten sich bei dieser Gelegenheit <strong>im</strong> wahrsten<br />

Sinn des Wortes einen Namen machen. Unter ihnen ist jener aus Alzey stammende<br />

Eber hard Radekopf, dessen merkwürdig klingen<strong>der</strong> Beiname sich wohl von<br />

<strong>der</strong> toska nischen Festung Radicofani ableitet. 40 Ähnliches lässt sich für Gottfried,<br />

genannt <strong>der</strong> Püllaere vermuten, <strong>der</strong> 1236 mit einem größeren Kontingent von<br />

Reichstrup pen über Trient zum Kaiser stieß. 41 Sein Ehrenname ist ihm schwerlich,<br />

wie bis wei len vermutet, „wegen des heftigen aufbrausenden Gemüthes <strong>der</strong> ersten<br />

Fami lienglie<strong>der</strong>“ verliehen worden und <strong>im</strong> Sinn von „<strong>der</strong> Polterer“ zu interpretieren.<br />

42 Er muss vielmehr in Anlehnung an die mittelhochdeutsche Landesbezeichnung<br />

als „<strong>der</strong> Apulier“ gelesen werden. Während Gottfried als Stammvater des<br />

Ge schlechts von Hohenburg <strong>im</strong> südlichen Speyergau gilt, begründete Eberhard<br />

die Linie Lautern­Montfort. Neben ihnen konnten in spätstaufischer Zeit weitere,<br />

wenngleich weniger bedeutenden Familien entstammende Ministerialen aus dem<br />

<strong>Pfälzer</strong> Raum auf <strong>der</strong> Apeninnenhalbinsel Fuß fassen. 43<br />

39 Jean Louis Alphonse Huillard­Bréholles, Historia diplomatica Fri<strong>der</strong>ici secundi, 6 Bde., Paris<br />

1852­1861, hier Bd. 5,2, S. 664: nobilem militiam Germanie bellis expertam ad tuitionem vestri dux<strong>im</strong>us<br />

destinandam. Vgl. auch ebenda., Bd. 5,1, S. 300 und 469; ebenda Bd. 5,2, S. 1153. Siehe generell<br />

Josef Fleckenstein, Friedrich II. und das Rittertum, in: Fe<strong>der</strong>ico II e le nuove culture. Atti del XXXI<br />

Convego storico internazionale, Todi, 9­12 ottobre 1994, Spoleto 1995, S. 27­44.<br />

40 Zur Herkunft des aus Alzey stammenden Eberhard Radekopf vgl. Schreibmüller, Reichs ministerialen<br />

(wie Anm. 13) S. 40; Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) Bd. 1, S. 241; Vol ker Rödel, Der<br />

Lauterer Reichsgutkomplex. Eine Zwischenbilanz, in: Lutz Fenske (Hg.), Deut sche Königspfalzen.<br />

Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, Bd. 4: Pfal zen, Reichsgut, Königshöfe<br />

(Veröffentlichungen des Max Planck­Instituts für Geschichte 11,4), Göttingen 1996, S. 409­445, hier<br />

S. 417; Kamp, Präsenz (wie Anm. 30) S. 141­185; Bernd Schütte, König Philipp von Schwaben.<br />

Itinerar, Urkundenvergabe, Hof (Monumenta Germaniae Historica Schriften 51), Hannover 2002, S.<br />

443. Einem Hinweis auf einen früheren Eberhard von Alzey als Donator für das Prämonstratenserstift<br />

Rothenkirchen geht nach Friedrich Karl Becker, Zur Ge schichte <strong>der</strong> Alzeyer Ministerialität, in: Ministerialitäten<br />

<strong>im</strong> Mittelrheinraum (Geschicht liche Lan deskunde 17), Wiesbaden 1978, S. 38­56.<br />

41 Hermann Bloch (Hg.), Annales Marbacenses (MGH SS rer. Germ. 9), Hannover und Leipzig 1907,<br />

a. 1235, S. 89: Deinde premisit <strong>im</strong>perator exercitum in Lombardiam circa festum Philippi et Iacobi ad<br />

confortandos suos fautores, quibus prefecit Gotfridum dictum Pullaere.<br />

42 Jakob Franck, Hohenburg, Konrad von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880,<br />

S. 669­671. Richtig hingegen Hans Niese, Zur Geschichte des deutschen Soldrittertums in Italien, in:<br />

Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 8 (1905) S. 217­248, hier S.<br />

219; Peter Müller, Die Herren von Fleckenstein <strong>im</strong> späten Mittelalter. Untersuchun gen zur Geschichte<br />

eines <strong>Adel</strong>sgeschlechts <strong>im</strong> pfälzisch­elsässischen Grenzgebiet (Geschichtliche Landeskunde 34), Stuttgart<br />

1990, S. 98.<br />

43 Zu nennen wäre hier etwa <strong>der</strong> Ministeriale Hugo von Worms, <strong>der</strong> als Graf von Siena und als Podestà<br />

von Ferrara, ein Gerlaph von Worms wurde 1234 mit Lehen des Klosters Montevergine investiert, vgl.<br />

Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) S. 282; Kamp, Präsenz (wie Anm. 30) S. 180, verweist <strong>im</strong><br />

Königreich Sizilien 1254 auf einen Merkelinus mit engen Verbindungen zum Bistum Worms sowie in<br />

Avellino 1258 auf einen S<strong>im</strong>on de Guilisten, benannt nach <strong>der</strong> Burg Wilenstein in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!