Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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ii<br />
Dem finanziellen Fiasko des Annweilerer zum Trotz hielt <strong>der</strong> Zuzug aus dem<br />
<strong>Pfälzer</strong> Raum nach Italien in den folgenden Jahrzehnten ungebrochen an. Hintergrund<br />
war wie<strong>der</strong>um die Politik des Reiches in <strong>der</strong> Lombardei. Kaiser Fried<br />
rich II. rief bei mehrfachen Gelegenheiten die – so schrieb er selbst – edle und<br />
kriegs erfahrene Ritterschaft Deutschlands zum Kampf für das Reich und gegen<br />
die re bellischen Kommunen Oberitaliens zu sich. 39 Nicht wenige Ritter aus bekannten<br />
<strong>Pfälzer</strong> Geschlechtern konnten sich bei dieser Gelegenheit <strong>im</strong> wahrsten<br />
Sinn des Wortes einen Namen machen. Unter ihnen ist jener aus Alzey stammende<br />
Eber hard Radekopf, dessen merkwürdig klingen<strong>der</strong> Beiname sich wohl von<br />
<strong>der</strong> toska nischen Festung Radicofani ableitet. 40 Ähnliches lässt sich für Gottfried,<br />
genannt <strong>der</strong> Püllaere vermuten, <strong>der</strong> 1236 mit einem größeren Kontingent von<br />
Reichstrup pen über Trient zum Kaiser stieß. 41 Sein Ehrenname ist ihm schwerlich,<br />
wie bis wei len vermutet, „wegen des heftigen aufbrausenden Gemüthes <strong>der</strong> ersten<br />
Fami lienglie<strong>der</strong>“ verliehen worden und <strong>im</strong> Sinn von „<strong>der</strong> Polterer“ zu interpretieren.<br />
42 Er muss vielmehr in Anlehnung an die mittelhochdeutsche Landesbezeichnung<br />
als „<strong>der</strong> Apulier“ gelesen werden. Während Gottfried als Stammvater des<br />
Ge schlechts von Hohenburg <strong>im</strong> südlichen Speyergau gilt, begründete Eberhard<br />
die Linie LauternMontfort. Neben ihnen konnten in spätstaufischer Zeit weitere,<br />
wenngleich weniger bedeutenden Familien entstammende Ministerialen aus dem<br />
<strong>Pfälzer</strong> Raum auf <strong>der</strong> Apeninnenhalbinsel Fuß fassen. 43<br />
39 Jean Louis Alphonse HuillardBréholles, Historia diplomatica Fri<strong>der</strong>ici secundi, 6 Bde., Paris<br />
18521861, hier Bd. 5,2, S. 664: nobilem militiam Germanie bellis expertam ad tuitionem vestri dux<strong>im</strong>us<br />
destinandam. Vgl. auch ebenda., Bd. 5,1, S. 300 und 469; ebenda Bd. 5,2, S. 1153. Siehe generell<br />
Josef Fleckenstein, Friedrich II. und das Rittertum, in: Fe<strong>der</strong>ico II e le nuove culture. Atti del XXXI<br />
Convego storico internazionale, Todi, 912 ottobre 1994, Spoleto 1995, S. 2744.<br />
40 Zur Herkunft des aus Alzey stammenden Eberhard Radekopf vgl. Schreibmüller, Reichs ministerialen<br />
(wie Anm. 13) S. 40; Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) Bd. 1, S. 241; Vol ker Rödel, Der<br />
Lauterer Reichsgutkomplex. Eine Zwischenbilanz, in: Lutz Fenske (Hg.), Deut sche Königspfalzen.<br />
Beiträge zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, Bd. 4: Pfal zen, Reichsgut, Königshöfe<br />
(Veröffentlichungen des Max PlanckInstituts für Geschichte 11,4), Göttingen 1996, S. 409445, hier<br />
S. 417; Kamp, Präsenz (wie Anm. 30) S. 141185; Bernd Schütte, König Philipp von Schwaben.<br />
Itinerar, Urkundenvergabe, Hof (Monumenta Germaniae Historica Schriften 51), Hannover 2002, S.<br />
443. Einem Hinweis auf einen früheren Eberhard von Alzey als Donator für das Prämonstratenserstift<br />
Rothenkirchen geht nach Friedrich Karl Becker, Zur Ge schichte <strong>der</strong> Alzeyer Ministerialität, in: Ministerialitäten<br />
<strong>im</strong> Mittelrheinraum (Geschicht liche Lan deskunde 17), Wiesbaden 1978, S. 3856.<br />
41 Hermann Bloch (Hg.), Annales Marbacenses (MGH SS rer. Germ. 9), Hannover und Leipzig 1907,<br />
a. 1235, S. 89: Deinde premisit <strong>im</strong>perator exercitum in Lombardiam circa festum Philippi et Iacobi ad<br />
confortandos suos fautores, quibus prefecit Gotfridum dictum Pullaere.<br />
42 Jakob Franck, Hohenburg, Konrad von, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 12, Leipzig 1880,<br />
S. 669671. Richtig hingegen Hans Niese, Zur Geschichte des deutschen Soldrittertums in Italien, in:<br />
Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 8 (1905) S. 217248, hier S.<br />
219; Peter Müller, Die Herren von Fleckenstein <strong>im</strong> späten Mittelalter. Untersuchun gen zur Geschichte<br />
eines <strong>Adel</strong>sgeschlechts <strong>im</strong> pfälzischelsässischen Grenzgebiet (Geschichtliche Landeskunde 34), Stuttgart<br />
1990, S. 98.<br />
43 Zu nennen wäre hier etwa <strong>der</strong> Ministeriale Hugo von Worms, <strong>der</strong> als Graf von Siena und als Podestà<br />
von Ferrara, ein Gerlaph von Worms wurde 1234 mit Lehen des Klosters Montevergine investiert, vgl.<br />
Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) S. 282; Kamp, Präsenz (wie Anm. 30) S. 180, verweist <strong>im</strong><br />
Königreich Sizilien 1254 auf einen Merkelinus mit engen Verbindungen zum Bistum Worms sowie in<br />
Avellino 1258 auf einen S<strong>im</strong>on de Guilisten, benannt nach <strong>der</strong> Burg Wilenstein in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>.