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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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diese transformation <strong>der</strong> pfälzischen adelslandschaft wurde in <strong>der</strong> forschung<br />

bislang nur am rande thematisiert. zwar entstanden seit Heinz reifs monumentaler<br />

Studie zum westfälischen adel auch vergleichbare arbeiten zu an<strong>der</strong>en regionen<br />

wie zuletzt zu oberschwaben, Sachsen­anhalt o<strong>der</strong> <strong>der</strong> oberpfalz; 3 die<br />

linksrheinische <strong>Pfalz</strong> jedoch wurde weitgehend ausgespart. erst kurt an<strong>der</strong>mann<br />

warf die frage auf, „wie es dazu kam, dass die <strong>Pfalz</strong> ein land ohne adel wurde<br />

– keineswegs erst infolge <strong>der</strong> französischen revolution, son<strong>der</strong>n schon lange<br />

da vor“. 4 Sein fokus lag dabei auf den alteingesessenen, bodenständigen und in<br />

<strong>der</strong> regel aus <strong>der</strong> reichsministerialität hervorgegangenen adelsgeschlechtern, die<br />

<strong>im</strong> lauf <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te aus <strong>der</strong> Geschichte verschwanden, was die suggestive<br />

aus schließlichkeit seiner fragestellung erklärt. denn natürlich gab es auch <strong>im</strong><br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t adel in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>, wie noch zu zeigen sein wird. allerdings hatte<br />

die ser nur noch wenig gemein mit dem früherer Jahrhun<strong>der</strong>te. ende des 18.<br />

Jahrhun <strong>der</strong>ts gab es <strong>im</strong> nie<strong>der</strong>adel mit den freiherren von Hohenecken und den<br />

Schliede rern von lachen lediglich zwei Geschlechter <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> raum, die bis ins<br />

Spät mittelalter zurückverfolgt werden können. 5<br />

umso mehr mag es überraschen, dass dieser elitenaustausch – um einen solchen<br />

handelte es sich zweifelsohne – noch keine nähere untersuchung erfahren<br />

hat. auch dieser Beitrag kann diese lücke nicht schließen. Vielmehr sollen <strong>im</strong><br />

folgenden spezifische Aspekte <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Adel</strong>slandschaft <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong><br />

raum vom ende des 17. bis zum ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts beschrieben werden.<br />

Zu Recht erachtet Kurt An<strong>der</strong>mann das Fehlen eines höfischen Zentrums als<br />

kon stitutiv für den nie<strong>der</strong>gang des <strong>Pfälzer</strong> adels – eine entwicklung, die freilich<br />

schon <strong>im</strong> Spätmittelalter eingesetzt hatte. <strong>der</strong> Hof als anziehungspunkt fehlte für<br />

lange zeit <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> raum. entsprechend verweist die <strong>im</strong> titel dieses aufsatzes<br />

gestellte Frage ‚Im höfischen Niemandsland?‘ auf die thematische Leitlinie, die<br />

dem Beitrag zugrunde liegt: die Wechselwirkung von höfischen Zentren auf <strong>der</strong><br />

einen und <strong>der</strong> adelslandschaft auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

3 Heinz reif, westfälischer adel 1770 bis 1860. Vom Herrschaftsstand zur regionalen elite (kri tische<br />

Studien zur Geschichtswissenschaft 35), Göttingen 1979; eva labouvie, adel in Sachsen­anhalt.<br />

Höfische Kultur zwischen Repräsentation, Unternehmertum und Familie, Köln 2007; Thomas Barth,<br />

adelige lebenswege <strong>im</strong> alten reich. <strong>der</strong> landadel <strong>der</strong> oberpfalz <strong>im</strong> 18. Jahr hun<strong>der</strong>t, regensburg<br />

2005; marko kreutzmann, zwischen ständischer und bürgerlicher lebenswelt. adel in Sachsen­we<strong>im</strong>ar­eisenach<br />

1770 bis 1830 (Veröffentlichungen <strong>der</strong> Histori schen kommission für thüringen 23), köln<br />

2008; mark Hengerer und elmar l. kuhn (Hgg.), adel <strong>im</strong> wandel. oberschwaben von <strong>der</strong> frühen<br />

Neuzeit bis zur Gegenwart, 2 Bde., Ostfil<strong>der</strong>n 2006; zu Bayern vgl. neuerdings Walter Demel und Ferdinand<br />

kramer (Hgg.), adel und adels kultur in Bayern (zeitschrift für bayerische landesgeschichte<br />

Beih. 32), münchen 2008. zum frühneuzeitlichen adel <strong>im</strong> Überblick vgl. außerdem rudolf endres,<br />

adel in <strong>der</strong> frühen neuzeit (enzyklopädie deutscher Geschichte 18), münchen 1993; michael Sikora,<br />

<strong>der</strong> adel in <strong>der</strong> frü hen neuzeit, darmstadt 2009; roland G. asch, europäischer adel in <strong>der</strong> frühen<br />

neuzeit. eine einführung, köln 2008.<br />

4 kurt an<strong>der</strong>mann, „die mauern liegen nie<strong>der</strong>, die Hallen sind zerstört...“ zur Geschichte <strong>der</strong> reichsministerialen<br />

<strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> raum, in: mitteilungen des Historischen <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> 102 (2004) S. 121­<br />

137, hier S. 123.<br />

5 an<strong>der</strong>mann, mauern (wie anm. 4) S. 123.<br />

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