Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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iii<br />
Der Romzug des Jahres 1310 gilt als Initialzündung für eine neue Hochkonjunktur<br />
deutscher Soldritter südlich <strong>der</strong> Alpen. Nach dem Tod Heinrichs VII. in<br />
Buonconvento blieb ein Teil <strong>der</strong> kaiserlichen Streitmacht in Oberitalien zurück.<br />
Die meisten dieser Ritter begaben sich in den Dienst <strong>der</strong> ghibellinischen Hoch burg<br />
Pisa, aber auch auf guelfischer Seite und unter den Truppen des Papstes be gegnen<br />
bald darauf Kontingente deutscher Panzerreiter: 59 Politische Zersplitte rung und<br />
ökonomische Prosperität schufen den Boden für einen florierenden Söldnermarkt.<br />
Die rasch wechselnden Allianzen und die Angst <strong>der</strong> auf Illegit<strong>im</strong>i tät gegründeten<br />
Signorien vor <strong>der</strong> Macht bewaffneter Bürgermilizen legten den Grund für eine<br />
gute Bezahlung und die ständige Aussicht auf Beute <strong>im</strong> jährlichen Rhythmus des<br />
Krieges. Die D<strong>im</strong>ension des deutschen Soldrittertums ist dabei kaum zu überschätzen.<br />
Allein für Florenz lassen sich <strong>im</strong> Zeitraum zwischen 1343 und 1363 nahezu<br />
8500 verschiedene Reiter aus den nordalpinen Regionen des Reiches namentlich<br />
belegen, die Mailän<strong>der</strong> Visconti hielten in Spitzenzeiten gut zwanzigtausend Söldner<br />
unter Waffen: Deutschland hat nichts an<strong>der</strong>es <strong>im</strong> Sinn, als Raubsöldner zum<br />
Untergang <strong>der</strong> Städte zu rüsten, und aus seinen Wolken er gießt sich ein eiserner<br />
Regen auf unser Land, resümierte voll Entsetzen über die Massenbewegung des<br />
deutschen Ritteradels kein geringer als Francesco Pe trarca. 60<br />
Der <strong>Pfälzer</strong> Anteil am italienischen Söldnermarkt des Trecento blieb indes überschaubar.<br />
Jen seits <strong>der</strong> Romzüge Ludwigs des Bayern und Ruprechts von <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong><br />
verschlug es nur wenige Einzel gänger vom nördlichen Oberrhein auf die Apenninenhalbinsel.<br />
61 Für die Stadt Pisa hat <strong>der</strong> Hamburger Historiker Stephan Selzer<br />
gerade einmal sechs Prozent <strong>der</strong> bekannten Namen in <strong>der</strong> Groß region Mit telrhein<br />
und Hessen verorten können. 62 Auf das Gebiet des späteren bayeri schen Rheinkreises<br />
fokussiert sinkt dieser Anteil auf nicht mehr als magere zwei Pro zent punkte.<br />
Als Zentren <strong>der</strong> Söldnerrekrutierung erwiesen sich vielmehr <strong>der</strong> Nie <strong>der</strong>rhein um<br />
Köln und die Landschaften Schwabens. Verant wortlich für die Distanz <strong>Pfälzer</strong><br />
Soldkämpfer zum italienischen Kriegsschauplatz mögen schlechte Erfahrungen in<br />
<strong>der</strong> Fremde gewesen sein. Auffällig erscheint, dass gerade am Auftakt <strong>der</strong> Söldnerepoche<br />
in Italien, in einer Pisaner Vertragsurkunde des Jahres 1322, die vielleicht<br />
59 Vgl. zu Zahlen und Entwicklungen Stephan Selzer, Deutsche Söldner <strong>im</strong> Italien des Trecento (Bibliothek<br />
des Deutschen Historischen Instituts in Rom 98), Tübingen 2001.<br />
60 Konrad Burdach und Paul Piur (Hgg.), Petrarcas Briefwechsel mit deutschen Zeitgenossen, Berlin<br />
1933, S. 204: Germania nil aliud studet quam stipendiarios latrones in reipublice exitium armare, et e<br />
suis nubibus in nostras terras iugem ferreum <strong>im</strong>brem pluit, dignum, non infitior, quia volentibus accidit.<br />
61 Ein Beispiel für einen erfolgreichen Rückkehrer, <strong>der</strong> sich auf dem Italienzug Karls IV. <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong><br />
Stadt Speyer Verdienste erworben hat, wäre Konrad Schnittlauch von Essingen, vgl. Kurt An<strong>der</strong>mann,<br />
Studien zur Geschichte des pfälzischen Nie<strong>der</strong>adels <strong>im</strong> späten Mittelalter. Eine vergleichende Untersuchung<br />
an ausgewählten Beispielen (Schriftenreihe <strong>der</strong> Bezirksgruppe Neustadt <strong>im</strong> Historischen <strong>Verein</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> 10), Speyer 1982, S. 92. Für den Hinweis in <strong>der</strong> Dis kussion bin ich Herrn Wilfried Schweikart<br />
(Essingen) zu Dank verpflichtet.<br />
62 Selzer, Söldner (wie Anm. 59) S. 218.