Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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gebührende satisfaktion zu leisten. Die satisfaktion bestand allerdings lediglich<br />
darin, dass effern in einem weiteren schreiben lerch zwar versicherte, er werde<br />
sich an den kaiserlichen Befehl halten, ihn zugleich aber zu einem ordentlichen<br />
Prozess auffor<strong>der</strong>te, mit <strong>der</strong> ankündigung, dass er ihn bis zum ge richtlichen austrag<br />
<strong>der</strong> sache weiterhin als lügner bezeichnen werde. 21<br />
Diese auch für die damalige zeit ungewöhnlich heftige und emotionale reaktion<br />
seines gegenspielers scheint für lerch nicht ganz unerwartet gekommen zu<br />
sein, denn schon vor antritt seiner Mission nach regensburg hatte er gegenüber<br />
seinen Kollegen <strong>im</strong> ritterausschuss seiner Befürchtung ausdruck gegeben, dass<br />
effern seine ganze wut an ihm persönlich auslassen werde, und für diesen Fall<br />
um den Beistand <strong>der</strong> ritterschaft gebeten. Der grund für diese persönlichen an<strong>im</strong>ositäten<br />
dürfte wohl darin zu suchen sein, dass effern in den jahren 1614 bis<br />
1618 als kurmainzischer Vicedom in aschaffenburg amtiert hatte und in dieser<br />
Funktion direkter Vorgesetzter des tauberbischofshe<strong>im</strong>er amtmanns lerch war.<br />
Man darf wohl annehmen, dass das Verhältnis <strong>der</strong> beiden schon damals nicht ungetrübt<br />
gewesen war, vielleicht einer <strong>der</strong> gründe, die lerch dazu bewogen, sein<br />
kurmainzisches amt aufzugeben.<br />
ein weiterer grund allgemeiner natur dürfte aber auch darin gelegen haben,<br />
dass effern dem nie<strong>der</strong>rheinischwestfälischen landadel entstammte, <strong>der</strong> von <strong>der</strong><br />
reichsritterschaft als nicht ganz ebenbürtig erachtet wurde. Derartige Differenzen<br />
hatten in den vorangegangenen jahrzehnten gerade in dem schon erwähnten streit<br />
um das zugangsrecht zum Mainzer Domkapitel auch politische D<strong>im</strong>ensionen erhalten.<br />
jetzt, zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs, sah <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>rheinischwestfälische<br />
landadel die chance gekommen, <strong>im</strong> gefolge <strong>der</strong> neuen spanischen herren<br />
in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> entscheidende Positionen zu besetzen, wobei er seine traditionell<br />
guten Verbindungen zu den spanischen nie<strong>der</strong>landen und seine anhänglichkeit<br />
an den Katholizismus ausnutzen konnte. auch die bayerische Verwaltung in heidelberg<br />
war von seinen angehörigen dominiert. Der bis 1639 dort amtierende bayerische<br />
statthalter heinrich von Metternich entstammte ebenso dieser gruppe wie<br />
sein nachfolger johann von <strong>der</strong> horst, dessen Bru<strong>der</strong> überdies zur gleichen zeit als<br />
Domdekan zu speyer auch die weltliche herrschaft über das hochstift führte, so<br />
dass ein großteil des Oberrheingebietes in dieser zeit von einer aus <strong>der</strong> Düsseldorfer<br />
gegend stammenden landadelsfamilie regiert wurde. 22 Die reichs ritterschaft<br />
fand hingegen während <strong>der</strong> ganzen zeit des Dreißigjährigen Kriegs keinerlei zugang<br />
zu diesen Verwaltungen, die protestantischen Mitglie<strong>der</strong> natür lich ohnehin<br />
nicht, aber auch die katholischen Mitglie<strong>der</strong> konnten nur auf in direktem weg über<br />
den Kaiserhof politischen Einfluss zu nehmen suchen bezie hungsweise auch über<br />
21 lha Koblenz 53 B nr. 2359, s. 17: schreiben efferns an lerch de dato alzey, 4. januar 1624.<br />
22 zu Metternich vgl. Franz Maier, heinrich von Metternich, stiftsdekan zu w<strong>im</strong>pfen und bayeri scher<br />
statthalter in heidelberg. eine biographische skizze aus dem Dreißigjährigen Krieg (337. Protokoll<br />
<strong>der</strong> arbeitsgemeinschaft für geschichtliche landeskunde am Oberrhein), Karlsruhe 1994; zu horst vgl.<br />
Maier, unterpfalz (wie anm. 18) s. 549.<br />
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