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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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landstuhl 1646 von lothringischen truppen besetzt. erst 1680 konnten nach längerem<br />

rechtsstreit <strong>im</strong> zuge <strong>der</strong> mainzer teilung die linien Sickingen­Hohenburg<br />

und Sickingen­Sickingen das ihnen zustehende erbe antreten. 8 Bei den Sickingen<br />

handelte es sich natürlich nicht um ein landfremdes Geschlecht, aber <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> meisten ihrer linien lag doch rechts des rheins.<br />

Stellen wir diesen Befund den Verhältnissen um 1789 gegenüber, so zeigen<br />

sich bemerkenswerte Verän<strong>der</strong>ungen. zwar blieb die zahl <strong>der</strong> reichsstände einigermaßen<br />

konstant, sieht man einmal ab von den durch teilungen entstandenen<br />

neuen linien <strong>im</strong> Haus <strong>der</strong> Grafen von leiningen. an<strong>der</strong>s verhielt es sich be<strong>im</strong> nie<strong>der</strong>en<br />

adel. die karte von 1789 verzeichnet als Besitzer reichsständischer Herrschaften<br />

eine ganze reihe neuer Geschlechter wie beispielsweise <strong>der</strong> von Hallberg<br />

o<strong>der</strong> von wiser, o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> kurpfalz landsässige Güter wie die <strong>der</strong> von Hacke o<strong>der</strong><br />

von zedtwitz. <strong>der</strong> <strong>Pfälzer</strong> raum hatte ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts wie <strong>der</strong> einen<br />

eigenen adel, <strong>der</strong> allerdings nicht auf jahrhun<strong>der</strong>tealte Bodenständigkeit zurückblicken<br />

konnte.<br />

als Hauptursache für diese entwicklung kann die verän<strong>der</strong>te residenzenlandschaft<br />

<strong>im</strong> und um den <strong>Pfälzer</strong> raum angeführt werden. zwar gab es nach wie vor<br />

kein höfisches Zentrum in <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>; Residenzen wie Dürkhe<strong>im</strong>, Kirchhe<strong>im</strong>bolanden,<br />

zweibrücken o<strong>der</strong> Pirmasens waren zu klein, um eine größere anziehungskraft<br />

entfalten zu können. allerdings vollzogen sich auf dem rechten rheinufer<br />

infolge <strong>der</strong> mehrfachen Verlegung <strong>der</strong> kurpfälzischen residenz wirkmächtige än<strong>der</strong>ungen,<br />

die auch auf das linksrheinische umland ausstrahlten – mit positiven<br />

wie mit negativen folgen.<br />

diese außerordentliche Bedeutung fürstlicher Höfe <strong>im</strong> 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

spiegelt sich in dem Begriff „höfisches Zeitalter“ wi<strong>der</strong>, mit <strong>der</strong> diese Epoche in<br />

<strong>der</strong> regel bezeichnet wird. dabei war die entwicklung nicht zuletzt eine folge<br />

<strong>der</strong> zunehmenden machtkonzentration des frühneuzeitlichen Staats nach 1648, in<br />

<strong>der</strong>en zuge die fürstlichen Höfe und residenzen als „soziale Gravitationszentren“<br />

ihre regionale Umgebung <strong>im</strong>mer stärker beeinflussten und strukturierten. 9 damit<br />

einher ging eine „refeudalisierung“ <strong>der</strong> Höfe, mit <strong>der</strong>en Hilfe die hohe Landes­<br />

Obrigkeit die vornehmsten und mächtigsten Familien <strong>im</strong> Lande nach Hofe ziehet,<br />

[was ...] zugleich ein Mittel ist, ihre Macht und Gewalt zu befestigen – so die Sicht<br />

des aufklärungsphilosophen christian wolff. 10 ähnlich argumentierte zwei Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

später auch <strong>der</strong> Soziologe norbert elias, demzufolge <strong>der</strong> Hof pr<strong>im</strong>är<br />

ein Instrument zur Beherrschung des adels war. elias’ thesen wurden auch in<br />

deutschland übernommen, wegen ihrer gänzlichen ausrichtung auf die Verhält­<br />

8 Hans­werner langbrandtner, die Sickingische Herrschaft landstuhl. Vom reichsland zum ritterschaftlichen<br />

kleinterritorium (europäische Hochschulschriften 3,469), frankfurt a. m. u. a. 1991, S.<br />

120f.; michael Benz, Sickingen­Bildnisse, münchen 1985, S. 115f.<br />

9 rainer a. müller, <strong>der</strong> fürstenhof in <strong>der</strong> frühen neuzeit (enzyklopädie deutscher Geschichte 33),<br />

münchen 2004, S. 17, hier auch weitere literatur; vgl. außerdem zur Geschichte des Hofs inklusive<br />

Bibliographie das Themenfeld ‚Pompadour und ihre Zeit‘ <strong>im</strong> Portal http://www.historicum.net (zugriff<br />

am 30. 9. 2009).<br />

10 müller, fürstenhof (wie anm. 9) S. 34.<br />

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