Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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kaum möglich, wie ein Blick in die Besoldungslisten und Staatshandbücher illustriert.<br />
Die Begriffe „Hof“ und „höfische Gesellschaft“ werden daher <strong>im</strong> folgenden<br />
<strong>im</strong>mer in einem weiteren, umfassen<strong>der</strong>en Sinn verwendet.<br />
512<br />
II<br />
die kurpfalz war noch lange zeit von den folgen des dreißigjährigen kriegs<br />
gezeichnet. dies galt für das land und seine Städte, aber auch für den regionalen<br />
<strong>Adel</strong>, <strong>der</strong> <strong>im</strong> 17. Jahrhun<strong>der</strong>t durch die Kriege und biologische Zufälle empfindlich<br />
dez<strong>im</strong>iert wurde. 16 das linke rheinufer war ein adelsarmes land. die wenigen<br />
dort noch begüterten Geschlechter unterhielten keine engeren Beziehungen<br />
zur kurpfalz. dies hatte mehrere ursachen. So zeigt das Beispiel <strong>der</strong> dalberg, <strong>der</strong><br />
wambolt von umstadt o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> von Gemmingen, dass <strong>der</strong> kurpfälzische Hof<br />
nach einführung des reformierten Bekenntnisses nicht nur für katholische, son <strong>der</strong>n<br />
auch für lutherische Geschlechter an attraktivität verloren hatte. die katho liken,<br />
die überwiegend <strong>der</strong> oberrheinischen reichsritterschaft angehörten, wand ten sich<br />
vorzugsweise katholischen dienstherren zu o<strong>der</strong> brachten ihre Söhne in den domkapiteln<br />
von Speyer, Worms und Mainz unter, wo diese mitunter großen Einfluss<br />
gewannen. 17 die elsässische ritterschaft wie<strong>der</strong>um, die nach 1648 eine rechtliche<br />
Son<strong>der</strong>stellung einnahm, zeigte sich eher frankreich o<strong>der</strong> <strong>der</strong> rechtsrheinischen<br />
ortenau zugewandt. 18 umgekehrt konnte <strong>der</strong> bescheidene kur pfälzische Hof nach<br />
dem dreißigjährigen krieg dem adel auch nur wenig bieten. Hierfür verantwortlich<br />
war nicht nur die kriegsbedingte armut des kurfürsten tums, mehr noch spielten<br />
die verworrenen familiären Verhältnisse <strong>im</strong> Herrscher haus eine ungute rolle.<br />
die unglückliche ehe kurfürst karl ludwigs mit char lotte von Hessenkassel<br />
führte letztlich dazu, dass <strong>der</strong> Kurfürst sich selten in Hei delberg, umso häufiger<br />
aber in Schwetzingen o<strong>der</strong> dem wie<strong>der</strong>erbauten mann he<strong>im</strong> aufhielt, wo er für seine<br />
morganatische Gattin luise von degenfeld ein be scheidenes Schloss errichten<br />
ließ. eine Hofhaltung o<strong>der</strong> ein Hof als zentraler, attraktiver anziehungspunkt für<br />
den regionalen adel war unter diesen Vorausset zungen allenfalls in ansätzen entwickelt.<br />
19 erst mit dem Herrschaftsantritt des kurfürsten karl <strong>im</strong> Jahr 1680 sollte<br />
sich dies än<strong>der</strong>n. Innerhalb weniger Jahre stieg <strong>der</strong> etat für den Hof in Heidelberg<br />
16 meinrad Schaab, Geschichte <strong>der</strong> kurpfalz, Bd. 2: neuzeit, Stuttgart 1992, S. 212.<br />
17 zur ämterbesetzung in <strong>der</strong> kurpfalz vgl. manfred krebs, die kurpfälzischen dienerbücher 1476 bis<br />
1685, in: zeitschrift für die Geschichte des oberrheins 94 (1942) S. m7m168; kurt Stuck, Personal<br />
<strong>der</strong> kurpfälzischen zentralbehörden in Heidelberg 1475 bis 1685 unter besonde rer Berücksichtigung <strong>der</strong><br />
kanzler (Schriften zur Bevölkerungsgeschichte <strong>der</strong> pfälzischen lande 12), ludwigshafen 1986. zum<br />
Stiftsadel vgl. Peter Hersche, die deutschen domkapitel <strong>im</strong> 17. und 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, 3 Bde., Bern<br />
1984, v. a. Bd. 1, S. 165169 und 187191.<br />
18 Baumann, adel und Bürgertum (wie anm. 1) S. 201f., vgl. erich Pelzer, <strong>der</strong> elsässische adel <strong>im</strong><br />
Spätfeudalismus. tradition und wandel einer regionalen elite zwischen dem west fälischen frieden und<br />
<strong>der</strong> revolution (16581790) (ancien rég<strong>im</strong>e, aufklärung und revolution 21), münchen 1990.<br />
19 Schaab, kurpfalz (wie anm. 16) S. 129.