Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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gischen konfession anhingen, die Freiheit <strong>der</strong> religionsausübung gewährt. dies<br />
war <strong>der</strong> ausgangspunkt einer von den entschieden evangelischen ständen wie kurpfalz<br />
o<strong>der</strong> den reformierten Wetterauer Grafen verfochtenen Freistellungs bewegung,<br />
<strong>der</strong> sich die reichsritter aber nicht anschlossen. 53 so richtete die reichsritterschaft<br />
am 21. dezember 1576 eine supplik an den kaiser, in <strong>der</strong> die für den<br />
adel gefährliche Freistellung in <strong>der</strong> religion explizit abgelehnt wurde; alleinige<br />
richtschnur müsse <strong>der</strong> land- und religionsfriede bleiben. 54 die sich hier anbahnende<br />
interessenverbindung zwischen ritterschaft und geistlichen Für stentümern<br />
blieb bis zum ende des alten reiches bestehen. sie hatte ihren Grund auch darin,<br />
dass reichsritter in fast allen domkapiteln zahlreich vertreten waren und gerade<br />
<strong>im</strong> mit telrheinischen, pfälzischen und fränkischen raum mit einem anteil von<br />
mehr als zwei dritteln dominierten. Zwischen dem Westfälischen Frieden und<br />
dem beginn des 19. Jahr hun<strong>der</strong>ts stammten hierzuland die meisten bischöfe aus<br />
reichsritterlichen Fami lien, darunter auch mehrere kurfürsten. die teilhabe an den<br />
geistlichen Fürstentümern war eine wesentliche Voraussetzung für die behauptung<br />
<strong>der</strong> selbständigkeit <strong>der</strong> reichsrit ter bis zum ende des alten reiches.<br />
Weshalb schlossen sich die nie<strong>der</strong>adligen in unserem raum in ihrer großen<br />
mehrheit <strong>der</strong> reformation an? Zweifellos war es in den meisten Fällen eine echte<br />
Gewissensentscheidung, gefällt aus <strong>der</strong> sorge <strong>der</strong> adligen um ihr seelenheil und<br />
um ihre stellung vor Gott. die leitung einer eigenen kirche und die aufsicht über<br />
einen eigenen Pfarrer kamen aber auch ihrem autonomiestreben entgegen. 55 es<br />
wardeshalb–signifikantetwain<strong>der</strong>KurpfalznachdemÜbergangzumLuthertumunter<br />
kurfürst ottheinrich seit 1556 – eine entscheidung für eine streng lutherische<br />
aus prägung <strong>der</strong> reformation, 56 oftnochdurchmischtmitaltgläubigenundflacianischen<br />
elementen. 57 die zweifellos daneben vorhandenen wirtschaftlichen und<br />
politi schen Gründe waren meist untrennbar mit ideellen motiven verbunden. die<br />
adli gen suchten sowohl die anlehnung an die Fürsten als auch ihre autonomie.<br />
die epoche zwischen dem augsburger religionsfrieden beziehungsweise dem<br />
abschluss des trienter konzils und dem ausbruch des dreißigjährigen kriegs,<br />
also zwischen 1555/63 und 1618, wird heute auch als Zeitalter <strong>der</strong> konfessiona<br />
lisierung 58 <strong>im</strong> sinn einer von einer scharfen bekenntnismäßigen abgrenzung<br />
aus gehenden Versittlichung und disziplinierung von klerus und untertanen sowie<br />
einer generellen mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> herrschaftsgefüge mit hilfe eines zentral<br />
durchgeführten reformprogramms „von oben“ bezeichnet. in dieser Zeit wurden<br />
bereits wichtige strukturelle Weichenstellungen vorgenommen, auch wenn die<br />
53 Press, reichritterschaft (wie anm. 11) s. 218 anm. 42.<br />
54 sta darmstadt, F 2 nr. 143 fol. 371-380.<br />
55 Walther (wie anm. 50) s. 192.<br />
56 Walther (wie anm. 50) s. 192.<br />
57 so die bezeichnung für die anhänger des matthias Flacius illyricus (1520-1575), eines auch als kirchenhistoriker<br />
hervorgetretenen kompromisslosen Verfechters eines orthodoxen luthertums.<br />
58 Grundlegend hierzu heinz schilling, die konfessionalisierung <strong>im</strong> reich. religiöser und gesellschaftlicher<br />
Wandel in deutschland zwischen 1555 und 1620, in: historische Zeitschrift 246 (1988)<br />
s. 1-45; vgl. auch heinrich richard schmidt, konfessionalisierung <strong>im</strong> 16. Jahrhun<strong>der</strong>t (enzyklopädie<br />
deutscher Geschichte 12), münchen 1992.<br />
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