Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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mainz o<strong>der</strong> aschaffenburg, auch worms aus. In den dortigen domkapiteln und<br />
regierungen fallen einige mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> familien von Hacke, Sturmfe<strong>der</strong> und vor<br />
allem von Sickingen auf, die teilweise beachtliche karrieren machten. allerdings:<br />
Die Strahlkraft des Mannhe<strong>im</strong>er Hofes konnten auch die fürstbischöflichen Höfe<br />
nicht erreichen.<br />
528<br />
IV<br />
das land ohne adel, dem wir <strong>im</strong> 17. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> raum noch begegneten,<br />
hatte sich binnen eines Jahrhun<strong>der</strong>ts in eine ansehnliche adelslandschaft<br />
verwandelt. zu den wenigen alten, etablierten reichsständen gesellten sich<br />
<strong>im</strong> 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zahlreiche nie<strong>der</strong> und vor allem neuadlige Geschlechter, die<br />
hier teils reichsunmittelbare, meist aber <strong>im</strong> kurpfälzischen territorium gelegene<br />
Besitzungen erwarben und diese zu adligen landsitzen ausbauten. Verantwortlich<br />
dafür zeichnete vor allem die Personalpolitik <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>neuburger kurfürsten, die<br />
nach ihrem Herrschaftsantritt 1685 bevorzugt auf katholische, gut ausgebildete<br />
Bürgerliche setzten und diese nicht selten zur Belohnung o<strong>der</strong> motivation vom<br />
kaiser nobilitieren ließen. dabei entstammten diese aufsteiger nur selten <strong>der</strong><br />
region, meist kamen sie aus dem JülichBergischen o<strong>der</strong> dem neuburger raum<br />
und waren somit landfremde. nach ihrer nobilitierung erwarben diese, die in <strong>der</strong><br />
regel in <strong>der</strong> residenzstadt mannhe<strong>im</strong> wohnten, landgüter in <strong>der</strong> näheren umgebung.<br />
diese bauten sie meist zu stattlichen landsitzen aus, um so ihrem neuen<br />
Stand auch in dieser Hinsicht gebührenden ausdruck zu geben. wie ein konzentrischer<br />
kreis entstand so um mannhe<strong>im</strong> eine adelslandschaft mit zahlreichen<br />
kleinen Schlössern und Herrensitzen, die <strong>der</strong> region links wie rechts des rheins<br />
ihren Stempel aufdrückten. Im Vergleich zu an<strong>der</strong>en landschaften kann dies<br />
durchaus als Beson<strong>der</strong>heit angesehen werden. In <strong>der</strong> regel wirkte die landes herrliche<br />
residenz als anziehungspunkt für den adel <strong>der</strong> umgebung, <strong>der</strong> die nähe<br />
des Hofs suchte, in die Stadt zog und sich ambitionierte Stadthäuser baute. 82 In <strong>der</strong><br />
kurpfalz des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist hingegen ein umgekehrter trend festzustel len:<br />
die residenz erzeugte den adel, <strong>der</strong> in das umland ausgriff; sie generierte einen<br />
landadel, den es in <strong>der</strong> kurpfalz so bisher nicht gegeben hatte. diese Schicht,<br />
die als „adel von des fürsten Gnaden“ vom regenten abhängig war, 83 diente als<br />
rekrutierungspotential für Politik und Verwaltung und spielte auch eine rolle<br />
in <strong>der</strong> rekatholisierungs politik <strong>der</strong> <strong>Pfälzer</strong> kurfürsten. Sie hatte maßgeb lichen<br />
anteil an <strong>der</strong> herrschaftlichen durchdringung des kurpfälzischen Staats gebiets<br />
und an <strong>der</strong> Positionierung katholischer Gefolgsleute vor ort. dennoch gelang es<br />
82 am Beispiel <strong>der</strong> residenzstadt des fürstbischofs von münster vgl. marcus weidner, landadel in münster<br />
1600 bis 1760. Stadtverfassung, Standesbehauptung und fürstenhof (Quellen und forschungen zur<br />
Geschichte <strong>der</strong> Stadt münster nf 18/12), 2 Bde., münster 2000, hier Bd. 1, S. 532 und 554f.<br />
83 Burghardt, Gehe<strong>im</strong>en räte (wie anm. 24) S. 161.