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Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

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<strong>der</strong> Rückfall in die bäuerliche Lebensform. 54 Der gelehrte fränkische Ministerialensohn<br />

riet jungen Rittern daher in einer solchen Zwangslage, nach <strong>der</strong> Gewohnheit<br />

des deutschen <strong>Adel</strong>s in <strong>der</strong> Lombardei Solddienst zu nehmen. Mit etwas Geschick<br />

und Ausdauer könne ein junger Mann dort durchaus sein Glück machen:<br />

Zu Beginn freilich müsse er als Page mühevollen Dienst verrichten, sich von den<br />

Tischabfällen ernähren und den Nacken auf einen Stein o<strong>der</strong> ein Brett statt auf<br />

ein Fe<strong>der</strong>kissen betten. 55 Doch wer sich auf dieser untersten Stufe des Söldnertums<br />

bewähre, dem werde einer <strong>der</strong> Reiter bald sein Reservepferd anvertrauen.<br />

Wenn ein solcher Aufsteiger dann sparsam mit seinem Sold haushalte, könne er<br />

sich binnen Kurzem selbst ein Ross anschaffen und als vollwertiges Mitglied <strong>der</strong><br />

Söldnerge meinschaft zu Geld und Ansehen gelangen. 56<br />

Die zehn nie<strong>der</strong>adligen Reiter, die 1310 <strong>im</strong> Dienst <strong>der</strong> Stadt Speyer nach Italien<br />

zogen, gehörten in <strong>der</strong> Tat zur ökonomischen Unterschicht des örtlichen Nie<strong>der</strong>adels.<br />

Identifizieren lassen sich Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familien von Flomborn, Deideshe<strong>im</strong><br />

und Monshe<strong>im</strong>, die nach Ausweis <strong>der</strong> Landesgeschichtsforschung bereits<br />

an sich als „nicht reich und nicht bedeutend“ gekennzeichnet werden müssen. 57<br />

Die genannten Personen gehören zudem nicht den Hauptlinien <strong>der</strong> genannten Geschlechter<br />

an, die nachweislich in <strong>der</strong> He<strong>im</strong>at verblieben waren. Insofern müssen<br />

die 20 Mark Silber, die jedem <strong>der</strong> Romzugsteilnehmer aus <strong>der</strong> städtischen Kasse<br />

für Pferde und Rüstung ausbezahlt wurden, einen attraktiven Anreiz für die gefahrvolle<br />

Fahrt über die Alpen dargestellt haben. Hinzu kamen 4 beziehungsweise<br />

3 Mark an monatlichem Sold, <strong>der</strong> – die Stadt zeigte sich hier großzügig – auch<br />

in Gefangenschaft und bei Krankheit fortgezahlt werden sollte. 58 Die materielle<br />

Grundsicherung <strong>der</strong> ritterlichen Lebensführung war gewährleistet, die Aussicht auf<br />

satte Zusatzeinkünfte aus <strong>der</strong> zu erwartenden Kriegsbeute zweifellos attraktiv.<br />

54 Sabine Krüger (Hg.), Konrad von Megenberg, Ökonomik (MGH Staatsschriften des späten Mittelalters<br />

3), 3 Bde., Stuttgart 1973­1984, hier Bd. 1, I 2, c. 19: Sunt autem quidam iuvenes militares, quorum<br />

parentes fortuna deseruit, ut infra paternos l<strong>im</strong>ites conversari pudeat ipsos.<br />

55 Krüger, Konrad von Megenberg (wie Anm. 54) Bd. 1, I 2, c. 20, S. 99: Hiis condicionibus apposite<br />

bona germina sunt prosperanda, si cum hiis paciencia currat, ut scilicet iuvenis frag mentis tabularum<br />

alacriter pr<strong>im</strong>o cibetur et lapidem aut lignum pro cervicali plumoso sibi noc turna quies amministret.<br />

Nam hiis adiectivis pedester iuvenis velociter in equitem substantivatur et fit pr<strong>im</strong>itus alicuius ascensor.<br />

56 Krüger, Konrad von Megenberg (wie Anm. 54) Bd. 1, I 2, c. 20, S. 100: Sic stipendiariorum societas,<br />

si se fideliter rexerit ac mutuo iuverit, preciosa lucra poterit congregare. Cum autem fortuna decentem<br />

habitum runcinorum et peccunie de<strong>der</strong>it, exul militans ad paternas l<strong>im</strong>ites re vertatur, ne forte hyans<br />

aviditas iam partita degluciat et in tantis lucrandis dubia perseveret.<br />

57 Franz Joseph Mone, Kraichgauer Urkunden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 14 (1862)<br />

S. 311­335, hier S. 334. Vgl. zur Familie von Flomborn Breuer, Orientierung (wie Anm. 36) S. 148­<br />

159. Zur Bevölkerung Deideshe<strong>im</strong>s Kurt An<strong>der</strong>mann, Umrisse einer Ge schichte Deideshe<strong>im</strong>s während<br />

des späten Mittelalters und <strong>der</strong> frühen Neuzeit, in: Kurt An<strong>der</strong> mann und Berthold Schnabel<br />

(Hgg.), Deideshe<strong>im</strong>. Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt <strong>im</strong> Weinland, Sigmaringen 1995, S.<br />

81­110.<br />

58 Schwalm (wie Anm. 51) Nr. 386, S. 334f.: Wuerde ouch einre in diesem dienste an rihtec lichen dingen,<br />

gevangen unde bringet daz zu mit zwein o<strong>der</strong> drien sin gesellen dem meister o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>n, die daz uf irn<br />

eit sagent, deme sollent die burgere alle die wile sine gesellen in disem dienste uze sint, geben sinen solt.<br />

[...] Wirt aber ir dieheinre also siech, daz er nit webern mag, unde bringet daz zu, also davor geschriben<br />

stat, deme sollent die burgere ouch geben sinen solt bis daz die reise wert unde sine gesellen her wi<strong>der</strong><br />

he<strong>im</strong> koment.<br />

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