04.11.2012 Aufrufe

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ter und ratspositionen am fürstenhof rang. 33 allerdings liegen hierzu noch kaum<br />

forschungsergebnisse vor. 34<br />

Selbstverständlich waren nie sämtliche nachgewiesene räte an einem fürstenhof<br />

gleichzeitig anwesend. Wir treffen hier auf das eingangs erwähnte phänomen<br />

von einem engeren und weiteren fürstenhof. einige räte weilten mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

ständig be<strong>im</strong> fürsten, an<strong>der</strong>e wurden nur bei best<strong>im</strong>mten Gelegenheiten herangezogen.<br />

an einigen Höfen gab es auch die unterscheidung zwischen räten<br />

und räten von Haus aus, die nur auf beson<strong>der</strong>e anfor<strong>der</strong>ung an den Hof kamen,<br />

an sonsten aber auf ihrem ansitz blieben. 35 <strong>im</strong> alltag scharte sich deshalb nur ein<br />

kleiner Kreis von räten um den fürsten. Von den 434 räten, die beispielsweise für<br />

den König beziehungsweise Kaiser friedrich iii. in den 53 Jahren seiner re gierung<br />

namhaft gemacht werden können, wurden nur vier bis sechs vom Herr scher zu den<br />

täglichen ratssitzungen herangezogen. 36 an den fürstenhöfen scheint die zahl <strong>der</strong><br />

täglichen räte nicht viel größer gewesen zu sein. 37<br />

die Hofordnungen des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts lassen einen geregelten Geschäftsgang<br />

des rats erkennen, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Sommer um sechs uhr und <strong>im</strong> Winter um sieben uhr<br />

morgens seinen dienst aufnahm, ihn für das bereits zwischen 10 und 12 uhr eingenommene<br />

Mittagessen unterbrach und danach bis 16 uhr fortsetzte. <strong>der</strong> rat<br />

besaß einen gewissen ermessensspielraum, da <strong>der</strong> fürst ihm die entscheidung<br />

darüber anhe<strong>im</strong>stellte, welche Sachen ohne o<strong>der</strong> mit seiner anwesenheit zu verhandeln<br />

seien. 38 allerdings hing es vom persönlichen Stil des Herrschers ab, ob er<br />

dem rat relativ freie Hand ließ o<strong>der</strong> nicht. 39<br />

auf jeden fall hatte <strong>der</strong> rat am Hof eine beson<strong>der</strong>e Vertrauensstellung. Je<strong>der</strong><br />

fürstenspiegel wies den Herrscher auf die schwierige aufgabe hin, für seinen rat<br />

33 Streich (wie anm. 20), S. 154f.; frhr. von Brandenstein (wie anm. 29), S. 213f. zur integration<br />

<strong>der</strong> Grafen und Herren in den fürstlichen Hof vgl. Karl-Heinz Spieß, Grafen und Herren aus dem<br />

rhein-Main-Gebiet zwischen Königtum und fürstlicher Hegemonie <strong>im</strong> Spätmittelalter, in: Blätter für<br />

deutsche landesgeschichte 136 (2000), S. 135-163; <strong>der</strong>s., zwischen König und fürsten. das politische<br />

Beziehungssystem südwestdeutscher Grafen und Herren <strong>im</strong> späten Mittelalter, in: an<strong>der</strong>mann /<br />

Joos (wie anm. 17), S. 13-34.<br />

34 zu fragen wäre in diesem Kontext, ob <strong>der</strong> soziale rang und die funktion eines Grafen o<strong>der</strong> Herrn am<br />

fürstenhof deckungsgleich waren. <strong>der</strong> Vorrang des nichtfürstlichen Hochadels wurde am wettinischen<br />

Hof <strong>im</strong> alltag erkennbar, weil vier Grafen und Herren mit dem fürsten an einem Tisch speisten. erst<br />

wenn ein platz wegen <strong>der</strong>en abwesenheit leer blieb, durften die am zweiten Tisch plazierten räte nachrücken.<br />

Vgl. reinhardt Butz, die Stellung <strong>der</strong> wettinischen Hofräte nach ausweis <strong>der</strong> Hofordnungen<br />

des ausgehenden Mittelalters, in: Holger Kruse und Werner paravicini (Hgg.), Höfe und Hofordnungen<br />

(1200-1600) (residenzenforschung 10), Sigmaringen 1999, S. 321-336, hier S. 328.<br />

35 Kothe (wie anm. 26), S. 20.<br />

36 Heinig (wie anm. 15), S. 150f.; Spieß, fürsten (wie anm. 8), S. 126.<br />

37 in Württemberg belief sich die zahl <strong>der</strong> täglich anwesenden räte auf zwei bis vier; Kothe (wie anm.<br />

26), S. 27; Gabriel zeilinger, dienst und Gunst. <strong>der</strong> uracher Hof Graf eberhards <strong>im</strong> Bart zwischen<br />

alltag und festtag, in: peter rückert (Hg.), <strong>der</strong> württembergische Hof <strong>im</strong> 15. Jahrhun<strong>der</strong>t. Beiträge<br />

einer Vortragsreihe des arbeitskreises für landes- und ortsgeschichte, Stuttgart (Veröffentlichungen<br />

<strong>der</strong> Kommission für geschichtliche landeskunde in Baden-Württemberg B 167), Stuttgart 2006, S. 115-<br />

148, hier S. 129.<br />

38 die Hofordnung Kurfürst Joach<strong>im</strong>s ii. von Brandenburg, neu hg. und durch untersuchungen über Hofhalt<br />

und Verwaltung unter Joach<strong>im</strong> ii. erläutert von Martin Hass (Historische Studien 87), Berlin 1910,<br />

S. 31f.; arthur Kern (Hg.), deutsche Hofordnungen des 16. und 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts (denkmäler <strong>der</strong><br />

deutschen Kulturgeschichte, abt. 2), 2 Bde., Berlin 1905-1907.<br />

39 friedrich iii. beharrte offenbar auf seiner anwesenheit; vgl. Spieß, fürsten (wie anm. 8), S. 126.<br />

422

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!