Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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drang er 1198 in den Norden des Königreichs vor. 33 Nach wechselvollen Kämpfen<br />
wagte er <strong>im</strong> Oktober des Folge jahres einen Vorstoß auf die Insel selbst. Dort konnte<br />
er sich <strong>im</strong> Herbst 1201 <strong>der</strong> Hauptstadt Palermo und des jungen Königs Fried<br />
rich II. bemächtigen. Im September 1202 erklärte als letzte Stadt <strong>der</strong> Insel auch<br />
Messina ihre Bereitschaft, Markward die Tore zu öffnen. Auf dem Weg dorthin<br />
ereilte diesen jedoch in patti unerwartet <strong>der</strong> tod.<br />
Als den „den Prototyp des staufischen Reichsbeamten dienstmännischer Art“<br />
hat man den <strong>Pfälzer</strong> Ministerialen bezeichnet, hat ihn zugleich als eine „Führergestalt<br />
renaissancehaften Ausmaßes“ und „die lebendigste Ver kör perung <strong>der</strong> unverbrauchten,<br />
ungestüm vorwärtsdrängenden Kraft, die in <strong>der</strong> staufischen Reichsdienst<br />
mannschaft lebte“, apostrophiert. 34 Mit Blick auf den <strong>Pfälzer</strong> Raum fällt die<br />
Bilanz des Itali enunternehmens Markwards jedoch geradezu desaströs aus. 35 ein<br />
Rücktransfer <strong>der</strong> <strong>im</strong> Südreich erworbenen Reichtümer lässt sich nirgendwo nachweisen,<br />
Reinvestitionen in die he<strong>im</strong>atliche Besitzstellung fanden offenbar nicht<br />
statt. Bei allen Einzel erfolgen auf italie nischem Boden blieb <strong>der</strong> Herrschaftsaufbau<br />
an <strong>der</strong> Neckar mündung daher nicht mehr als Stückwerk. Die Hinterbliebenen<br />
des Truchsessen mussten rasch erkennen, dass die Investiti onsblase Italien<br />
geplatzt war. 36 So gingen nicht nur die Orte Rechholz und Mettenhe<strong>im</strong> dauer haft in<br />
den Besitz <strong>der</strong> Zisterze H<strong>im</strong>merod über. Selbst die 60 Mark Silber, die <strong>der</strong> Truchsess<br />
dem Kloster Weißenburg <strong>im</strong> Elsass als <strong>der</strong>en ursprüng lichem Lehens herren<br />
zum Ausgleich versprochen hatte, konnten aus <strong>der</strong> verfügbaren Finanz masse nicht<br />
beglichen werden. 37 Auch wenn man sicherlich von keinem regel rechten Bankrott<br />
<strong>der</strong> Erben sprechen kann: Die Familie Mark wards von Annwei ler zählt <strong>im</strong><br />
weiteren Verlauf des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts zweifellos zum Prekariat <strong>der</strong> <strong>Pfälzer</strong> Ministerialengeschlechter.<br />
Ihr Besitzstand am Mittelrhein löste sich späte stens in den<br />
1250er Jahren durch Verkäufe, Verpfändungen und Lehensauftragun gen nahezu<br />
vollständig auf. 38<br />
33 Gesta Innocentii papae III. in: ? (Jacques Paul Migne, Patrologiae cursus completus, Series latina 214),<br />
Paris 1855, c. 23, S. XXXIX f.: Marcualdus autem, regressus in regnum, ad occupan dum illud totis<br />
viribus intendebant, praetendens, quod, ex testamento <strong>im</strong>peratoris, ipse debebat esse baiulus regis et<br />
regni. Ähnlich auch Richard von San Germano (wie Anm. 32) a. 1198, S. 19.<br />
34 Bosl, Reichsministerialität (wie Anm. 13) Bd. 1, S. 196, und Bd. 2, S. 598.<br />
35 Auch nach Kurt An<strong>der</strong>mann, Die Mauern liegen nie<strong>der</strong>, die Hallen sind zerstört ... zur Ge schichte<br />
<strong>der</strong> Reichsministerialen <strong>im</strong> <strong>Pfälzer</strong> Raum, in: Mitteilungen des Historischen <strong>Verein</strong>s <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong> 102<br />
(2004) S. 121138, S. 132, wird man mit Blick auf Markward „zu einer günstigen Bilanz kaum gelangen<br />
können“.<br />
36 Vgl. zu den Nachkommen Schaab, Ministerialität, S. 111115; HansJürgen Breuer, Die politische<br />
Orientierung von Ministerialität und Nie<strong>der</strong>adel des Wormser Raumes <strong>im</strong> Spätmittel alter (Quellen<br />
und Forschungen zur hessischen Geschichte 111), Darmstadt und Marburg 1997, S. 303306; Keupp,<br />
Dienst und Verdienst (wie Anm. 13) S. 269272. Wenn <strong>der</strong> Kölner Kunst historiker Stephan Hoppe neuerdings<br />
in Werner Krieg von Hirschberg einen Sohn Markwards sehen will und sich überdies selbst in<br />
die Nachkommenschaft des Truchsessen einreiht, entbehrt dies je<strong>der</strong> genealogischen Stichhaltigkeit.<br />
37 Vgl. dazu Franz Xaver Remling, Urkundenbuch zur Geschichte <strong>der</strong> Bischöfe von Speyer, 2 Bde.,<br />
Mainz 18521853, hier Bd. 1, Nr. 123, S. 139f.<br />
38 Wohl vor 1252 verkaufte Dietrich von Lindelbrunn, <strong>der</strong> Enkel Markwards, die Burg Hausen, das Patronatsrecht<br />
zu Schar und die übrigen Lehen seines Vaters an den <strong>Pfalz</strong>grafen, vgl. Adolf Koch und<br />
Jakob Wille, Regesten <strong>der</strong> <strong>Pfalz</strong>grafen bei Rhein, Bd. 1, Innsbruck 1894, Nr. 1115, S. 64 (irrtümlich zu<br />
1284).<br />
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