Adel im Pfälzer rAum - Historischer Verein der Pfalz
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Erzählung für die erinnernde Identifikation einer Nie<strong>der</strong>adelsfamilie mit dem kaiserlichen<br />
Haus sein, ein symbolisches Ehrgeschenk für einen kaiserlichen Diener<br />
aus <strong>der</strong> ritterschaft zumal.<br />
An einem letzten Beispiel aus <strong>der</strong> Flershe<strong>im</strong>er Chronik sei die ambivalente Haltung<br />
des von seinem sozialen bewusstsein her dezidiert nie<strong>der</strong>adligen Chronisten<br />
in <strong>der</strong> Rolle des reichsfürstlichen Bischofs zum Schluss noch einmal etwas ausführlicher<br />
vorgeführt. Nach <strong>der</strong> historie, die bischof Philipp erzählt, habe Friedrich von<br />
Flershe<strong>im</strong>, <strong>der</strong> Onkel, aus seinem Dienst bei Herzog Karl dem Kühnen von Burgund<br />
zumindest reichlichen finanziellen Gewinn gezogen, ein z<strong>im</strong>lich baarschafft<br />
hinterlassen, die er kin<strong>der</strong>los testamentarisch dem Gesamtgeschlecht vermachte. 70<br />
Daraus wurden die infolge <strong>der</strong> nicht entlohnten Königs und Fürstendienste seines<br />
Vaters Friedrich von Flershe<strong>im</strong> überschuldeten FamilienErbgüter ausgelöst und<br />
verschiedene fromme stiftungen eingerichtet. Friedrich von Flershe<strong>im</strong>, bischof<br />
Philipp zitiert die in <strong>der</strong> Familiensaga überlieferten Worte des onkels, habe in <strong>der</strong><br />
tat in Karl dem Kühnen ein gnedigen herrn gefunden, von dem Friedrich nie, wie<br />
er versicherte, hätte weichen können noch wollen. Und so ist Friedrich von Flershe<strong>im</strong>,<br />
<strong>der</strong> ehrliche unnd strennge ritter, <strong>der</strong> für seinen burgundischen Herzog manche,<br />
in <strong>der</strong> Chronik fein aufgezählte schlacht geschlagen hatte, mit seinem herrn<br />
<strong>im</strong> Januar 1477 vor Nancy <strong>im</strong> veldt geblieben. seinen leichnam hätten edelleute<br />
nicht weit von dem erschlagenen burgun<strong>der</strong>herzog gefunden. 71 dennoch – über<br />
diesen an sich ehrenvollen und ruhmheischenden schlachtentod, sogar in Philippe<br />
de Commynes Memoiren war Bischof Philipp auf Spurensuche nach seinem Vorfahren<br />
gegangen, 72 urteilt <strong>der</strong> Chronist: Es sei denen von Flersshe<strong>im</strong> ein schedlicher<br />
todt gewesen. Denn ein <strong>der</strong>art in <strong>der</strong> ritterlichhöfischen Kultur Burgunds<br />
unterrichteter ritter und ein in diesem raum politisch ebenso erfahrener amtmann<br />
hätte Max<strong>im</strong>ilian I. noch überaus nützlich werden können, die burgundische Erbschaft<br />
habsburgs zu bewältigen und so auch den stamm und namen <strong>der</strong> Flershe<strong>im</strong><br />
zu erhöhen. 73<br />
Was also bedeutete dem <strong>Pfälzer</strong> Nie<strong>der</strong>adel <strong>im</strong> 15. und beginnenden 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
herrendienst, wenn das Geschlecht von Flershe<strong>im</strong> eher eine ausnahme<br />
darstellte? und macht es sich die Geschichtswissenschaft nicht zu einfach damit,<br />
in handbüchern von hof und amt als erfüllung ritterschaftlicher lebensformen<br />
zu handeln, gleichgültig gegenüber epoche, situation und region?<br />
70 Waltz, Flershe<strong>im</strong>er Chronik (wie Anm. 3) S. 42f.; dazu Paravicini, Deutsche <strong>Adel</strong>skultur (wie Anm.<br />
56) S. 469.<br />
71 Waltz, Flershe<strong>im</strong>er Chronik (wie Anm. 3) S. 41f.<br />
72 Dazu Paravicini, Deutsche <strong>Adel</strong>skultur (wie Anm. 56) S. 467, Anm. 61; Joseph Calmette und Georges<br />
Durville (Hgg.), Philippe de Commynes. Mémoires, 3 Bde., Paris 19241925.<br />
73 Waltz, Flershe<strong>im</strong>er Chronik (wie Anm. 3) S. 42; Paravicini, Deutsche <strong>Adel</strong>skultur (wie Anm. 56) S.<br />
469.<br />
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